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Wenn der Teenager provokante Sprüche klopft, die 6-Jährige im Supermarkt der Mama ans Schienbein tritt, weil sie keine Süßigkeiten kauft oder im Sandkasten ein Kleinkrieg aus Klauen und Beißen entsteht, fällt es nicht leicht, gelassen zu bleiben. Wir tun uns schwer, mit Aggression umzugehen. Kommt sie vom eigenen Kind, fühlen wir uns umso mehr überrumpelt. 

Kindliche Aggression trifft uns oft unvermittelt. So gut wir auch versuchen, unseren eigenen Kindern vorzuleben, wie es auch anders gehen kann, und ihnen Liebe und Zuwendung vermitteln, läuft es nicht immer rund auf dem Weg zum Erwachsen-Werden. Es kann viele Ursachen haben, warum der Bruder plötzlich der kleinen Schwester die Rassel um die Ohren haut, sich am Spielplatz schlägt oder die Aggression auch gegen die eigenen Eltern richtet. Kinder zeigen Aggression vor allem dann, wenn sie sich überfordert fühlen, unsicher sind oder auf sich aufmerksam machen wollen. Besonders im Vorschulalter durchlaufen viele Kinder eine Phase, in der sie sich ungewöhnlich aggressiv verhalten – Jungs öfter als Mädchen. Sie testen damit die Beziehung zu den Eltern aus und wollen sehen, ob diese auch noch zu ihnen halten, wenn sie einmal nicht lieb und brav sind.

Als Elternteil, der auf der anderen Seite der Gleichung steht und zum Teil auch Ziel der unvermittelten Gewalt ist, fällt es da nicht leicht, ruhig zu bleiben und den Angriff – verbal oder körperlich – mit einem „Mensch, ärgere dich nicht“ abzutun. Gerade hier kann es aber problematisch werden: Wenn sich die Eltern durch das Verhalten des Sprösslings provoziert fühlen und sich versuchen, mit gleichen Mitteln durchzusetzen, z.B. indem man noch lauter schreit oder die körperliche Überlegenheit ausnutzt. Das zeigt den Kindern nämlich genau das falsche Bild – und regt sie dazu an, sich genauso zu verhalten.

In dieser Verhaltensweise brauchen Kinder Vorbilder. Sie haben keine angeborene Fähigkeit, um Selbstkontrolle auszuüben. Wenn dein Kind aggressives Verhalten an den Tag legt, mach dir bewusst, dass es erst üben muss, wie es seine Emotionen im Zaun hält. Einige Tipps, wie du mit diesen Konfliktsituationen umgehen kannst:

  • Biete deinem Kind viele Bewegungsmöglichkeiten, wo es sich austoben und Dampf ablassen kann.
  • Setz feste Grenzen, damit dein Kind weiß, welches Verhalten in Ordnung ist und dass es nicht akzeptabel ist, dass es tritt, schlägt oder beißt. Bringe deinem Kind mit der Zeit bei, über seine Gefühle zu sprechen, statt sie einfach auszuleben.
  • Du bist das beste Vorbild für dein Kind: Lass dein Kind bei Konfliktsituationen zuhause beobachten, wie sie friedlich gelöst werden können.
  • Wenn dein Kind es zulässt, kannst du es in den Arm nehmen, bis es sich beruhigt hat. Das vermittelt ihm Halt und Sicherheit. Aber aufgepasst: Die Festhaltetaktik verträgt nicht jedes Kind. Keinesfalls solltest du dein Kind im Zorn anfassen, sonst besteht die Gefahr, dass es mit dieser Berührung langfristig eine körperliche Prägung bekommt und jede Berührung von dir negativ assoziiert.
  • Frag dein Kind in einer ruhigen Minuten, wo der Schuh drückt; dass du ihm helfen willst, du dir Sorgen machst und du traurig bist, wenn es sich so verhält. Sprich mit Ich-Botschaften darüber, wie es dir dabei geht, ohne zu beschuldigen oder die Geduld zu verlieren.

 Buch-Tipp: Jesper Juul “Aggression. Warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist”, Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2013. 

 

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Manuela Hoflehner