Auf Lebensmitteln müssen heute ausnahmslos alle Inhaltsstoffe angegeben werden. Aber wer kennt sich zwischen Glutamat und Carageen noch aus? Neben unzähligen Siegeln und Bezeichnungen ist es selbst bei BIO-Lebensmitteln oft schwer, hochwertige sofort zu erkennen.
Grünschnabel hat dazu den Nahrungsmittelexperten und Nationalratsabgeordneten Wolfgang Pirklhuber befragt.
Woran erkenne ich denn BIO-Lebensmittel eigentlich?
Wolfgang Pirklhuber: Die Kennzeichnung der Bio-Lebensmittel ist EU-weit einheitlich geregelt. Seit 1. Juli 2012 müssen auf allen verpackten Bio-Lebensmitteln das EU-Bio-Logo sowie das Kürzel der Bio- Kontrollstelle und die Herkunft angegeben werden. Weitere Zeichen sind zusätzlich möglich:
z.B. das Logo von Bio-Verbänden, oder das Bio-Zeichen der AMA oder das Demeter-Label, das älteste Bio-Zeichen, das bereits in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts als Markenzeichen eingeführt wurde.
Und was sagt das dann über das Produkt aus?
Wolfgang Pirklhuber: Die Zeichen bedeuten, dass dieses Lebensmittel den rechtlichen Bestimmungen konform erzeugt, kontrolliert und richtig etikettiert wurde. Darüber hinaus zeigen die Bio-Logos, dass hier noch zusätzliche strengere Kriterien im Bereich der Betriebsmittel, der Tierhaltung und der Verarbeitung gelten.
Auf den Produkten sind eigentlich alle Inhaltsstoffe ersichtlich. Bei welchen muss man denn da aufpassen?
Wolfgang Pirklhuber: Vorsicht ist zum Beispiel bei den Glutamaten geboten. Das sind Geschmacksverstärker mit den E-Nummern E620-E625. Glutamat wird von manchen GesundheitsexpertInnen als Problemstoff gewertet, da er als Appetitanreger direkt im Gehirn ein künstliches Hungergefühl simuliert. Damit können auch minderwertige Produkte abgesetzt werden. Manche Menschen reagieren darauf sogar mit Stresswirkungen wie Magenschmerzen, Bluthochdruck oder Migräne.
Ein weiterer problematischer Inhaltsstoff ist Carageen E407. Carrageen ist ein gut wasserlöslicher Quellstoff, der aus Rot-Algen (Eucheuma) gewonnen wird. Carrageen ist für den Menschen unverdaulich und wird von manchen Forschern verdächtigt Magen-Darm Geschwüre auszulösen. Vorwiegend wird es in süßen Produkten, wie z.B. in Marmelade, Eiscreme, Milchgetränken und Desserts eingesetzt. Außerdem findet man es in Trockenmilch, Schlagobers, Babynahrung und Salatsoßen. Diät- und Lightprodukten verleiht Carrageen als Füllstoff mehr Volumen ohne zusätzlichen Nährwert. Als Stabilisator wird es für Sprühschlagobers, Bierschaum und Eiscreme genutzt. Es kommt auch in Suppen und Pudding vor.
Aber auch Produkte mit der Angabe „Aroma“ in der Zutatenliste sind fragwürdig. Denn diese Aromen sind künstliche chemische Stoffe. Die Bezeichnung natürliches Orangenaroma dagegen bedeutet, dass dieses Aroma zumindest zu 95 % aus Orangen gewonnen wurde. Die restlichen 5 % müssen ebenso natürlichen Ursprungs sein.
Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ein Bioprodukt aus Österreich, aus der EU oder aus Übersee kommt?
Wolfgang Pirklhuber: Beim Import in die EU müssen alle Bio-Lebensmittel nachweisen, dass sie nach denselben Bio-Produktionsvorschriften erzeugt wurden, die bei uns gelten. Dies wird durch eine von den EU-Behörden anerkannte Kontrollstelle im Drittland bestätigt. Besondere Label wie z.B. Fair-Trade gewährleisten darüber hinaus auch soziale Standards und Ziele. Natürlich ist die Entfernung auch ein gewisses zusätzliches Risiko. Für die tägliche Bio-Ernährung sollte gelten soviel wie möglich aus der Region. Damit unterstützen wir auch unsere österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern.
Wenn man gesund essen will, gibt es da eine Faustregel, die man beachten sollte?
Wolfgang Pirklhuber: Möglichst viel frisches Obst- und Gemüse, Zutaten für die eigene Küche und keine Fertiggerichte, weniger Fleisch. Das sind einige der praktischen Maßnahmen. Natürlich alles in Bio-Qualität, denn Biolebensmitteln enthalten keine oder deutlich weniger Pestizide, mehr Omega-3-Fettsäuren und sind zusätzlich ein aktiver Beitrag zu Klima-, Tier- und Artenschutz.
Noch mehr Infos gibt es auf der Homepage von Wolfgang Pirklhuber
Der Grünschnabel fragt nach: Gesund ist, wer Bio isst?