Zwei Beispiele, die verdeutlichen, wie leicht aus Schulden eine Überschuldung werden kann
Erst krank, dann arbeitslos
Hedwig (39) und Paul (42), Eltern zweier minderjähriger Kinder (13 und 16) kauften sich vor sieben Jahren eine Eigentumswohnung. Durch die Ausgaben für die Wohnungseinrichtung und die Anschaffung eines Leasingautos entstanden dem Paar zusätzliche Kosten. Der Familienvater verursachte vor zwei Jahren einen Autounfall, aufgrund dessen er über einen langen Zeitraum hinweg im Krankenstand war. Da die Unfallfolgen Paul daran hinderten, seine berufliche Tätigkeit vollständig auszuüben, musste er Lohneinbußen hinnehmen. Zusätzlich wurde die Familie mit weiteren Einkommensreduzierungen konfrontiert, da Hedwig wegen einer Betriebsauflösung ihre bisherige Teilzeitbeschäftigung verlor. Sie konnten ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Lohnpfändungen, Besuche des Exekutors sowie die Androhung der Versteigerung der Wohnung verschärften ihre Lage. In vielerlei Hinsicht zeigt sich, dass die Familie sehr unter den Schulden beeinträchtigt ist. Die schwierige Finanzsituation äußert sich in Beziehungsproblemen. Paul fürchtet den Verlust seines Arbeitsplatzes. Hedwig hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Beide Kinder haben schulische Probleme.
Schlechte Ausbildung und Familiengründung
Sabine (23) und ihr ehemaliger Lebensgefährte Markus (24), die gemeinsam zwei Kinder (4 und 1) haben, sind beide überschuldet. Zu Beratungsbeginn in einer bevorrechteten Schuldnerberatungsstelle hat Sabine Schulden über 7.300 Euro bei elf Gläubigern. Ihr monatliches Einkommen von insgesamt 1.040 Euro setzt sich aus Kinderbetreuungsgeld (638 Euro), Wohnbeihilfe (70 Euro) und Familienbeihilfe (332 Euro) zusammen. Markus ist mit 11.000 Euro bei 14 Gläubigern in Zahlungsverzug und lebt von Notstandshilfe in der Höhe von 688 Euro. Der Weg in die Überschuldung begann bei Sabine durch den Abbruch der Lehre aufgrund der Geburt ihres ersten Kindes mit 18 Jahren. Durch das verringerte Einkommen stieg die Kontoüberziehung an und offene Mobiltelefonrechnungen konnten nicht mehr beglichen werden. Bestellungen bei Versandhäusern verschärfte die Schuldensituation. Markus hat zwei Lehren abgebrochen. Trotz des Besuchs diverser AMS Kurse fand er keine dauerhafte Beschäftigung. Er überzog sein Konto weiter. Versicherungsprämien blieben unbezahlt und einen Kredit für ein Auto, das er nicht mehr besaß, konnte er nur mehr sehr schleppend zurückzahlen. Im Jahr 2003 wurde das zweite Kind geboren. Markus musste den Wehrdienst beim Bundesheer antreten. Das Einkommen von Markus und Sabine reichte für die Familie nicht mehr aus. Die Lebensgemeinschaft der beiden zerbrach. Sabine überzog weiterhin ihr Konto. Offene Rechnungen (wie z.B. Behandlungskosten im Krankenhaus, Miete) konnten nicht mehr bezahlt werden. Daraufhin wandte sich Sabine an das Sozialamt, das sie an eine bevorrechtete Schuldnerberatungsstelle weiter verwies.
Gut gefuehrter Blog, gefaellt mir sehr. Auch gute Themen.