Lernspiele in Teams meistern, Verantwortung für Jüngere übernehmen, sich beim offenen Lernen selbst organisieren – das waren für Wolfgang die Herausforderungen, die sein Sohn Johannes in der Mehrstufenklasse meisterte. Dass die didaktischen Ansätze den Eltern gegenüber transparent kommuniziert wurden und Zuständigkeiten unter den LehrerInnen klar verteilt waren, trug aus Sicht der Eltern ebenfalls zum Gelingen des jahrgangsübergreifenden Unterrichts bei.
„Für unseren Sohn war die Mehrstufenklasse ein großer Vorteil“, erzählt Wolfgang, der Vater des neunjährigen Johannes, der die ersten beiden Schulstufen in drei Jahren absolvierte (siehe Link am Ende des Artikels). „Meine Frau und ich, wir stellten uns am Schulbeginn die Frage, ob er zur Vorschule gehen sollte. Unser Sohn ist sehr klug, doch er ist im August vor dem Schulstart erst sechs geworden und war zudem viel krank. Wir gollten ihn als Taferlklassler nicht überfordern.“
Johannes war in einen offenen Kindergarten gegangen. Hier gab es keine fixen Gruppen, die Kinder konnten sich nach dem Morgenkreis Angebote in verschiedenen Räumen aussuchen, wie etwa im Atelier, der Wohnstube oder im Bewegungsraum. Dies erleichterte den Einstieg in den offenen Unterricht der Volksschule. „Hier gab es keinen Frontalunterricht, sondern Stationenbetrieb. Vom Kindergarten her war er es schon gewohnt, sich selbst zu organisieren“, sagt der Vater.
„Ich hatte auch das Gefühl, dass die Zweitklässer für die Erstklässler Verantwortung übernahmen.“ Gerade die Vierer-Sitzinseln, auf denen sich je zwei Erstklässler mit je zwei Zweitklässlern die Bank teilen, war sehr hilfreich für die Taferlklassler und schulte das Verantwortungsgefühl der Älteren. „So wurde ein Miteinander, nicht ein Nebeneinander gefördert“, so der Vater des Volksschülers.
„Für uns Eltern war immer sehr transparent, was in der Klasse vor sich ging“, erklärt Nell. Die Eltern wurden immer wieder ins Klassengeschehen einbezogen, indem sie beispielsweise zum Schnuppern vorbeischauen konnten und Lernspiele mit den Kindern im Unterricht machten oder Klassen-Aktivitäten wie Ausflüge begleiteten.
„Die Lehrerin kommunizierte genau, welche didaktischen Ansätze und Methoden sie anwendete und warum. Auch die Kommunikation mit den anderen LehrerInnen in der Klasse empfanden wir als gelungen.“ Schließlich gab es neben der Klassen- und Teamlehrerin noch eine Werk-, Turn- und eine Religionslehrerin, sowie eine Stützlehrerin für ein Integrationskind.
„Bei den Elterngesprächen waren immer Klassen- und Teamlehrerin anwesend, so dass uns Eltern mitunter zwei verschiedene Perspektiven des Verhaltens unseres Kindes in der Klasse vermittelt wurden.“ Auch die Gesprächsebene zwischen den beiden Lehrkräften, die sich den Lehrstoff ja aufteilten, schien eine gute zu sein.
„Für Johannes war es wichtig, eine Bezugsperson zu haben. Denn offenes Lernen funktioniert nur, wenn klar ist, wer wofür zuständig ist. Die Lehrerin schaffte es so, das Beste aus den Kindern herauszuholen.“ Fixe Inseln im Unterrichtsalltag waren für die Kinder Rituale wie der Morgen-Kreis, in dem auch Konflikte gelöst wurden oder das Kind des Tages. Geburtstage wurden gefeiert, es gab aber auch ruhige Auszeiten und kleine Meditationen.
Weil Johannes der Unterricht sehr forderte, besuchte er die zweite Klasse ein zweites Mal. In der Mehrstufenklasse bedeutete dies, dass er ein Jahr länger im Klassenverbund bleiben konnte und sich im zweiten Schuljahr wesentlich leichter tat.
Das Fazit von Johannes‘ Vater: „Die Zeit in der Mehrstufenklasse hat meinem Sohn ein gutes Rüstzeug für die dritte Klasse gegeben.“ Zudem wurde seine Teamfähigkeit geschult und seine Neugier auf Wissen angestachelt. „Im Team lernen, Lernspiele gemeinsam mit anderen Kindern zu meistern, gemeinsam Lösungen zu suchen, das reizt und regt an. Zusätzlich ist dies eine hervorragende Vorbereitung auf das spätere Berufsleben und kreatives Arbeiten in Teams“, findet Wolfgang Nell.
Mehrstufenklassen: Die Sicht des Schülers
Mehrstufenklasse: Die Sicht der Lehrerin
Maria Zamut