Weihnachten verbringt man zwar mit den Lieben – jedoch hat man immer auch einen größeren Kreis an Freunden, Verwandten und liebe Menschen, denen man etwas Aufmerksamkeit schenken will. Komprimiert auf ein paar Tage artet das schnell in Stress aus – so viele will oder soll man anrufen, so dass die kleine Aufmerksamkeit schnell zu einem erledigten Häkchen auf der To-do-Liste verkommt. Doch eigentlich geht es nicht darum, die Sache abzuhaken. Es geht darum, mit diesem Menschen im Jetzt zu sein.
Mitte Dezember fällt uns dieses Im-Jetzt-Sein noch leichter. Kurz vor Weihnachten und an den Weihnachtsfeiertagen selbst ist so viel zu tun und vorzubereiten, dass wir jedes Telefonat als Störung wahrnehmen. Warum also nicht die Weihnachtsanrufe vorziehen und schon jetzt die Menschen anrufen, die einem ans Herz gewachsen sind?
Überlege dir, wer zu Weihnachten von dir hören soll. Und: Mit wem möchtest du telefonieren, wer bekommt eine Karte? Schreib dir am besten alle Namen auf. So hast du einen besseren Überblick, ob alles zu bewältigen ist, oder ob du dir zu viel vorgenommen hast. Die eigenen Erwartungen und Ansprüche an sich selbst sind oft hoch. Am liebsten würde man jedem Aufmerksamkeit schenken – und ist dann von sich selbst enttäuscht, weil es sich zeitlich oder energetisch nicht ausgeht. Bleib realistisch – und genieße dafür die Zeit, die du bewusst für andere verwendest, umso mehr. Die Welt geht nicht unter, wenn ein Verwandter oder eine Bekannte den Anruf nicht zu Weihnachten bekommt, sondern erst im Jänner. Im Endeffekt ist für viele die Adventszeit so gefüllt, dass sie einen Anruf im neuen Jahr wahrscheinlich umso mehr schätzen – ohne Anlass, dafür ist das Herz ganz dahinter.
Wenn du deine Liste hast, mach es dir gemütlich. Setz dich mit einer Decke und einem guten Tee oder Kaffee auf die Couch und sieh diesen Anruf als Muße-Zeit für dich. Er ist nichts, das du schnell erledigen musst. Das Telefonat ist deine kleine Auszeit vom Tun, eine Möglichkeit, deine Energie aufzutanken durch ein gutes Gespräch und dadurch, dass du die Beziehung mit diesem Menschen vertiefst. Wenn du das Telefonat als Belastung siehst: Lass es. Dir zuliebe.
Dasselbe gilt fürs Kartenschreiben: Durch die Online-Kommunikation ist diese Kunst ins Hintertreffen gekommen – aber denk daran, wie du dich selbst freust, wenn eine Post- oder Weihnachtskarte in deinem Briefkasten landet. Zwischen Rechnungen und Werbung eine kleine Notiz, die sagt: Ich denke an dich.
Während gekaufte Karten nett sind, bringt eine selbst gestaltete Karte richtig viel Freude in den Alltag eines anderen Menschen. Es ist gar nicht schwer, etwas Vorzeigbares zu gestalten. Das wichtigste: eine bunte Karte. Schon ein blauer, roter oder grüner Umschlag im Briefkasten bringt Farbe in den grauen Alltag. Inspiration für einfache, schnelle Motive gibt es viele:
Mit Perlen oder einem Glitzerstift eine Christbaumkugel malen
Macht immer was her – ein Kranz
Das Zeichnen der Karten ist eine Meditation für sich – Zeit zum Herunterkommen und Entspannen. Das Motiv kann auf allen Karten gleich bleiben, so kommt man mit den sich wiederholenden Handgriffen in den Flow und kann im Tun einfach die Gedanken treiben lassen.
Auch wenn das Motiv gleich bleibt – ein personalisierter Text ist das Um und Auf. Es macht einen Unterschied, ob man eine Karte mit einem kurzen standardisierten Text bekommt, oder ob sich der Schreiber wirklich Gedanken gemacht hat. Das braucht Zeit und Muße. Deshalb auch hier: Schreib Karten an die Menschen, die dir wichtig sind und für die du es gerne machst. Dann wirf einen Blick aus dem Fenster, lass die Gedanken kreisen, schau ins „Narrenkastl“, und die Ideen werden kommen. Was gut ankommt: Überlege dir die schönste Erinnerung, die du mit diesem Menschen verbindest, und schreib sie auf. Ein „Weißt du noch?“, um auf gemeinsame schöne Zeiten zurückzublicken, vielleicht auch schwierige, in denen man sich gegenseitig geholfen hat, und dafür zu diesem Anlass noch einmal „Danke“ sagt. Denn glückliche Erinnerungen sind oft das schönste Geschenk, das wir durch Freundschaften bekommen. Dem darf man auch zu Weihnachten einen Tribut zollen.
Manuela Hoflehner