Bis zu 20.000 Entscheidungen treffen wir täglich, vor allem im Kleinen. Wie wir uns als Paar in der Familie gegenseitig helfen, Alternativen abzuwägen, beschreibt Katharina Maderthaner in den Erziehungsfragen.
Alle diese kleinen und größeren Entscheidungen geben unserem Leben Richtung. Jede und jeder von uns hat als Einzelperson einen individuellen Werdegang, Wünsche, Vorlieben und auch weniger hilfreiche Muster, die unsere Entscheidungen beeinflussen. Gemeinsam als Paar können und möchten wir nicht nur alleine für uns selbst entscheiden. Wir tragen füreinander als Gemeinschaft „Paar“ und Gemeinschaft „Familie“ Verantwortung: Wir möchten diese Gemeinschaft zusammen gestalten und leben. So können wir überlegen: Wo wollen wir uns hin entwickeln? Was ist uns wichtig? Was passt zu uns, wollen wir das so? Tut uns das als Familie gut?
Nicht nur bei weitreichenden, auch für die vielen kleineren Entscheidungen im Alltag ist es bereichernd, sich ab und zu zusammen diese Fragen zu stellen. Denn gerade die kleinen Entscheidungen jeden Tag prägen die Atmosphäre in unserer Familie.
Als Team agieren
In einem Vortrag zum Thema verglich das Referentenpaar uns Entscheidungsträger/innen mit einem Team beim Rallyefahren: Wir sind als Paar gemeinsam unterwegs, orientieren uns zusammen danach, wo es lang geht. Dabei ist eine/r jeweils am Steuer, während der oder die andere die Navigation im Auge behält. Dazu gehört auch die Einschätzung: Was braucht der Fahrer oder die Fahrerin, wie geht’s ihm/ihr? Wann ist eine Pause angezeigt? Wo gilt es aufzupassen wegen schwieriger Passagen?
Das geht dann gut, wenn wir aufmerksam füreinander bleiben. Es braucht die Bereitschaft, einander immer wieder aufs Neue näher kennenzulernen. Über unsere Bedürfnisse und unser Befinden in Fühlung zu bleiben.
Als Team wechseln wir einander ab beim Steuern und Navigieren, zum Beispiel achten wir auf eine gute Verteilung der Zuständigkeiten in der Familie. Wir verschaffen uns wechselseitig Zeiten zum Regenerieren und Auftanken.
Entscheidungsmüdigkeit vorbeugen
Jede Entscheidung erfordert eine Willensanstrengung und kostet Energie. Bei einer zu großen Zahl an Entscheidungen sinkt die Bereitschaft, die Folgen zu überdenken, unsere Standfestigkeit nimmt dadurch ab. Dieser Entscheidungsmüdigkeit können wir entgegentreten, speziell in Bezug auf kleinere und mittlere Entscheidungen aus unserem Alltag.
Etwa indem wir die Auswahl reduzieren. Wir müssen nicht alle Optionen kennenlernen. Oft ist eine Vorauswahl sinnvoll. Wenn ich beispielsweise ein neues Handy brauche, fühle ich mich bei der Recherche erschlagen und kann keine Entscheidung treffen. Mein Mann hingegen fokussiert sich rasch auf passende Handys und ich wähle dann aus dieser Handvoll aus.
Rituale und Routine ersetzen Entscheidungen
Im Familienleben übernehmen Rituale und Routinen eine wichtige Funktion beim Reduzieren der Zahl an Entscheidungen. Hat sich ein passender Ablauf für einzelne Situationen etabliert, müssen wir nicht jeden Tag darüber diskutieren wie wir sie gestalten. Innerhalb dieser Routinen bleibt selbstverständlich Raum zum Mitgestalten und sie wachsen mit unseren Bedürfnissen mit.
Echte Pausen dienen uns zum Herunterfahren und Langsamer-Werden. Zentral sind nicht Häufigkeit und Ausmaß einer Pause, sondern ihre Qualität: Verbringe ich 10 Minuten mit Scrollen in Social Media bin ich weniger gut erholt als nach 5 Minuten in eine Kerze schauen und ruhiger werden, zeigt die Erfahrung. Pause vom Entscheidungsdruck sozusagen.
Als Team wollen wir also kleinere und größere Entscheidungen miteinander besprechen und uns abstimmen. Wir schauen aufeinander, sind einander Korrektiv und tragen gemeinsam Verantwortung für unseren Weg als Paar und Familie.
Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)