Oft fühlen wir uns eingespannt, in der Aufgabenvielfalt des Alltags, verschiedenen Verantwortlichkeiten und Terminen. Der Zeitplan ist dicht, die Bedürfnisse unserer Familienmitglieder sind uns wichtig und neben alledem möchten Beziehungen gepflegt werden, unsere Hobbys sollen Platz haben und Ich-Zeit brauchen wir auch.
Wenn wir dann die Unterstützung von Großeltern vermissen oder weitere Aufgaben wie den Beruf an uns ziehen, kann schnell ein Gefühl des Getrieben-Seins aufkommen. An allen möglichen Ecken werden wir gebraucht und möchten unsere Sache gut machen, doch es bleibt wenig Zeit zur freien Verfügung um gut erholt zu sein. Ist dieser Balanceakt zu schaffen?
Der Reiter auf dem galoppierenden Pferd
Eine Fabel erzählt von einem Reiter, der wild und schnell auf seinem Pferd an einem Fußgänger vorbei galoppiert. Der Mann ruft dem Reiter die Frage zu, wohin er denn reite. Dieser antwortet: „Das weiß ich nicht, fragen Sie das Pferd!“
Geht es uns nicht auch manchmal so, dass wir emsig tun und werken, aber gar nicht (mehr) ein Ziel vor Augen haben? Wir können uns die Zügel, die Führung unseres sinnbildlichen Pferds, jedoch wieder zurückerobern und eine Balance zwischen „sollen“ und „wollen“, zwischen „geben“ und „bekommen“ finden.
Ist das jetzt wirklich wichtig?
In der einen Waagschale liegen unsere Aufgaben, Verantwortlichkeiten und auch unsere persönlichen Ansprüche. Um die Gewohnheitsenergie zu durchbrechen und uns unserer eigenen Wirksamkeit und Entscheidungsmacht bewusst zu werden, ist es lohnend, sich diese Frage auf der Zunge zergehen zu lassen: Ist das jetzt wirklich wichtig? Die Betonung macht den Unterschied. Ist genau das jetzt wirklich wichtig? Genau jetzt, in diesem Moment?
Oder allgemeiner ist ein Aufgaben-Check aufschlussreich: Wo trage ich Verantwortlichkeiten? Welche davon müsste ich eigentlich gar nicht übernehmen? Kann ich die Zahl meiner Aufgaben verringern? Was davon macht mir Freude oder bringt andere Benefits, die ich nicht missen möchte – etwa finanzielles Auskommen? Was belastet mich und könnte ich das in irgendeiner Form loslassen? Wo und mit wem kann ich Belastungen und Zuständigkeit teilen? Unsere erste Verantwortung liegt darin, dass es unserer Familie gut geht.
Was nährt mich?
Die andere Waagschale beinhaltet alles, das uns gut tut und nährt, das uns aufbaut und stärkt. Das ist vielleicht Sport, ausreichend Schlaf, eine ausgleichende Gartenarbeit, ein wohltuendes Gespräch oder eine Allein-Zeit, in der ich ganz frei entscheiden kann, was ich jetzt tun will. Ein Rückblick kann hilfreich sein: Was hat dir in letzter Zeit zu mehr Ruhe, Freude und Kraft verholfen? Auch unsere Aufgaben und Verantwortlichkeiten können gewinnbringend sein, in wirtschaftlicher Hinsicht oder weil sie erfüllend und sinnstiftend sind.
Um also wieder mehr selbst der/die ReiterIn zu sein, der/die die Richtung und das Tempo vorgibt, gilt es abzuwägen: Welche Aufgaben liegen tatsächlich in meiner Verantwortung und sind wichtig? Welche möchte ich in weiterer Folge also aus meiner Entscheidung heraus bewusst übernehmen? Und was brauche ich an Kraftquellen, um diese Aufgaben gut tragen zu können und mich als Persönlichkeit ausgeglichen zu fühlen?
Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)