Über ihre ganz persönlichen Erfahrungen beim Plastikfasten zieht Grünschnabel-Redakteurin Daniela Christl Bilanz.
Puh, als Allererstes bekomme ich gleich mal ein schlechtes Gewissen: Tu ich wirklich schon genug in diese Richtung? Wenn ich an unseren immer noch viel zu vollen Plastikmüll-Kübel, den ich wöchentlich mit Schaudern entsorge, denke – dann finde ich: Nein, es gibt noch sehr viel Einsparpotenzial.
Aber: Ich gebe zu, ich bin faul. Oder sagen wir es so: Mit zwei Kindern, zwei Jobs und zwei Katzen (Gott sei Dank nur einem Mann ;-)) versuche ich meine Zeit ökonomisch einzuteilen. Dabei bleibt der gute Wille zum Plastikeinsparen manchmal auf der Strecke.
Gut, ich habe mich grundsätzlich mit der Plastikproblematik beschäftigt. Ich weiß um die Gefahren, weiß in etwa, wo überall Plastik drinsteckt – mehr oder weniger versteckt. Bei manchem bin ich schon lange überaus konsequent: Zum Beispiel kommt mir keine Kleidung aus Polyester ins Haus. Ich finde den Gedanken furchtbar, dass meine Kinder oder ich in Kleidung aus geschredderten Plastiksackerl herumlaufen.
Ganz abgesehen davon, dass man unglaublich darin schwitzt. Wieder muss ich aber einschränken: Bei Sportkleidung, Fleecejacken etc. ist es nicht einfach bis fast unmöglich, Kunstfasern zu vermeiden. Manche Kleidungsstücke trage ich schon zwanzig Jahre lang, trotzdem bin ich modisch interessiert – da geht mir mittlerweile Qualität vor Quantität. Jede Kleidung, die schon von weitem nach Chemie stinkt, kommt mir nicht ins Haus – egal, wie billig.
Was Essen anbelangt: Da mochte ich noch nie Verschwendung. Wahrscheinlich ist das meiner Uroma zu verdanken, die da äußerst streng war. Zum Beispiel ging es mir sehr gegen den Strich, dass ich immer wieder altes Brot wegschmeißen musste, weil es wirklich ungenießbar war. Das liegt aber auch an der Qualität des Brotes.
Eine Zeitlang schaffte ich es, unser Brot für die ganze Familie selbst zu backen. Dieses konnte man ohne Weiteres eine ganze Woche essen. Mittlerweile kaufe ich „gutes“ Brot, friere es sofort scheibchenweise ein und gebe die Scheiben nach Bedarf in den Toaster. Das funktioniert ausgezeichnet. Auch liebe ich sogenanntes Restlessen: Aus dem, was gerade da bzw. übriggeblieben ist, ein neues Gericht zu zaubern. Über Selbstkochen geht sowieso nichts. Ich achte auch darauf, meinen Kindern gewisse Kochkenntnisse beizubringen.
Beim Thema Einkauf muss ich zugeben, dass ich, seit meine Kinder auf der Welt sind, unendlich lange brauche. Denn ich lese akribisch das Kleingedruckte. Alle Inhaltsstoffe wie künstliche Aromen, Zusatzstoffe, Süßstoffe sind mir ein Graus! Dafür kommt mein Mann dann meist mit allerlei weniger Gesundem nach Hause, wenn er mal mit den Jungs einkaufen ist. Aber auch das sei ihnen vergönnt. Alles zu verbieten macht es schließlich nur noch interessanter.
Ich habe schon immer eine Flasche mit Wasser in der Tasche. Ja, sie ist aus Plastik, aber dafür uralt. Zudem habe ich (Stoff)-Sackerl, auch alte Plastiksäcke, die ich verwende, bis sie auseinanderfallen, immer (im Auto) mit dabei.
Schon mein jüngerer Sohn ist ein leidenschaftlicher Bastler, der aus ausrangierten Dingen Neues macht. Überhaupt machen wir gerne auch im Haus und Garten aus ausgedienten Dingen wieder Brauchbares. Ich schmeiße nicht gerne weg, sondern überlege mir, wer das vielleicht noch brauchen könnte. Hier ist auch die Kleiderspende ein heißer Tipp. Das Gleiche gilt für Ski, Räder, … für die Kinder. Hier betreiben wir einen intensiven Tauschhandel mit Freunden und Bekannten.
In meinem Garten wächst alles Mögliche an Obst, Kräutern, Gemüse. Auch einen Komposter haben wir uns zugelegt. Leider hab ich noch viel zu wenig Wissen über Gemüseanbau, aber man lernt mit der Zeit. Aussäen und ernten macht jedenfalls mir und den Kindern großen Spaß.
Was bedeutet also nachhaltig bzw. möglichst plastikfrei leben für mich? Mich nicht zusätzlich zu stressen, der Alltag ist oft schon anstrengend genug. Dennoch ändere ich langsam, aber sicher eingefahrene Verhaltensweisen und neue werden in den gewohnten Familienalltag nach und nach integriert. Auch die Kinder sollen nicht dazu gezwungen werden, sondern durch Vorleben und Erklärung zu einer gesunden und möglichst umweltfreundlichen Lebensweise animiert werden – auch mal mit einem zugedrückten Auge.
Daniela Christl