Kate Blincoe ist Mutter zweier Kinder und bemüht, den Familienalltag möglichst entspannt „grün“ zu gestalten. Dass das nicht immer ganz einfach ist, ist ihr klar. In ihrem Buch gibt die diplomierte Umweltwissenschafterin aus England viele praxistaugliche Tipps für Eltern und eines liegt ihr dabei ganz besonders am Herzen: dass Kinder Natur brauchen.
„Im Zentrum soll die Welt vor der Haustür stehen“, meint Blincoe, „dabei soll dieses Buch vergnüglich bleiben, Realistisches ermöglichen und es erleichtern, die inneren Werte mit dem turbulenten Familienalltag zu vereinbaren.“ Ein fertiges Ökokonzept für alle gäbe es aber leider nicht.
Gespickt mit Anleitungen für Selbstgemachtes aus recyceltem oder natürlichem Material wie etwa Klapperrasseln für Babys, Rezepten mit Wildkräutern und natürlichem Insektenspray gibt sie Tipps aus ihrem Alltag vom „Natürlich lernen und spielen“, über „Wie die Natur uns gut tut“ bis zu „Grünen Festen“. In übersichtlichen Kurzzusammenfassungen lernen wir zum Beispiel über elterliche Zurückhaltung, die besten Pflanzen für gute Raumluft, Tipps für den Öko-Einkauf im Supermarkt, Tricks, wie man dem Natur-Defizit-Syndrom vorbeugt und vieles, vieles mehr. Auch die „Oma“ kommt nicht zu kurz und tut immer wieder ihre Meinung kund – mit viel Hausverstand und langer Lebenserfahrung.
So meint sie etwa zum Thema „Krieg“ am Esstisch: „Meiner Meinung nach liegt das oft an zu viel Auswahl. Ein älteres Kind kann man fragen, ob es lieber Nudeln oder Fisch möchte, das ist eine übersichtliche Entscheidung. Offene Fragen aber führen zum Chaos. „Was möchtest du zu Mittag essen?“ – Das funktioniert nicht. Zu viele Alternativen sorgen für Stress.“
Exemplarisch schauen wir uns Blinncoes Tipps für einen Besuch auf dem Bauernmarkt mit Kindern näher an:
Hier rät sie etwa zum „Obst- und Gemüseraten-Spiel“ für Kinder. Im Gespräch mit den Bauern lernt ihr Kind automatisch etwas über Anbau, Transportwege, Regionalität und Frische der angebotenen Waren und wird von selbst Fragen stellen. Jedes Kind erhält ein bisschen Geld, um Gemüse zu kaufen, das dann gemeinsam zubereitet wird.
Auch Preisfeilschen gehört dazu. Ein sehr nützlicher Tipp: Nicht zu viel Geld mitnehmen, damit man bei der Überfülle am Markt nicht verleitet ist, zu viel auszugeben. Gemeinsam mit den Kindern nach Rezepten für die frischen Produkte suchen, entweder in Kochbüchern oder im Internet.
Hierzu gibt die Autorin auch Anregungen für vernünftige Technikregeln:
So sollte man sein Kind nichts benutzen lassen, was man selbst nicht beherrscht. Zeit am Bildschirm sollte mit ebenso viel Zeit im Freien ausgeglichen werden. Im Kinderzimmer gibt es kein Fernsehen und Handys werden nachts ausgeschaltet und an einen bestimmten Platz, z.B. am Esstisch, fortgelegt.
Apropos Essen, da meint die Oma: „Es ist so wichtig, einem Kind beizubringen, wie man etwas zu essen findet, sammelt, zubereitet und isst. Beim Sammeln geht es um viel mehr als um kostenlose Lebensmittel!“ Und nicht zuletzt fragt sich die kluge, alte Frau grundsätzlich, warum sich intelligente, vernünftige und fähige Menschen beim Thema Erziehung nicht auf ihr Bauchgefühl verlassen und vor lauter Wissen den gesunden Menschenverstand verlören. „Babys brauchen gesunde Nahrung, viel Schlaf, eine sichere Umgebung, Liebe und Kuscheln“, sagt sie – und das war’s auch schon, im Grunde wär es doch so einfach.
Buchtipp:
Blincoe, Kate: Green Parenting. Wie man Kinder großzieht, die Welt rettet und dabei nicht verrückt wird. Verlag oekom, München, 2016.