Selbst gebackenes Brot ist ein ganz besonderer Genuss. Von ihrem Hoffen aufs „Gut gehen“, dem Brotbackkurs, der Ehrfurcht vor dem Gebackenen und ihrem Stolz auf die eigenhändig gefertigten Laibe erzählt Daniela Christl in ihrem Plädoyer übers Versorgen der Familie mit selbstgebackenem Brot.
Neulich am Sonntag beim Brot backen, da hab’ ich es zum ersten Mal so richtig gespürt. Dieses Gefühl zwischen Stolz und Freude. Da lagen sie vor mir: vier – mehr oder weniger – prachtvolle Laibe Bauernbrot. Und ich hatte sie gemacht. Mit meinen eigenen Händen hab’ ich den Teig geknetet und wie alle 14 Tage in den vergangenen Monaten gehofft, dass alles „gut gehen“ möge. Dass der Brotteig sich verarbeiten lässt und nicht auseinander fließt.
Respekt vor dem Brot
Denn gelernt hab’ ich das Brotbacken nicht. Naja, ganz ohne „Nachhilfe“ hab’ ich mich dann doch nicht darüber getraut. Ich wusste schon, dass das nicht ganz einfach sein kann. Darum hab’ ich meinen Mann und mich zu einem Brotbackkurs bei einer Seminarbäuerin aus dem Mühlviertel angemeldet.
Ja, ganz richtig! Meinen Mann hab’ ich da auch „mitgeschleppt“. Natürlich war er der einzige Mann in der Frauenrunde – und wurde dementsprechend von allen umsorgt. Ich hatte Respekt vor dem Brot backen. Ich glaube, das sollte man auch haben. Schließlich ist Brot etwas sehr Wertvolles. Ein Grundnahrungsmittel, ohne das kein Haushalt in unseren Breitengraden auskommt.
Ich kann das selbst!
Genau deshalb gibt es einem auch dieses herrliche Gefühl von: „Ich kann das selbst!“ Nun brauche ich mir nicht mehr alle zwei Tage ein Brot im Supermarkt oder in der Bäckerei-Filiale kaufen, um den Großteil dann am nächsten, spätestens übernächsten Tag mit schlechtem Gewissen wegzuschmeißen, weil es ungenießbar geworden ist. Jetzt backe ich selbst. Hab’ ich die ersten paar Male noch die geistige Unterstützung meines Mannes gesucht: „Du, wie war das schnell? Wie muss die Teigkonsistenz sein?“ Oder seine handwerkliche Kraft war vonnöten: „Den Teig darfst du jetzt weiter kneten!“
Jetzt verlasse ich mich schön langsam auf meine Erfahrung. Und die macht man – unweigerlich. Einmal war der Teig so flüssig, dass ich ihn in der Form backen musste. Einmal wollte der Vorteig nicht aufgehen. Ein anderes Mal hatte ich die Mengenangaben irgendwie verwechselt. Aber noch nie wurde das Brot ungenießbar, dafür schmeckt’s jedes Mal ein bisserl anders. Aber das, hat die Seminarbäuerin damals erzählt, ist ganz normal. Am Ende hab ich noch immer ein knuspriges, herrlich schmeckendes und duftendes Brot aus dem Backrohr geholt. Über das sich alle sofort mit Begeisterung hermachen.
Auch am vierten Tag noch gut
Das „bezahlt“ man dann manchmal mit Bauchweh. Es schmeckt warm einfach zu gut! Und das tut es auch noch am nächsten Tag und am übernächsten! Am vierten Tag dann kann man es noch im Toaster knackig aufbacken. Weil ich weiß, wie viel Arbeit und Liebe in meinem Brot steckt, wird davon schon erst recht nichts weggeschmissen.
Die frischen Brote werden geviertelt und eingefroren und wenn’s in der Holzbrotdose schön langsam knapp wird, greif ich einfach zum Tiefkühler, lass’ das Brot eine Zeit lang draußen liegen und habe wieder ein saftiges Brot, wie frisch gebacken – ein Gedicht! Wenn ich jetzt bei der Wursttheke stehe und die Verkäuferin fragt: „Darf’s noch was beim Gebäck sein?“ dann lautet meine Standardantwort: „Nein danke, wir backen selbst.“ Und das nicht ohne Stolz aber auch mit viel Freude in der Stimme.
Daniela Christl
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