Thomas aus Linz war gerade zwei Monate in Vater-Karenz. Er hat die Zeit als erholsam und intensivierend für die Vater-Kind-Beziehung erlebt. Im Grünschnabel-Interview reflektiert er die Zeit mit seiner heute zehn Monate alten Tochter.
Warum hast du dich für die Vater-Karenz entschieden?
Mein Arbeitgeber hat es mir ermöglicht. Einige Projekte sind liegen geblieben, einiges konnte ich an Kollegen weitergeben. Ich habe jeden Tag Mails gelesen, falls irgendetwas ausbrechen sollte, aber es war zum Glück nicht so. Zudem wurde meine Frau gebeten von ihrem Arbeitgeber, zwei Monate wieder voll in den Job einzusteigen. Wir haben die einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld-Variante 12 + 2 Monate gewählt und indem ich zwei Monate in Karenz war, haben wir 4.000 Euro mehr erhalten. Das war natürlich auch ein finanzieller Anreiz.
Was waren deine Erwartungen an diese Zeit mit deiner Tochter?
Ich wollte viel Zeit mit meiner Tochter erleben und die Chance nutzen, in ihrem ersten Lebensjahr viel vom Alltag mitzukriegen, anstatt nur abends von der Arbeit heimzukommen und dann noch eineinhalb Stunden mit ihr spielen zu können. Das war für mich schon sehr verlockend.
Wurden deine Erwartungen erfüllt?
Ja, eigentlich schon. Meine Tochter war erstaunlich brav. Es war kein Problem, dass meine Frau sie nur noch morgens und abends stillte. Untertags war die abwesende Mama überhaupt kein Problem. Ich hatte eine genaue Anleitung, was unser Kind untertags zum Essen und Trinken bekommen sollte, das habe ich genau befolgt und das hat erstaunlich gut geklappt. Das Einschlafen an meiner Schulter hat sogar besser funktioniert als bei meiner Frau. Aber wenn die Mama dann abends heim kam, war ich abgemeldet.
Würdest du die Zeit als erholsam oder anstrengend beschreiben?
Eher erholsam. Gerade in der ersten Zeit war es fast wie Urlaub, eine Auszeit vom Berufs-Alltag, ich war daheim, aber nicht krank. Unseren Urlaub verbringen wir ansonsten eigentlich nie zu Hause. Später hab ich mich dann über die Gartengestaltung gemacht. Oma und Opa kamen einen Tag die Woche und kümmerten sich um meine Tochter. Die körperlich anstrengende Arbeit im Garten habe ich als wohltuende Abwechslung zu meiner ansonsten intellektuell anstrengenden Tätigkeit erlebt.
Dein Resümee?
Die Zeit hat mich insgesamt gefordert. Ich habe es aber keineswegs eintönig empfunden, das war der große Vorteil. Meine Frau ist jetzt wieder voll in Karenz nach den zwei Monaten im Job und sie fühlt sich schon irgendwie auf Windeln und Aufräumen zurückgeworfen. Das ist nicht immer so erbauend. Wir überlegen, ob wir uns einen Babysitter engagieren, damit auch sie eine Auszeit nehmen kann von nur Haushalt und Kind schupfen.
Hat die Väter-Karenz die Beziehung zu deinem Kind verändert?
Ich hab die Zeit schon sehr genossen. Die Beziehung zu meinem Kind hat sich sicher intensiviert, ist stärker geworden. Man merkt das ja jetzt schon, dass Babys viel stärker auf Menschen reagieren, die öfter da sind. Das ist auch so, wenn der Papa mehr zu Hause ist. Ich hab gemerkt, dass meine Frau einen anderen Erziehungsstil hat als ich. Unser Kind hat gelernt, zu unterschieden: Mama ist so, bei Papa ist es wieder anders. Bei mir hat sie zum Beispiel mehr Disziplin beim Wickeln. Wir tollen aber auch viel herum und bei Mama geht es mehr um Geborgenheit und Kuscheln.
Deine Empfehlung für andere Väter?
Wenn der Arbeitgeber und die Zeit es erlauben, würde ich es jedem Vater empfehlen in Karenz zu gehen, weil es eine wertvolle Erfahrung ist.
Maria Zamut