Schon von „Waldbaden“ gehört? Der Begriff kommt von „Shinrin Yoku“ und stammt aus Japan. Hier hat man schon vor Jahren erkannt, dass der Aufenthalt im Wald uns nicht nur gut tut, sondern nachweislich überaus gesund für Körper und Geist ist. Dies haben mittlerweile auch viele medizinische Studien belegt.
„Forest Bathing“, wie es auch genannt wird, wurde erstmals 1982 von der Forstbehörde Japan als medizinische Behandlungs- und Vorbeugungsmethode vorgeschlagen und wird mittlerweile – von den staatlichen Gesundheitsbehörden anerkannt – sogar in eigens dafür deklarierten Wäldern praktiziert. Über die USA und England kam die Methode nach Deutschland, wo 2017 der erste anerkannte Heilwald für Menschen mit COPD (eine chronische Lungenkrankheit) auf Usedom entstand.
Wissenschaftler der Universität Tokyo haben nachgewiesen, dass bereits eine halbe Stunde – besser noch eine Stunde – spazieren durch den Wald nachweisbare positive Effekte hat. Die wichtigsten Faktoren dieser Waldtherapie sind ein langsamer Waldspaziergang verbunden mit Atemübungen und Meditation:
So wird die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessert. Das hilft etwa gegen Kopfschmerzen, es tut den Atemorganen gut und verbessert die Fließfähigkeit des Blutes.
Vor allem durch Stress bedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Burnout kann mit Waldbaden entgegengewirkt werden. Blutdruck und Puls sinken nachweislich, Stress-Symptome legen sich. Für diesen Effekt ist nicht nur der Sauerstoff verantwortlich, sondern auch das gleichmäßige, langsame Gehen sowie der Blick ins Grüne, der beruhigend wirkt.
So konnte bei einer Studie in Krankenhäusern festgestellt werden, dass Patienten, die von ihrem Zimmer auf einen Baum, also ins Grüne schauen konnten, nachweislich weniger Schmerzmittel brauchten und schneller wieder gesundeten.
Auch die Gesundheit von Diabetikern kann durch Waldbaden erheblich verbessert werden. So kann eine Stunde spazieren im Wald den Blutzuckerspiegel um rund 40 Prozent senken.
Die besondere chemische Zusammensetzung der Luft im Wald mit Boten- und Duftstoffen, die die Bäume zur Kommunikation untereinander absetzen, enthält unter anderem Terpene, die einen Einfluss auf unser Immunsystem haben.
So steigt nach einem längeren Aufenthalt im Wald nachweislich die Zahl bestimmter Abwehrzellen, der natürlichen Killerzellen. Sie sind wichtig zur Bekämpfung von Viren und Bakterien und darüber hinaus identifizieren sie Krebszellen und leiten deren programmierten Zelltod ein. Zusätzlich produziert der Körper durch den Aufenthalt im Wald wesentlich mehr Proteine, die ebenfalls Krebszellen angreifen.
Diese Anti-Krebs-Wirkung des Waldes entdeckten japanische Wissenschaftler. So waren nach zweistündigem Waldspaziergang die Killerzellen bereits um 50 Prozent erhöht. Und: Dieser Effekt hält noch für längere Zeit an!
Noch längst nicht alle positiven Effekte des Waldaufenthaltes für den Menschen sind erforscht. Doch immer mehr wird die Bedeutung des Waldes als Kraft- und Heilquelle für uns Menschen offenkundig. Eine “Therapie”, die mehr oder weniger direkt vor der Haustüre ist, gratis, zu jeder Zeit verfügbar und völlig ohne unliebsame Nebenwirkungen.
Daniela Christl