Marion Wiesler kennt beide Seiten des Wwoofens, sie war schon Gastgeberin wie auch Gast. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern verbrachte sie drei Monate in Australiens Südosten, indem sie auf Biobauernhöfen mithalf.
„Wir betreiben in Österreich einen Hobby-Bauernhof, auf dem wir auch WWOOFer aufnehmen”, erzählt Marion Wiesler. 2012 hatte die Familie aus der Steiermark Besuch von einer anderen Familie aus Japan, die etwa 150 Kilometer von Fukushima entfernt lebt. Nach dem Atomunfall in Japan wohnte die japanische Familie für ein Jahr in Österreich und war schon gut eingelebt auf ihrem Hof. So kamen die Wieslers auf die Idee, die Zeit für eine ausgedehnte Reise zu nutzen, die sie unter anderem nach Australien führte.
„Wir haben drei Kinder, damals war unsere Tochter drei Jahre alt und unsere zwei Söhne 15 und 12 Jahre”, erzählt Wiesler. „Die beiden schulpflichtigen Kinder wurden für ein Semester in den häuslichen Unterricht abgemeldet und in Sydney kamen wir dann spontan auf die Idee, zu WWOOFen.” Sie schrieben einige Farmen im Südosten Australiens an und erhielten rasch Antwort. „Da wir ja selbst Bauern sind, war das Interesse an uns ziemlich groß, was mich zunächst erstaunt hat, denn mit drei Kindern hätte ich nicht damit gerechnet.”
In der Regel empfiehlt es sich, einige Monate vor der Reise Kontakt aufzunehmen mit WWOOF-Farmen und Ankunft, Dauer des Aufenthalt und Art der Beschäftigung am Hof möglichst genau zu arrangieren. „Wir blieben auf vier Höfen zwischen Brisbane und Melbourne jeweils ein bis zwei Wochen lang”, erzählt Marion Wiesler. „Da es der heißeste Sommer war, den Australien jemals erlebt hatte, mit Temperaturen um die 40 Grad, mussten wir ein paar Mal unseren Aufenthalt abkürzen – wegen Wasserknappheit auf der Farm”, erzählt Wiesler.
Auf einem Hof bei Brisbane verbrachten die Wieslers eine sehr nette Zeit. Die Gastgeberfamilie hatte selbst auch kleine Kinder und so hatte die Tochter der Wieslers eine kleine Spielkameradin. Die zwei Söhne und der Vater der Familie waren damit beschäftigt, Ziegen zu melken, Schafe zu füttern, die Kühe auf die Weide zu treiben und Zäune zu reparieren.
Ein andermal halfen sie dabei, Tipis aufzubauen und einen wilden Truthahn einzufangen, was ein besonderes Highlight für ihre Söhne war, wie Marion Wiesler erzählt. Während also die Männer der Familie eher draußen zum Einsatz kamen, wurde Marion im Haus mit Kochen, Abwaschen und Kinderbetreuung betraut – was in Österreich nicht prinzipiell zu WWOOFer Tätigkeiten gehört, sich jedoch mit kleinen Kindern nicht immer vermeiden lässt, da im Haus Kind und Mithilfe oft am leichtesten kombinierbar sind.
„Die Australier sind sehr entspannte Leute”, findet sie, „die die Dinge recht locker sehen, sodass das WWOOFen mit Kindern nie ein Problem war. Wenn es zu heiß war, hieß es einfach: ‚Heute tun wir nur das, was wirklich nötig ist.’ Wir machen uns da in Österreich viel mehr Druck.” Und so fanden sich die Wieslers rasch eingebunden in das Familien- und Farmleben ihrer Gastgeber und erlebten ihren Australien-Besuch als große Bereicherung.
WWOOF steht für “We`re Welcome On Organic Farms” und ist eine weltweite friedliche Bewegung von Freiwilligen, die auf biologischen Höfen mithelfen und als Gastfreundschaft Kost und Logis bekommen. WWOOF ermöglicht Erfahrungen in biologischer Landwirtschaft und Gartenbau, Lebenserfahrung sammeln, Kennenlernen von fremden Ländern mit ihren Sprachen und Kulturen, raus aufs Land kommen, neue Kontakte knüpfen, eine konkrete Unterstützung biologischer Landwirtschaft, billiges Reisen und einen Beitrag zum Frieden auf dieser Welt zu leisten.
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Maria Zamut