Foto: Fotolia/StockPhotoPro

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Über die schleichende Entmännlichung unserer Gesellschaft, das Bedürfnis der Buben, an ihre (körperlichen) Grenzen zu gehen und die Notwendigkeit unbeliebter, klarer Ansagen spricht Joseph Badegruber, Leiter einer Jahresgruppe für Männer in Kirchschlag im Grünschnabel-Interview mit dem Titel: Wie schwierig ist es, heute als Mann zu leben?

Der Pädagoge und Psychotherapeut Joseph Badegruber (61) ist vierfacher Vater und fünffacher Großvater und leitet das Bildungshaus Breitenstein in Kirchschlag bei Linz, wo er unter anderem eine „Jahresgruppe für Männer“ anbietet.
Badegruber sieht eine schleichende Entmännlichung unserer Gesellschaft: „Indem von einer zunehmend weiblichen Handschrift in der Erziehung, aber auch von überbesorgten Eltern/Müttern alle potenziellen Gefahren aus dem Leben unserer Kinder genommen werden, besteht aber die Gefahr der Entmännlichung.“ Nicht das Verbieten, sondern das Abschätzen wäre für ihn der richtige Weg, um vor allem Buben den Umgang mit Gefahren zu lernen. Männer und Buben könnten heutzutage oft ihre eigene Identität als Mann nicht mehr entwickeln.

Dazu sei es unerlässlich, an seine Grenzen zu gehen – auch körperlich – und das im Kreis unter Männern. Denn ganz wichtig sei es, als Mann auch einmal nur unter Männer zu sein und Abenteuer zu erleben. „Nehmt eure Söhne und geht raus in die Natur, verbindet euch mit der Natur. Wildwasser fahren, bergsteigen, klettern, bei minus sieben Grad drei Nächte allein im Wald verbringen… Das alles macht stolz. Lässt einen die eigene Kraft spüren“, schwärmt Badegruber vom „Mann-sein“.

Auch seinen drei bereits erwachsenen Söhnen hat er den Rat mitgegeben: „Macht es, aber passt auf euch auf!“ Und deutlich sagt er ja dazu, Burschen die schärfsten Messer zum Schnitzen zu geben. Es ist nur wichtig, ihnen genau zu zeigen, wie man damit umgeht. „Mann-Sein“ heißt für ihn, das Leben, Lebensenergie zuzulassen, nicht zu unterdrücken. Deshalb hält er auch die moderne Pädagogik für radikal falsch: „Es wird alles Leben herausgenommen, um dann wieder ein bisserl Leben reinzunehmen. Wir sind überreguliert. Das Leben lebt sich auch ohne Pädagogik. Alles zu psychologisieren ist eine Krankheit unserer Zeit.“

Erklärt Löwenmutter die Jagd mit Flipchart?
Deutlich macht er dies mit einem Bild: „Mir fällt dazu immer die Löwenmutter ein, die ihren Jungen auf einem Flip-Chart aufzeichnet, wie das Jagen geht.“ Badegrubers Botschaft: „Geht’s raus ins Leben!“ Gerade für Burschen seien in den Schulen massive Veränderungen notwendig: Jeden Tag Training, Kampfkünste, kultiviertes Umgehen mit Kraft, Schulung des Geistes. „Denn nur, wenn die Männer in ihrer Kraft sind, sein dürfen, ein selbstbewusstes Gegenüber bieten, könnten auch Frauen in ihre volle Kraft gehen“, ist der 61-Jährige überzeugt.

Auch Vätern gibt er den Rat, ganz klar ihre Grenzen zu kennen zu lernen. „Buben brauchen kein weiches Wischi-Waschi-Herumgedruckse. Dann bin ich halt einmal der böse Papa. Das muss ich aushalten und ganz klar meine Werte-Einstellung vertreten: Ich will das nicht! Ein Nein ist ein Nein – da können sich die Söhne schon mal die Zähne dran ausbeißen. Sie dürfen sauer und wütend sein. Ich stehe als Vater dazu, dann können sich die pubertierenden Jungs auch an mir reiben, weil ich auf meinem Standpunkt bleibe.“ Konfliktlösend sei es zum Beispiel, sich dann gemeinsam „aufs Radl zu hauen“, denn Konflikte von Buben seien oft einfach aufgestaute Energie und unsere Wohnungen und KIassenräume Energiekäfige.

Darf ich das denn als Mann?
Um sich heutzutage in seinem „Mann-Sein“ und der eigenen Identität zu finden, ein guter Vater, aber auch Mann zu bleiben, sei eine geführte Männergruppe sehr hilfreich, ist Badegruber überzeugt. Mit psychologischen und therapeutischen Inputs geht hier der Weg in Richtung Selbsterfahrung und persönliche Entwicklung. Wenn Väter sich selbst ihrer eigenen Wahrnehmung versichern, können sie auch ihre Söhne darin bestärken, zu dem zu stehen, was sie spüren, wenn sie sich die Frage stellen: „Darf ich das denn?“

Die Verunsicherung vieler Väter hänge mit einer mangelnden emotionalen Entwicklung zusammen. Deshalb betont Badegruber noch einmal: „Männer – lasst euch auf eure Abenteuer ein!“
Bildungshaus Breitenstein, www.breitenstein.or.at

Daniela Christl