Melanie Laibl aus Linz hat ein freches Sachbuch „So ein Mist“ für Kinder geschrieben, das gerade als Wissenschaftsbuch des Jahres 2019 ausgezeichnet wurde. Wir haben mit der engagierten Müllvermeiderin gesprochen und unter anderem erfahren, dass Mist etwas sehr Wertvolles und Spannendes ist.
Grünschnabel: Wie kommt man denn auf so ein Buchthema für Kinder?
Ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit und bewundere ökologische Abläufe in der Natur. Ich wusste also schon viel – es gab aber dann noch so viel Neues, Spannendes rund um „Mist, Müll & Co“. Ich hab ein Jahr intensiv recherchiert und hätte dann locker drei Bücher damit füllen können. Ich glaube, es ist uns ganz gut gelungen auf 21 Doppelseiten, Information, Sprachkunst und witzige Illustrationen zu vereinen. Auf keinen Fall wollten wir etwas mit erhobenem Zeigefinger machen!
Grünschnabel: Ja, es fällt auf, dass die Sprache ganz schön flapsig ist und ihr euch kein Blatt vor den Mund genommen habt. Gab’s da Probleme mit dem Verlag?
Im Gegenteil, das war sogar gewünscht – und diese inhaltliche Freiheit war natürlich toll! Wir haben uns schon immer wieder gefragt: Können wir uns das trauen? Zum Beispiel bei der Seite „Körpermüll“, wo es um Ohrenschmalz usw. geht, da bohrt sich ein Mädchen mit einer Hand in der Nase, mit der anderen zeigt sie den Mittelfinger. Aber schließlich wächst bei diesem der Nagel eben am schnellsten.
Grünschnabel: Was halten Kinder und Erwachsene von der frechen Sprache?
Das hör‘ ich ständig, dass es ganz schön frech geschrieben ist und das freut mich auch. Genau das wollten wir. Dass unser unkonventioneller Zugang zum Thema Mist jetzt als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet wurde, bestätigt uns natürlich. Die Kinder finden es durchwegs super, lachen sich oft halbtot, wenn sie „Verpiss dich!“ oder „Red‘ keinen Scheiß!“ lesen. Den PädagogInnen taugt es grundsätzlich auch, aber manche Erwachsene schlucken schon. Wir gehen da an die Grenze des Geschmacks. Das ist uns schon klar.
Grünschnabel: Sie halten ja auch Vorträge vor Kindern zum Beispiel über Plastikmüll im Meer…
Ja und es erstaunt mich immer wieder, wie viel die Kinder heutzutage schon wissen. Zum Beispiel, dass Schildkröten Plastiksackerl für Quallen halten und diese fressen. Ich frage die Kinder dann immer, was ihrer Meinung nach das Allererste ist, was man beim Plastik weglassen kann. Wenn dann die Sprache auf Strohhalme kommt, sind alle entsetzt, das ist ein richtiges Drama. Aber auch da wissen manche schon, dass man zum Beispiel Halme aus Glas oder echtem Stroh verwenden kann. Das ist erstaunlich und ermutigend. Denn es geht ja vor allem darum, den Kindern keine Panik zu machen, so, als sei eh schon alles verloren.
Grünschnabel: Was bietet das Buch im Speziellen für Erwachsene, was für Kinder?
Die Vorlesetexte sind knapp portioniert, man kann auf jeder Seite einsteigen und muss nicht gleich das Ganze lesen. Es gibt immer einen kurzen Infotext, es ist immer ein Spaßfaktor dabei, Gedichte, Rezepte und Anregungen, zum selbst aktiv werden. Das Sprachspielerische und die kuriosen Fakten, die die Schmeißfliege erzählt, gefallen den Kindern sehr gut. Erwachsenen und Kindern taugen die frechen Illustrationen und die witzigen Details.
Grünschnabel: Und gibt’s schon eine Idee für ein neues frech-witziges Buch?
Ja, ich würde unglaublich gern ein Buch über Nacktschnecken schreiben – wie wichtig und spannend sie sind. Denn da komme ich auch selbst mit meinen Sympathiewerten an die Grenze, wenn sie mir im Garten alles wegfuttern. (schmunzelt)
Siehe auch Rezension zum Buch „So ein Mist“
Daniela Christl