„Die Vernunft wird sich durchsetzen“

Ein Interview mit Reinhard Dobretsberger

Der Dokumentarfilm „Is eh ois do – Szenen zu erneuerbarer Energie in Österreich“ zeigt, wie sich Menschen in den Regionen für den Umstieg auf erneuerbare Energien einsetzen. Die Idee dazu stammt von Hobbyfilmer Reinhard Dobretsberger (umgesetzt mit Johanna Tschautscher) aus St. Florian, dem die Energiewende eine „Herzensangelegenheit“ ist.

Wir sprachen mit dem Filmemacher.

 

Wie kamst du auf die Idee diesen Film zu machen?

Reinhard Dobretsberger: “Schon vor 15 Jahren haben mich die SOLARier (Gesellschaft für erneuerbare Energie, Anm.) in Katsdorf mit ihrer Begeisterung für die Regenerativen, insbesondere die Sonnenenergie, angesteckt. Wenig später plante ich meine eigene Solaranlage. Die Idee zu dem Film kam mir bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister von Kauzen in Niederösterreich – die Kernkraftwerke Temelin und Dukowany sind ganz nahe – nach seiner Aussage: “Die einzige legale Kettenreaktion, die wir brauchen, ist die Kettenreaktion der Vernunft.” Davon bin auch ich heute überzeugt. Die Vernunft und damit erneuerbare Energien werden sich letztlich durchsetzen.”

Du beschäftigst dich intensiv mit Erneuerbaren Energien, hast eine eigene Homepage, auf der du in Kurzfilmen innovative Projekte vorstellst. Was spornt dich an?

R.D.: “Öl, Gas, Kohle gehen langsam zu Ende und wir haben keinen wirklichen Ersatz. Nach wie vor verpesten wir die Welt, statt uns zu rüsten für den Umstieg auf regenerative Energie aus Wind, Sonne, Biomasse. Diese werden oft auch nicht wirklich ernst genommen. Die meisten Menschen wissen nicht viel darüber oder sind gar falsch informiert. Dagegen wollte ich mit dem Film ankämpfen, etwas zur Bewusstseinsbildung beitragen.”

Was fehlt noch zum nachhaltigen politischen Umdenken?

R.D.: “Wir BürgerInnen wählen nicht so, dass erneuerbare Energie wirklich eine Chance hat. Der Wille, die Nachdrücklichkeit des Volkes fehlt. Lobbyismus verhindert außerdem vieles. So etwa werden Wärmepumpen gefördert, die jedoch im Winter nur durch Zukauf von Atomstrom betrieben werden können. Da steckt meiner Meinung nach die Stromindustrie dahinter, die nicht wirklich ein Interesse am Ausbau der Erneuerbaren hat. Seitens der Politik fehlt mir die Zwangsbeglückung. Landesförderungen für Häuslbauer müssten an die Installation von Solarenergie oder anderer regenerativer Energietechnik geknüpft werden.”

Im Film werden viele Mut machende Initiativen vorgestellt. Was ist deiner Meinung nach das größte Hindernis für einen hundertprozentigen Umstieg?

R.D.: “Die Unverhältnismäßigkeit. Wenn man derzeit ein Windrad aufstellt, müssen Rücklagen für die vollständige Entsorgung der gesamten Anlage gebildet werden. Zudem empfinden viele Menschen Windräder in der Landschaft schlichtweg als hässlich und wehren sich deshalb gegen Windparks. Bei Atomkraftwerken müssen die Betreiber keine Versicherung abschließen, die für die Schäden nach eventuellen Unfällen aufkommt. Diese bezahlt dann die Allgemeinheit. Deshalb ist AKW-Strom ja auch viel billiger als erneuerbare Energie. Auch die Fördersituation etwa für den Erwerb einer Solaranlage war bis vor Kurzem ein Drama voll Ungewissheit und zudem kompliziert.”

Wie unterscheiden sich jene Menschen, die im Film zu Wort kommen, von herkömmlichen StromverbraucherInnen?

R.D.: “Sie sind mit weniger zufrieden. Und sie haben die Tatsache verinnerlicht, dass fossile Energie endlich ist. Ich habe den Eindruck, das geht bei vielen Menschen nicht wirklich in den Kopf hinein. Viele hören es einfach nicht. Wir können zwar jede Nachricht in Sekundenschnelle um den Planeten schicken, aber es dauert oft Jahre bis eine so simple Tatsache wie, dass fossile Energie knapp wird, in den Köpfen und den Herzen der Menschen ankommt.”

Wie kann jede/r Einzelne aktiv werden?

R.D.: “Wir müssen weg kommen von dem Gedanken, dass Stromverprassen Privatsache ist, die man sich nur leisten können muss. Energievergeuden ist eigentlich Schädigung öffentlichen Gutes. Das Einsparpotenzial jedes und jeder Einzelnen von uns ist unglaublich groß (steht auf und dreht das Licht im anderen Teil des Zimmers ab, Anm.). So laufen in Betrieben oft hunderte PCs die ganze Nacht über oder verwaiste Krankenhausgänge sind 24 Stunden taghell erleuchtet. Aber auch im Kleinen, jede/r bei sich kann anfangen, sich einzuschränken, die kleinsten Einsparungen summieren sich. Je weniger Energie wir benötigen, desto einfacher wird der vollständige Umstieg auf Erneuerbare.”

 

Über den Film:

Von der Fotovoltaik-Anlage bis zum Klärbecken stellt „Is eh ois do“ grüne Ideen zur Energiegewinnung vor. Menschen aus den Regionen, die die Energiewende für sich bereits vollzogen haben, kommen zu Wort und stecken die ZuseherInnen mit ihrer Begeisterung für die „Erneuerbaren“ an.

Is eh ois do – Szenen zu erneuerbarer Energie in Österreich
Regie/Schnitt: Johanna Tschautscher
Idee/Kamera: Reinhard Dobretsberger
Musik: Gerald Höfler
Sprecher: Josef Pühringer
Produktion: Johanna Tschautscher und Reinhard Dobretsberger