Reduzieren ist wichtig, weil uns alles sonst schnell zu viel wird. Aber was bedeutet dieses Wort im eigentlichen Sinn, worauf kommt es dabei wirklich an? Lateinisch meint reducere zurückziehen, zurückführen auf seinen Kern, aber auch sich einschränken, vereinfachen – also sich damit das Leben einfacher machen. Warum fasten und reduzieren uns so guttut, darüber Daniela Christl mit der spirituellen Fastenbegleiterin Renate Stockinger gesprochen. 

An der Fülle an Ablenkungen, Aufgaben & Angeboten, die wir in unserem Leben haben, kann man schon manchmal fast verzweifeln. Ein zu wenig ist nicht gut, aber ein zu viel genau auch nicht. Darum tut uns das Fasten – egal ob Nahrung, Social Media, Handy, Fernsehen, Computer, Shoppen,… – so unglaublich gut – körperlich und seelisch. Im Grunde ist es nichts anderes als ein Verzichten. Aber wer verzichtet schon gerne auf etwas, wenn er es sich „leisten“ kann? Sieht man die Einschränkung aber als Vereinfachung, dann wird dessen Wert vielleicht eher geschätzt.

Die Spirituelle Fastenbegleiterin, Masseurin sowie Journalistin Renate Stockinger (47) aus Aigen-Schlägl kennt beide Seiten, den hektischen Alltag der Tageszeitungsjournalistin, wie das achtsamere Leben als Therapeutin bei den Marienschwestern in Bad Mühllacken: „Ich habe in meiner Ausbildung sowie von den KollegInnen, in den vier Jahren, die ich im Curhaus gearbeitet habe, sehr viel auch für mich persönlich gelernt über Stressvermeidung bzw. -bewältigung, Achtsamkeit und Fasten. Hier geht es ja um eine umfassende Grundhaltung, nicht nur um Nahrungsverzicht.“ 

Als langjährige Veganerin ist ihr „Verzicht“ auf bestimmte Nahrungsmittel vertraut, macht ihr aber mittlerweile nichts mehr aus. Gerne integriert sie Intervall-Fasten, aber auch einmal eine ganze Fastenwoche (inkl. Schweigen) in ihr Leben. Die Kombination aus Stille und Fasten habe nämlich eine ganz besondere Kraft. So gehören bewusst gewählte Zeiten der Stille und Meditation auch zu ihren Kraftquellen. „Ich versuche, auf meinen Körper zu achten, intuitiv zu essen. Manchmal ist mein Energiebedarf einfach zu hoch, dann kann ich halt das Abendessen nicht auslassen.“ Dafür ist die 47-Jährige aber gerne in Bewegung. Radfahren und wandern machen ihr großen Spaß. Mit dem Geschenk ihres Mannes vor zwei Jahren, einem leichten Rad, unternimmt sie gerne ausgedehnte Fahrten durch das Mühlviertler Hügelland.

Eine weitere und nicht zu unterschätzende Kraftquelle sei auch ihre geliebte Katze Wilma. Der sogenannte „Wilma-Effekt“ lasse sich sogar belegen, meint Stockinger schmunzelnd: „Zwischen 3 und 5 Uhr früh kommt Wilma meistens zu mir ins Bett kuscheln. Ich kann dann in der Früh wirklich an meiner Smartwatch ablesen, dass sich in dieser Zeit mein Stresslevel gesenkt und die Erholung zugenommen hat.“ Wilma sei gleichermaßen Garant für Entspannung sowie Bespaßung. Gerne ist  die Patchwork-Mama von vier erwachsenen Kindern auf Social Media unterwegs und postet z.B. lustige Fotos ihrer Katze. „Das macht mir Spaß, aber auch hier achte ich sehr darauf, dass dies nicht in Stress ausartet! Ist es einmal dicht, dann streiche ich dies als erstes. Das ist reine Übungssache und funktioniert gut“, meint Stockinger.

Die richtige Balance zu finden, das habe viel mit Achtsamkeit zu tun. Nur wer sich selbst gut kennt, kann die Signale seines Körpers erkennen und entsprechend reagieren. Wer kein Gespür mehr dafür hat, was ihm wirklich guttut, wird oft von der Reizüberflutung und der überbordenden Angebotsvielfalt unserer Zeit hilflos mitgerissen. Auch hierbei kann eine Zeit des völligen Verzichts hilfreich sein – um wieder seine Grundbedürfnisse zu spüren-, aber man muss auch bereit dafür sein. Angebote für kombinierte Fasten- und Schweigeseminare gibt es mittlerweile zahlreiche. Es gilt, das passende darunter für sich zu finden.

Das dabei Gelernte und Empfundene dann auch nachhaltig im Alltag umzusetzen, ist noch einmal eine andere Sache. Mit kleinen Tipps und Tricks hat Renate Stockinger das in ihren jetzigen, unvermeidbar manchmal stressigen, arbeitsintensiven sowie „computersitzenden“ Alltag als Journalistin für das Linzer Magazin Welt der Frauen eingebaut. Der passende Mix aus Tun und Ruhen macht’s eben aus, das gesunde Leben!

Lese auch: Tipps für mehr Balance im Leben

Daniela Christl