Wie jetzt den Alltag gestalten? Eine fixe Tagesstruktur einhalten, Auszeiten voneinander einplanen, Medienkonsum einschränken, Projekte umsetzen und über Ängste und andere Gefühle sprechen – Tipps für den Alltag in Corona-Zeiten gibt die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien.
Zu Hause bleiben, kein Schulbesuch oder das Arbeiten von zu Hause sind Ausnahmesituationen, welche die meisten Menschen noch nicht erlebt haben. Diese Maßnahmen können für uns alle sehr belastend sein.
Tipp 1: Fixe Abläufe weiter einhalten.
Unser Alltag ist geprägt von vielen Ritualen und Abläufen, die uns helfen, unser Leben zu gestalten. Gleichzeitig bieten diese Abläufe Sicherheit und stärken uns darin, mit schwierigen Situationen umzugehen.
Aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, lernen oder arbeiten, Mittagessen, lesen, vorlesen oder spielen etc. Auch Bewegung ist wichtig und wirkt sich auf unsere Gemütsverfassung positiv aus. Daher ist es auch erlaubt, ein bisschen spazieren zu gehen, mit den MitbewohnerInnen zu zweit oder zu dritt.
Tipp 2: Bleib mit deiner Familie/FreundInnen in Verbindung.
Familienfeste, Veranstaltungen oder Treffen am Sportplatz sind derzeit nicht möglich. Das bedeutet allerdings nicht, sich mit Familie und Freunden nicht austauschen zu können.
Via Handy oder Videotelefonie kann die Verbundenheit mit der Familie oder dem Freundeskreis aufrechterhalten bleiben. Nutzt das Telefon und Videochats, um euch weiterhin gegenseitig zu unterstützen und in Kontakt zu bleiben.
„Was hat dich heute gefreut?“ „Was werdet ihr heute kochen?“ „Welche Spiele stehen bei euch heute auf der Tagesordnung?“ Diese Anteilnahme stärkt uns und schafft gegenseitiges Vertrauen, diese Situation zu bewerkstelligen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Tipp 3: Plant euren Tag gemeinsam möglichst genau!
Geplantes Handeln bewahrt den Überblick, ihr bleibt selbstbestimmt und gestaltet euren Alltag proaktiv. Konsumiert Medien wie Fernsehen und Internet gezielt! Informationen und Fakten geben Sicherheit.
Tipp 4: Plant positive Zerstreuung ein!
In der eigenen Wohnung ein wenig zu tanzen, ein Fitnessprogramm zu absolvieren oder Yoga zu machen, kann das Bewegungsbedürfnis zusätzlich unterstützen. Das Internet bietet viele Angebote, die hierzu eine Anleitung bieten. Soziale Kontakte sollen in dieser Zeit möglichst reduziert werden.
Aktivitäten und abwechslungsreiche Möglichkeiten zur Zerstreuung und Entspannung für Groß und Klein gibt es auch für zu Hause, z. B. Yoga und Entspannungsübungen.
Singen, beispielsweise mit der großen Karaokeauswahl macht Spaß, stärkt die Abwehrkräfte und vor allem das Ein- und Ausatmen beruhigt und entspannt.
Ballsport in der Wohnung? Die Gratis App „Ballschule Österreich“ ist für Kinder daheim mit speziellen Spielen und Übungen für Wohnzimmer und Garten ausgestattet.
Die Fitness Union Wien hat vor kurzem ein kostenloses Online Sportprogramm gestartet.
Tipp 5: Nehmt euch Auszeiten – auch voneinander!
Ermöglicht euch gegenseitig Rückzugsmöglichkeiten, um Konflikte zu verhindern bzw. zu reduzieren!
Tipp 6: Legt gemeinsam Regeln fest!
So kann die gewonnene Zeit miteinander bestmöglich genützt werden kann! Legt fest wann und wie lange „Screen-Zeiten“ für Fernsehen, Mobiltelefon oder Computer stattfinden sollen!
Tipp 7: Macht jetzt mal halblang!
Zu Hause bleiben und den gewohnten Alltag nicht einhalten zu können ist eine Belastung. Das oberste Ziel in dieser Zeit ist es, diese möglichst stressfrei zu bewältigen. Die Isolation ist nicht dazu da, die Familie besser zu machen. Die Erziehung der Kinder oder die Konfliktbewältigung mit dem Partner sollen in dieser Zeit hinten angestellt werden. In außergewöhnlichen Zeiten kann es zu anderen Belastungen und ungewohnten Gefühlen kommen. Es braucht auch Zeit, sich an diese neuen Umstände zu gewöhnen.
Tipp 8: Beschränkt euren Medienkonsum!
Gestaltet diesen in Bezug auf COVID-19 bewusst und limitiert diesen. Immer wieder mit bestimmten Bildern und Schilderungen konfrontiert zu werden, auch wenn diese von seriösen Medien stammen, ist nicht hilfreich sondern belastend. Haltet euch von Panikmachern fern! Setzt euch selbst Grenzen und verzichtet darauf, die massenweise kursierenden SMS, E-Mails, Videos, WhatsApp-Nachrichten und Meldungen auf sozialen Medien zu lesen.
Tipp 9: Sprecht über die aktuelle Situation!
Akzeptiert, wenn Kinder jetzt anhänglicher sind als sonst und kommt diesem Bedürfnis mit Zuwendung nach! Kinder brauchen gerade jetzt Sicherheit und Geborgenheit. Passt die Erziehungsmaßnahmen an die Ausnahmesituation an – seht von Verboten ab! Stärkt Kinder durch Lob und motiviert so erwünschtes Verhalten!
Stellt Positives in den Mittelpunkt! Der Fokus auf positive Inhalte beruhigt und stabilisiert. Sprecht mit FreundInnen, KollegInnen oder Familienmitgliedern und achtet auf positive Gesprächsinhalte.
Tipp 10: Nehmt euch Projekte vor!
Startet eure „Projekte“, die ihr bisher aufgeschoben habt. Auch kleine Arbeiten können jetzt erledigt werden. Plant genau ein Highlight pro Tag, auf das ihr euch freut! Jetzt ist Zeit und Muße für das lange aufgeschobene Dachboden ausmisten, zum Basteln mit den Kindern, Fenster putzen oder Handwerken.
Tipp 11: Nehmt eure Gefühle wahr und sprecht darüber
Wir alle haben unterschiedlichste Gefühle in dieser ungewohnten Situation, z.B. Verwirrung, Angst oder Stress. Diese Empfindungen sind absolut verständlich, aber bei einem Zuviel wird man von ihnen überflutet. Nehmt euch Zeit, um wahrzunehmen und auszudrücken, was ihr fühlt. Manche Menschen schreiben ihre Eindrücke gerne nieder oder werden kreativ (z.B. malen, musizieren oder tanzen).
Sollte es den Bedarf an professioneller Hilfe geben, gibt es folgende Möglichkeiten:
Helplines Österreichweit:
147 Rat auf Draht: Anlaufstelle für Probleme, Fragen und Krisen für Kinder und Jugendliche!
Helpline des Berufsverbands der Österreichischen PsychologInnen: 01 – 504 8000
TelefonSeelsorge Oberösterreich – Notruf 142, für ganz Österreich
Die Möwe Kinderschutzzentren und gutbegleitet – Frühe Hilfen Wien: 01 – 532 15 15