Die Grundidee war einfach: Neben der Serie zu Spielgarten-Tests wollte Grünschnabel auch familienfreundliche Cafés vorstellen. Plätze, an denen Jungmütter sich mit Freundinnen treffen können, wo sie von der Küchenarbeit befreit sind, auch einmal aus der homogenen Schicht an Babygesprächen herauskommen und sich stattdessen mit Allerweltsthemen beschäftigen können. Das Resultat war ernüchternd.
Linz hatte es sogar: das erste Kinder- und Familiencafé. Nöbis heißt es und wollte Kindern genug Platz bieten, um auch herumtollen zu können, während ihre Eltern den Kaffee genossen. Es scheiterte jedoch an der neuen Raucherverordnung. Die rund 200 Quadratmeter waren zur Hälfte Raucherbereich. Zwar war der Raucherbereich vom Nichtraucherbereich abgetrennt, jedoch wurde es als unzumutbar gesehen, dass Kinder und Nichtraucher durch den Raucherbereich müssen, um zu Speis und Trank bzw. zur Toilette zu kommen. Ohne Raucherbereich sah der Inhaber das Café jedoch als unwirtschaftlich an. Also musste der Kinder-Schwerpunkt gehen. Das Nöbis gibt es noch immer – jedoch nicht als Familienkaffee. Statt der Kinder liegt der Fokus heute auf Tee.
Auch ansonsten fällt die Suche nach einem Café, in das man sich auch mit Kindern setzen kann, spärlich aus. Nicht, dass es sie nicht gibt. Einige Cafés in Oberösterreich liegen in einer Fußgängerzone – ein gutes Kriterium, denn so können die Kinder auch herumlaufen, ohne dass die Eltern vor Schreck aufspringen, wenn die Sprösslinge sich der Tür nähern. Andere Cafés wiederum haben sogar eine Spielecke. Auf Nachfragen hin kam jedoch einhellig die Antwort: Als Familiencafé wolle man nicht vorgestellt werden. Die Angst, dass dadurch „nur noch Eltern mit ihren Kindern hier sitzen“, war zu groß.
Auf eine derartige Antwort hin steht man natürlich verwundert da. Obwohl ein Café eine Spielecke hat, will es nicht zu viele Familien zu Gast haben?
Dabei tut sich auch eine andere Frage auf – wenn es kein Angebot in diesem Bereich gibt, liegt es an der mangelnden Nachfrage? Braucht es überhaupt Cafés, die auf Familien ausgerichtet sind? Oder sollten Eltern mit ihren Kindern nicht ohnehin besser in die freie Natur gehen, sich auf Spielplätzen mit FreundInnen treffen und aktiv sein statt in der Gastronomie zu sitzen?
Alles in allem schwer vorstellbar. Gerade die neue Generation an Müttern, die sich nicht rein über das Mutter-Sein definiert, hat auch den Wunsch, sich abseits dieser Rolle austauschen zu können. Das fällt im eigenen Heim schwer, da man mit Gästen im Haus wieder in der Versorger-Rolle ist. Einfach mal zurücklehnen, sich bedienen lassen und sich entspannt austauschen bedeutet in diesem Fall einen großen Qualitätsgewinn und eine Auszeit für zumindest ein paar Stunden. Einfach mal nicht den Abwasch machen müssen.
Neuerdings wurde dazu auch der Begriff der „Latte-Macchiato-Mütter“ kreiert. Latte-Macchiato-Mütter ziehen sich nicht aus der Öffentlichkeit zurück, sondern leben ihr Leben genauso wie vor der Geburt, arbeiten, gehen in Cafés, zum Sport, auf Partys – nur eben alles inklusive Kinder-Anhang. Dass dieser Begriff negativ konnotiert wird, ist eigentlich seltsam. Als ob Mütter nicht das selbe Recht hätten, Teil des öffentlichen Lebens zu sein, sich in Sack und Asche kleiden müssten und nur zwischen Heim und Spielplatz hin- und herschweben dürften.
Wie seht ihr das? Kennt ihr familienfreundliche Cafés in Oberösterreich – die auch dazu stehen? Oder muss ein Café nicht familienfreundlich sein, weil kindgerechte Erziehung anderswo stattfindet?
Manuela Hoflehner