Alle Kinder brauchen klare Regeln und liebevolle Konsequenz, um sich orientieren und sicher fühlen zu können. Die folgenden Anregungen können daher auch für Eltern von Kindern ohne AD/HS hilfreich sein. Wenn du ein Kind mit AD/HS hast, können sie dir helfen, den Familienalltag leichter und reibungsloser zu gestalten. Wichtig ist natürlich auch, dass du dir Beratung und Hilfe von fachkundiger Stelle holst. Beratungs- und Therapieangebote findest du hier.
1. Richte deine Aufmerksamkeit auf die positiven Eigenschaften deines Kindes!
Das Zusammenleben mit einem Kind mit AD/HS kann ziemlich fordernd sein. Damit keine Negativspirale entsteht und das Kind nicht das Gefühl bekommt, die Eltern würden nur noch schimpfen, kannst du ganz bewusst auf die “Lichtblicke” achten. Richte deinen Fokus auf Situationen, in denen alles klappt, dein Kind sich bemüht, oder einfach alles harmonisch läuft – und lobe dein Kind dafür. Fördere die Stärken deines Kindes, anstatt dich auf seine Defizite zu konzentrieren, und schau verstärkt auf seine positiven Entwicklungsschritte!
2. Mach dir bewusst, dass AD/HS kein Erziehungsproblem ist und dein Kind sich keinesfalls aus “Boshaftigkeit” so verhält.
Wenn du versuchst, die Welt mit den Augen deines Kindes wahrzunehmen, wird es dir leichter fallen, es zu verstehen. Du nimmst dann sein Verhalten, das “Ausrasten” und das “Nichtfolgen” nicht mehr so persönlich und kannst distanzierter mit schwierigen Situationen umgehen. Vor allem solltest du dich nicht mit Schuldgefühlen quälen.
3. Klare Regeln, liebevolle Konsequenz und viel Struktur sind die besten Hilfsmittel für Kinder mit AD/HS.
Besprich die Regeln immer wieder mit deinem Kind bzw. mit der ganzen Familie. Der Tagesablauf sollte nicht überreglementiert sein, aber doch klare Orientierung geben. Mit verlässlichen Strukturen, zum Beispiel fixen Essens- und Schlafenszeiten und einer geregelten Aufgabenverteilung lässt sich der Hang zum Chaos mildern. Mit einem Wecker, einem Tages- und Wochenplan und sich wiederholenden Ritualen finden sich Kinder mit AD/HS im Alltag besser zurecht. Da sie sich auch mit unvorhergesehenen Änderungen im Tagesablauf eher schwer tun, solltest du Änderungen möglichst frühzeitig und wiederholt ankündigen. Versuche stets positiv zu formulieren, also etwa “Sitz bitte ruhig und gerade” statt “Zappel doch nicht ständig auf dem Stuhl herum!”
4. Eine geordnete Umgebung und möglichst wenig Ablenkungen helfen deinem Kind sich zu konzentrieren.
Kinderzimmer und vor allem Schreibtisch sollten möglichst aufgeräumt sein und wenig Reize bieten. Radio und Fernsehen während des Essens oder der Hausübung sind äußerst ungünstig. Du kannst auch die Lehrkraft deines Kindes bitten, einen Sitzplatz zu wählen, der seine Aufmerksamkeit fördert, etwa in der ersten Reihe und neben einer/einem geeigneten SitznachbarIn.
Auch die Methode der Selbstinstruktion kann eine wertvolle Hilfe sein. Dabei kommentiert das Kind seine einzelnen Handlungen und Schritte und hilft sich selbst dabei, bei der Sache zu bleiben.
5. Schenke deinem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit
Kinder mit AD/HS brauchen mindestens so viel Aufmerksamkeit wie andere Kinder, vielleicht sogar mehr. Häufig sind die Nerven der Eltern aber schon überstrapaziert. Da kann es helfen, wenn du deinem Kind jeden Tag für eine bestimmte Zeit deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkst und auf seine Wünsche und Vorstellungen eingehst. Das muss gar nicht lange sein – 15 bis 30 Minuten sind ausreichend, wenn möglich immer zur gleichen Tageszeit.
6. Kuscheln, schmusen, in den Arm nehmen
Manchen Kindern mit AD/HS sind körperliche Berührungen schnell zu stark oder zu viel. Dennoch brauchen auch sie Hautkontakt und Zärtlichkeiten. Leg deinem Kind öfter mal die Hand auf die Schulter, streichle ihm übers Haar oder nimm es in den Arm. Achte darauf, wie es auf die Berührungen reagiert, ob sie ihm angenehm oder unangenehm sind. Vielleicht fallen euch gemeinsame Spiele ein, die den Körperkontakt fördern.
7. Schaff dir Freiräume und nimm Hilfe an
Geduld und gute Nerven sind im Umgang mit Kindern mit AD/HS besonders wichtig. Überleg dir, welche Aufgaben und Situationen du anderen Personen überlassen kannst, um dich zu entlasten. Zum Beispiel Freizeitaktivitäten, Hausaufgaben etc. Schaff dir Freiräume, so gut es geht, sorge für dich selbst und dein Wohlbefinden, um wieder genug Kraft für deinen Alltag zu gewinnen.
Lies hier bei Grünschnabel weiter: