Im Fach „Herausforderung“ der „Schule im Aufbruch“ gilt es für die älteren SchülerInnen, drei Wochen lang ein selbst gewähltes Abenteuer zu bewältigen. Jung-Lehrerin Isolde Gollowitsch war als Begleitperson dabei und erzählt im Grünschnabel-Interview von ihren Erfahrungen.
Der Lehrplan der „Schule im Aufbruch“ von Margret Rasfeld sieht vor, dass die SchülerInnen zwischen 13 und 16 Jahren jedes Schuljahr eine selbst gewählte „Herausforderung“ schaffen. Jede SchülerIn hat dabei 5 Euro pro Tag zur Verfügung und verbringt drei Wochen außerhalb des Heimatortes.
In Kleingruppen oder alleine können die Jugendlichen eine Radtour machen, wandern gehen, auf einem Bauernhof mitarbeiten, die Kloster verbringen oder segeln gehen. Die jungen Menschen lernen so Probleme zu meistern, Konflikte in der Gruppe zu lösen, aber auch zu scheitern, mit Ungewissheit umgehen, sich etwas zuzutrauen und über die eigenen Grenzen zu gehen.
Junglehrerin Isolde Gollowitsch war als Begleitperson beim Fach “Herausforderung” dabei und begleitete fünf 13- bis 14-jährige Mädchen, die 18 Tage auf der Mecklenburger Seenplatte mit Paddelbooten unterwegs waren. Sie durften keine Handys verwenden, diese standen nur für den Notfall zur Verfügung.
„Meine Rolle bestand darin, zu beobachten und mich nur einzumischen, wenn Gefahr im Verzug war oder die Mädchen gefährdet waren“, erzählt sie. Auch wenn sie sah, dass die Schülerinnen einen Fehler machten, durfte sie nicht einschreiten. „Dies fiel mir oft schwer, wie zum Beispiel als sie die Boote einfach abstellten ohne sie anzubinden. Sie ließen ihr Gepäck mit allen Wertsachen darin und gingen weg. Als wir eine Stunde später wiederkamen, war eines der Boote weggetrieben. Sie gingen in den anderen Booten das vermisste Boot suchen und fanden es nach einiger Zeit wieder. Sie haben danach nie wieder vergessen, die Boote anzuleinen“, erzählt die Junglehrerin.
Ein andermal hatten sich Tiere den Proviant der Mädchen einverleibt und sie hatten nichts zu essen. „Da hatten sie die Erkenntnis: Überall wo man hinkommt, gibt es Menschen, die einem helfen. Sie läuteten an fremden Haustüren und baten um Essen und sie bekamen etwas geschenkt.“
Für Übernachtungen hatten die Mädchen Schlafsäcke dabei. Sie schliefen im Zelt in Gärten, aber auch bei Familien oder in Gemeindezentren. Oft wurde der Begleitperson schon mulmig zumute, weil es bereits dunkel wurde und die Mädchen noch keinen Schlafplatz gefunden hatten. Da musste Isolde für sich Strategien entwickeln: „Zur Beruhigung fing ich an zu Singen. Ich musste schließlich auch auf mich schauen. Wenn es ganz arg wurde, erzählte ich den Mädchen einfach, wie es mir gerade ging, dann kamen sie meist ins Handeln.“ Die Strategie musste Isolde in den drei Wochen zwei bis drei Mal anwenden.
Oft waren die Mädchen auch wenig motiviert, ihr geplantes Tagespensum zu absolvieren. Stattdessen saßen sie lieber zusammen und plauderten. „Das hat mich sehr nervös gemacht, aber es ging sich schließlich alles irgendwie aus.“ Einige Male gab es auch Konflikte unter den Mädchen, die diese aber selbst lösten. „Ich gab nur Überlegungsansätze.“ Was tat sich gruppendynamisch in der Zeit der Herausforderung? „Die Mädchen sind im Laufe der Wochen sehr zusammengewachsen“, erzählt Isolde Gollowitsch.
Mit dem zur Verfügung stehenden Geld, 5 Euro pro Tag und Person für Verpflegung und Unterkunft, kamen ihre Mädchen gut aus. „Es gab meistens Brot, Nudeln, Tortellini. Das war ziemlich eintönig und gegen Ende freuten sie sich schon sehr auf das gute Essen zu Hause.“
Isolde Gollowitschs Resümmee? „Es war genial. Eine Erfahrung, die die Kinder nie wieder vergessen. Sie haben so viel Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gewonnen, haben gemerkt, was sie alles bewirken können.“ Aber nicht nur die Mädchen lernten viel, auch Isolde selbst profitierte von der Erfahrung: „Ich lernte, auszuhalten, dass die Mädchen Fehler machten. Selbst wenn nicht alles perfekt lief, lernte ich, ihnen zu vertrauen.“
Maria Zamut
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