Grünschnabel-Redakteurin Daniela Christl beschreibt ihre ersten “Gehversuche” in Sachen Kekse backen anno dazumal. Und teilt mit uns ein Rezept für Cantuccini, das sie anno heutzutage – um viele Erfahrungen reicher – mit ihrer eigenen Familie bäckt.
Als ich noch klein war, wurden in der Vorweihnachtszeit in allen Haushalten Kekse gebacken – nur nicht in unserer Familie. Warum das so war, weiß ich bis heute nicht. Meine Mutter war zwar eine ausgezeichnete Köchin, aber Kekse backen? Lieber nicht. Bis ich eines Tages beschloss: So konnte das nicht weitergehen und meine Mutter überredete, den Ofen in der „Keksbackstube“ anzuwerfen. Was nicht ganz so geschmiert lief wie ich mir das vorgestellt hatte…
Voller Enthusiasmus sammelte ich Keksrezepte aus Zeitschriften und Kochbüchern, denn überlieferte Familienrezepte gab es ja bis dato nicht. In meinem kindlichen Überschwang häuften sich die Rezeptideen auf dem Küchentisch. Welche also ausprobieren? Sie klangen doch alle so köstlich! Die Einkaufsliste der Zutaten wurde länger und länger. Endlich stapelten sich Mehl, Eier, kiloweise Butter und allerlei andere, uns teils noch unbekannte Ingredienzien vor uns. Die Menge war beeindruckend und etwas einschüchternd.
Doch munter legten wir los und kneteten einen Teig nach dem anderen. Noch waren wir guter Dinge. Wie lange wir den Teig kneten bzw. kühlen lassen mussten? Keine Ahnung. Die Angaben in den Rezepten setzten zumindest ein Grundwissen für das Kekse backen voraus, das wir definitiv nicht hatten. Auch die Möglichkeit, schnell mal nachzugoogeln, gab es damals ja noch nicht. Selbst die Oma war keine Quelle des Kekseback-Wissens. So galt also learning-by-doing.
Der erste Teig war unmöglich auszurollen – weil viel zu weich, also zu wenig gekühlt. Alles blieb kleben. Der nächste Teig zerbröckelte uns unter den Fingern. Der dritte endlich schien vielversprechend, doch im Backrohr lief auch er vollends aus dem Ruder. Die Kekse schmeckten zwar nicht schlecht, doch einen Schönheitspreis konnten wir damit nicht gewinnen. Noch immer tauchte vor meinem geistigen Auge das Bild von wunderhübsch dekorierten, perfekt geformten, winzig kleinen Weihnachtskeksen auf.
Die Realität sah anders aus. Nun doch schon etwas verzagt, gingen wir mit dem Mut der Verzweiflung weiter ans Werk. Nur leider fehlte uns dazu das passende Werkzeug: Womit sollten wir die Kokosbusserl bloß aufs Blech aufspritzen? Womit den Zuckerguss millimetergenau zum Verzieren auftragen? Wie die Schokoglasur ohne Kleckern auf die Kekse bekommen? Bei jedem neuen Keksrezept tauchten weitere Probleme auf. Mittlerweile war es draußen bereits dunkel geworden. Noch immer warteten Keksteige im Kühlschrank.
Die Freude am Backen war längst einer großen Müdigkeit gewichen. Nun waren die Vanillekipferl dran: Die große Frage war nur, wie bekam man diese winzigen gleichförmigen Würmchen hin – und dann sollte man sie auch noch in Zucker wälzen, ohne sie zu zerbrechen. Es schien ein Ding der Unmöglichkeit. Kurzerhand wuzelten wir die Teigpatzen zu unförmigen riesigen raupenähnlichen Gebilden und wischten uns den Schweiß von der Stirn. Es ging auf Mitternacht zu.
Ich begann langsam zu verstehen, warum meine Mutter sich bis jetzt standhaft geweigert hatte, Kekse zu backen. Sie war mit augenscheinlicher Offensichtlichkeit kein Back-Genie – und wurde es auch nicht mehr. Noch viele Jahre später haben wir über unsere Keksgebilde gelacht. Auch wenn wir es noch einige Jahre weiterhin versuchten – in sehr viel kleinerem Ausmaß – die Erfolge wollten sich nicht wirklich einstellen.
Natürlich habe ich mit meinen Kindern Kekse gebacken – viele Jahre später – und mit gehörigem Respekt. Was soll ich sagen, auch aus mir wurde kein Keksback-Koryphäe. Nur letzte Weihnachten gelang mir ein Geniestreich mit einem „gesunden“ Cantuccini-Rezept. Flugs legte ich auch heuer wieder los. Nur, leider, leider, wurden dieses Mal daraus eher „Fettuccini“, wie mein Mann mich liebevoll damit aufzog. Denn anstatt der 25 g Butter wie es im Rezept stand, wanderten leider 250 g in den Teig. Das tat seinem Geschmack keinen Abbruch, nur – von kalorienbewusst und gesund waren wir nun meilenweit entfernt.
Hier also das „echte“ Rezept, das eigentlich sehr einfach hinzubekommen ist 😉:
Cantuccini (Biscotti di mandorle)
Zutaten:
18-20 dag Mandeln geschält
25 dag Mehl glatt
15 dag Feinkristall-Zucker
1 TL Backpulver
2 Packerl Vanillezucker
Ein halbes Flascherl Bittermandelaroma
Etwas Salz
25 g (!) zimmerwarme Butter
2 Eier
Optional:
1 Msp. Zimt
1/2 ausgekratzte Vanilleschote (statt des Vanillezuckers)
Schale ½ Bio-Zitrone
Und so geht’s:
Mandeln grob hacken. Mehl, Backpulver, Zucker etc. vermengen, auf Backpapier schütten, in die Mitte Mulde machen, Eier dazu kneten und Butter – einen Mürbteig machen. Zum Schluss die gehackten Mandeln darunterkneten. Zu einer Kugel formen, eingewickelt in Backpapier in einer Schüssel in den Kühlschrank stellen – mind. 1 Stunde, am besten über Nacht.
1. Aus dem Teig portionsweise dicke Rollen formen. Diese mit ca. 8 cm Abstand auf ein Backblech mit Backpapier geben. Ins vorgeheizte Rohr bei 180 Grad Umluft etwa 18 Minuten backen. Man kann gleich zwei Bleche reinschieben, falls man gleich mehr Kekse machen will.
2. Etwa 10 Minuten erkalten lassen, dann schräg die Rollen in etwa 1-1,5 cm dicke Scheiben schneiden. Diese mit der Schnittfläche wiederum auf das Backblech legen. Noch einmal bei 160 Grad Umluft in etwa 20 Minuten goldbraun backen.
3. Auskühlen lassen. In luftdichten Dosen sind diese Kekse sehr lange haltbar.
4. Man kann sie in süßen Wein, Milch, Kaffee,… tauchen oder einfach crunchy genießen! Auch als Geschenk sind sie gerne gesehen.
Foto: Rita-👩🍳 und 📷 mit ❤/Pixabay
Daniela Christl ist Journalistin und Pädagogin aus Linz und schreibt für www.gruenschnabel.at regelmäßig Beiträge und Kolumnen, sowie Bastel- und Rezeptbeiträge.