Von überzogenen Erwartungen an sich selbst und die ernüchternde Realität der Vater-Karenz sowie von einem besonders ausgeglichenem Kind nach der Papa-Zeit berichten Markus und Christine H. im Grünschnabel-Interview.
Welches Modell der Väterkarenz habt ihr gewählt?
Markus H.: Wir haben uns für das gehaltsabhängige Modell mit 12+2 Monaten entschieden. Im Grunde war es eine finanzielle Frage – welches Modell günstiger für uns ist.
Wie hat dein Arbeitgeber reagiert?
Markus H.: Ich arbeite auf der Uni, und dort sind sie sehr entspannt. Ich habe die zwei Monate Väterkarenz so geplant, dass ich keine Lehrverpflichtung habe, also im Sommer. In anderen Firmen braucht es aber noch viel Bewusstseinsbildung, dass man in Väterkarenz gehen kann.
Wie ging es dir in der Väterkarenz?
Markus H.: Während der Arbeitszeit muss man sich immer Zeit für sein Kind herausleiern. Während der Väterkarenz ist man jemand für das Kind – nicht nur jemand, der in der Früh geht und abends heimkommt.
Meine Erwartungen waren anfangs jedoch völlig überzogen. Ich dachte, ich würde meinem Sohn Stefan viele Geschichten vorlesen und hatte alle möglichen Vorstellungen, wie wir gemeinsam Zeit verbringen würden. Die Realität war aber, dass mein Sohn den Ton angegeben hat. Er hat bestimmt, wie er bespasst werden will und was wir machen.
Ich hatte auch das Gefühl, dass es besser gewesen wäre, in Karenz zu gehen, wenn mein Sohn schon älter ist. Er war fünf Monate alt und brauchte die Mama noch alle paar Stunden. Bei unserem zweiten Kind gehe ich später in Karenz. Von unserer Arbeitsteilung her hat sich nichts geändert. Im Haushalt bin ich für das Kochen und Reparaturen zuständig, meine Frau für das Putzen, Waschen, etc. Den Garten machen wir gemeinsam. Die Kinderbetreuung hat dann jeweils der übernommen, der in Karenz war.
Wie ging es dir in der Zeit, als dein Mann in Väterkarenz war?
Christine H.: Für den beruflichen Wiedereinstieg ist die Väterkarenz eine super Möglichkeit. Ich kann dadurch am Ball bleiben und bin nicht zu lange weg von meiner Arbeit. Und man kann auch besser Zeit mit der ganzen Familie verbringen. Ich merke auch außerhalb der Väterkarenz, dass mein Sohn viel ausgeglichener ist, wenn der Papa am Wochenende da war und Zeit mit ihm verbracht hat. Nach der Arbeitswoche muss er sich erst wieder an den Papa gewöhnen.
Leider ist die Zeit der Väterkarenz trotzdem begrenzt – in zwei Monaten tut sich zwar einiges, aber irgendwann sind sie vorbei. Ich fände ein Teilzeit-Modell besser, bei dem man beispielsweise jeden Tag eine Stunde weniger arbeitet. Teilzeit wird oft so gehandhabt, dass ein Tag komplett frei ist und an den übrigen herkömmlich gearbeitet wird. Das berücksichtigt aber nicht die Stoßzeiten, die man als Familie hat. In der Früh und am Abend kommt mehr Arbeit zusammen, bei der vier helfende Hände nützlich wären.
Manuela Hoflehner