Etwas für sich selbst zu tun, gut auf sich achten und neue Kräfte sammeln – Katharina Maderthaner beobachtet, dass viele Eltern eine Sehnsucht nach guter Selbstfürsorge spüren. Aber was passt für mich? Wo räume ich mir Zeiten frei und was stärkt mich wirklich?

Wie ein gut verwurzelter Baum – Wenn wir uns selbst immer besser kennen lernen, wahrnehmen, was wir brauchen, was uns gut tut und Sorge für uns tragen, sind wir wie starke lebendige Bäume. Zwischen uns lässt sich zum Beispiel eine Hängematte spannen, in die unsere Kinder sich fallen lassen können.

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Ein Baum wächst aber einige Zeit – bis er kräftig und tragfähig ist. Seine Wurzeln geben ihm Halt und versorgen ihn mit Nährstoffen. Genauso braucht es Zeit, um sich selbst kennen zu lernen: Was ist mir wichtig? Was tut mir gut? Was sollte ich besser loslassen? Es braucht Zeit und Ruhe, zum Hineinspüren und Reflektieren, zum Auftanken.

Gerade im Alltag mit Kindern spüren wir das besonders deutlich und unmittelbar, dass es einen Unterschied macht, wie gut wir gestärkt sind. So gut wie wir genährt sind, ist der Nährboden für unsere Familie.

Auf der Suche: Was tut mir gut?

Eine Freundin erzählte mir ein eindrucksvolles Erlebnis: Die ganze Familie übersiedelte gerade und erlebte eine recht dichte Zeit. Der Papa hatte ein neues Projekt in der Arbeit übernommen, was einiges an extra Zeit und Energie brauchte. Das ältere Kind ging in den Kindergarten und sie hatten ein Baby.

Zum Dauereinsatz im Alltag kamen noch mehrere Termine dazu, für die etwas zu planen und organisieren war. Mit der Zeit wurde die Müdigkeit immer größer, alles fühlte sich anstrengend an. Die Mama konnte bald nur noch schwer „abschalten“, fühlte sich immer unter Anspannung und die Gedanken kreisten auch nachts um die anstehenden To Dos. Auch bei den Kindern war die Anspannung zu merken, sie waren unruhiger.

Das Baby konnte dann ein paar Tage lang kein großes Geschäft erledigen, obwohl erkennbar war, dass es das müsste. Der Mutter schoss der Gedanke durch den Kopf: „Ich kann nicht loslassen und mein Baby jetzt auch nicht.“ Sie sprach mit ihrem Mann darüber, wie es ihr ging und sie suchten nach Möglichkeiten zum Auftanken.

Am folgenden Wochenende machten der Papa und das ältere Kind einen Tagesausflug. Nach einem Schläfchen mit dem Baby erzählte die Mama, sie habe sich wie neu geboren gefühlt. Später traf sie eine Freundin im Kaffeehaus und verbrachte mit ihr den Nachmittag. Es tat der Mutter gut, es sich gut gehen zu lassen und sich zu unterhalten. Und tatsächlich gab es an diesem Tag auch drei volle Windeln beim Baby. Beide konnten sich entspannen.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, dass wir uns ausgelaugt fühlen und mit unseren Kräften am Ende sind, ist es gut, wenn wir laufend gut für uns sorgen und uns auftanken. Hier gilt es, bei sich selbst nachzuspüren: Wo kann ich mich gut regenerieren? Was gibt mir Energie und tut mir gut?

Für uns als Eltern junger Kinder hat sich herausgestellt, dass genügend Schlaf ein wichtiger Schlüssel zu guten Ressourcen ist. Das heißt dann auch mal, Arbeit liegen zu lassen oder auf eine Serie zu verzichten und stattdessen schlafen zu gehen. Eine Viertelstunde in Ruhe lesen, abends noch eine Runde spazieren gehen, möglichst nur eine Sache auf einmal zu tun oder in der Früh den ersten Kaffee noch ganz allein im Kerzenschein zu trinken, hilft mir auch, bessere Kräfte zu haben.

Dass wir das nicht immer so gut schaffen, auf uns zu schauen und uns selbst gut zu spüren ist normal und menschlich. Aber wir dürfen immer wieder dran bleiben und es neu probieren.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!

Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)

katharina.maderthaner@gmx.net