Wer bei wem? Wann zu wem? Diese typischen Fragen zu den Weihnachtstagen sind schon so kompliziert genug. Wenn aber dann noch die Exfrau, die Stiefkinder und die Eltern des neuen Partners dazu kommen, wird es richtig schwierig.
Fast 10 Prozent aller österreichischen Familien sind Patchworkfamilien. Für rund 24.000 Kinder in Österreich wird der bevorstehende Heilige Abend der erste in ihrem Leben sein, den sie nicht gemeinsam mit Mama und Papa verbringen, weil sich die Eltern getrennt haben.
“Bei den neu zusammengesetzten Familien finden sich hier ganz neue Beziehungssysteme mit unterschiedlichen individuellen Vorlieben für Festtags-Rituale zusammen, um auf neue Weise ‘das’ Fest der Familie zu feiern. Das ist keine leichte Übung im Hinblick auf verletzte und gekränkte Gefühle, die oft in starkem Kontrast zur Sehnsucht nach friedvoller Weihnacht stehen”, sagt Birgit Britz, Sozialarbeiterin und Ehe- und Familienberaterin auf urbia.de.
Eltern fragen sich: Was ist das Beste für die Kinder?
Die Kinder wollen natürlich am liebsten mit beiden leiblichen Eltern gemeinsam feiern, doch zu dieser Variante entschließen sich die wenigsten Ex-Paare. Viele Familien sind zerstritten, wollen mit dem Expartner nichts mehr zu tun haben und meiden gemeinsame Familienfeste. Für solche Konstellationen sei es dann auch besser, getrennt zu feiern, meinen Psychologen. Alles andere erspart eine Menge Organisationsstress.
“Die Entscheidung, wann das Kind bei welchem Elternteil ist, können Sie nicht allein dem Kind überlassen – weil es mit größter Wahrscheinlichkeit ein schlechtes Gewissen jenem Elternteil gegenüber hat, bei dem es nicht den 24. verbringt.” , sagt Psychotherapeutin Marguerite Dunitz-Scheer.
“Jener Elternteil, bei dem die Kinder seltener sind, hat den Vortritt bei der Terminwahl. Das ist eine dem Fest angemessene Großzügigkeit.” Eine Alternative, die den Weihnachtsfrieden sichert, wäre, dass beide Elternteile bzw. Familien jährlich wechselweise den Besuchstag bestimmen. Versuchen Sie nicht, den anderen Elternteil mit Geschenken zu übertrumpfen! Und schenken Sie sich bitte böse Bemerkungen über die Geschenke des/der Ex!”, meint die Patchwork-Mutter. Für Dunitz-Scheer hat es sich bewährt, wenn jeder Elternteil gemeinsam mit seinem Kind ein Geschenk für den Expartner aussucht – und dafür auch die Kosten übernimmt.
Am Ende hat alles noch sein Gutes: Für die Kinder kommt das Christkind zweimal und sie bekommen soviel Aufmerksamkeit wie sonst nie.
Tipp: So gelingt ein Patchwork-Weihnachtsfest
- Sprich mit deinen Kindern über den geplanten Ablauf des Festes
- Mache deinen Kindern deutlich, dass sie bei beiden leiblichen Eltern willkommen sind
- Kompensiere dein schlechtes Gewissen nicht mit vielen Geschenken
- Stelle deine Kinder in den Mittelpunkt – lass Weihnachten ein Kinderfest ohne Sorgen und Konflikte sein.
Weitere Tipps vom Familienministerium für das Gelingen in einer Patchworkfamilie
Isabel Höglinger