Wie lernen Kinder, dass die Natur schützenswert ist? Unsere Wegwerfgesellschaft, die von Technologie und Beton dominiert ist, fördert die Einstellung, dass alles – und jeder – ersetzbar ist. Eine BOKU-Arbeit zeigt, dass ökologisches Bewusstsein durch Naturerfahrungen gestärkt wird – allerdings dürfen diese nicht wahllos sein.
Es kommt nicht auf das Thema an, sondern auf die Vermittlung. Das weiß jeder, der mit Kindern oder Erwachsenen arbeitet – und es betrifft auch das Thema Natur. Schon im Kleinkindalter werden die Bahnen gelegt, die den späteren Umgang mit der Natur bestimmen. Dabei reicht es nicht, einfach „im Grünen“ zu sein, wie eine BOKU-Arbeit zeigt.
Viel prägender ist es, wenn die Kleinen kindgerecht an die Umwelt herangeführt werden und Anregungen zum genauen Schauen und bewussten Erfassen mit allen Sinnen erhalten. Dies trägt dazu bei, aus jungen Menschen natur- und umweltbewusste Erwachsene zu machen.
In der Untersuchung kam heraus, dass Kinder, die einfach nur in der Natur waren, später nicht unbedingt ein Bewusstsein für Umweltschutz entwickelten. Ausschlaggebend ist vielmehr die Intensität der Beschäftigung mit der Natur.
Kinder, bei denen der Naturkontakt mit Informationsvermittlung verbunden war oder auch mit Belehrung über die natürlichen Vorgänge, entwickelten ein tieferes Naturverständnis und dadurch ein stärkeres ökologisches Bewusstsein als jene, die nur in der Natur spielten oder spazieren gingen. Nur in der Natur zu sein bewirkt demnach noch keine Verhaltensänderung.
Ein entscheidender Faktor dabei ist auch, wie viel Naturwissen jemand bereits mitbringt. Für ein Kind kann Spielen in einem gewöhnlichen Garten bereits eine Naturerfahrung bedeuten. Auch ein Fichtenforst vermittelt für Kinder „Natur“, ebenso wie ökologisch wenig geschulten Erwachsenen. Wer bereits über ein tiefes Naturwissen verfügt, kann in einer Monokultur jedoch kein Gefühl der Naturnähe entwickeln.
In der Untersuchung zeigte sich auch, dass Jugendliche jenen Ökosystemen einen geringeren Stellenwert zuschreiben, die vom Menschen gestaltet wurden und bei denen der menschliche Eingriff sichtbar ist. Sie betrachten beispielsweise einen Obstgarten als nicht schützenswert.
Möchten Eltern ihrem Nachwuchs daher einen Sinn für Umweltschutz mitgeben, brauchen sie selbst ein gewisses Grundwissen über die Natur, das sie vermitteln können. Denn jeder Funke Wissen und Achtsamkeit verringert die Distanz, die wir zur Natur entwickeln.
Manuela Hoflehner