„Humbi und Mohna auf der wilden Wiese“ ist das zweite Kinderbuch der Autorin Carina Lendl aus Traun. In diesem gibt sie dem etwas sperrigen Thema „Bodenversiegelung“ ein Gesicht, nämlich das von zwei beherzten Wildbienen, mit deren Hilfe sie das Verschwinden von Naturflächen auf die Augenhöhe von Kindern projiziert.
Auf das Thema Bodenfraß stieß Carina Lendl beim Spazierengehen. Eine Wiese entlang ihres gewohnten Weges war plötzlich verschwunden – von einem Tag auf den anderen. Die Bodenversiegelung hatte wieder einmal zugeschlagen. „Aber keiner redet von den Lebewesen“, sagt die Autorin. Was aber heißt es, wenn wieder einmal eine Wiese zubetoniert oder verbaut wird? Dass kleinere und größere Lebewesen ihre Heimat verlieren.
„Mein Anliegen ist es, Kinder mit Fantasie, Witz und Spannung auf die Zerbrechlichkeit und die Nöte der Natur aufmerksam zu machen, denn auch Tiere brauchen Platz und Lebensraum“, sagt Carina Lendl.
Einblicke in die Insekten-Welt
Wo wir Menschen bauen, verschwinden nicht nur Grünflächen, sondern auch zahllose leise, kleine Wesen – wie eben Humbi und Mohna. Als Heldinnen erkor sie zwei Wildbienen aus: die Steinhummel-Königin „Humbi“ bekam in ihrer Geschichte eher unsichere, pessimistisch-realistische Charakterzüge. Auch wenn ihr Hummelherz oft verzagt und angsterfüllt ist, stellt sie sich aber den Herausforderungen. Während die Mohnbiene Mohna, die ihre Bodennester mit Blütenblättern auskleidet, die lustige, unbeschwerte, quirlige im Wildbienen-Duo ist.
Carina Lendl gibt ihren kleinen LeserInnen einen tiefen Einblick in den Insektenalltag mit. Beim Lesen wird der Blick der LeserInnen recht anschaulich mitten hinein in den Mikro-Kosmos der Wiesenwelt aus Insektensicht gezoomt. Die kleine Welt der Insekten und anderer Wiesenbewohner wird in Überlebensgröße mit all ihrer kleinen und größeren alltäglichen Tragik und Komik vor den LeserInnen ausgerollt.
Gefühl für die Tiere
„Ich wollte ein Gefühl aufbauen für die Tiere“, sagt Carina Lendl und anschaulich den Kindern vermitteln, was sich auf einer Wiese im Kleinen so abspielen könnte. Neben Bodenversiegelung hat sie auch andere Themen unserer Zeit in das Buch eingeflochten, ohne dass es schwer daherkommt: Ignatz, der Igel, spricht oberösterreichische Mundart, also anders als die anderen Tiere, und muss erst „integriert“ werden, aber auch Müllvermeidung, Erderwärmung, Umweltverschmutzung und Flucht kommen zur Sprache.
Und auch wir Menschen „treten“ in Erscheinung, nicht gerade rühmlich, als das „allerschrecklichste, was man sich nur vorstellen kann“, wie es die Eidechse Eiltrud nennt. Als Trampler, die die Wiese in Aufruhr versetzen! Und nicht zu vergessen: Unsere Spezies ist es auch, die das Schild zu verantworten hat, auf dem steht, dass auf die Wiese demnächst einer Straße weichen muss.
Da wir das Problem verursachen, können wir aber auch für die Lösung sorgen. Carina Lendl empfiehlt, dass Eltern diese Geschichte gemeinsam mit Kindern ab 9 Jahren lesen. „Im Gespräch mit den Kindern kann darüber reflektiert werden, was man selbst dazu beitragen kann, die Situation für die Humbis und Mohnas dieser Welt zu verbessern.“
Carina Lendl: Humbi und Mohna auf der wilden Wiese – Eine Geschichte wie ein Samenkorn. Götz Verlag. Dörfles, 2024. Für Kinder ab 9 Jahren