Der Sternenhimmel übt seit jeher eine besondere Faszination auf uns aus. Auf der Linzer Sternwarte können auch Stadtmenschen in diesen Genuss kommen. Günther Martello, Leiter der Linzer Astronomischen Gemeinschaft, spricht darüber, wie man Kindern die Sterne näher bringt.
Warum ist für dich der Sternenhimmel so faszinierend?
Martello: „Als Kind habe ich die Mondlandung erlebt und wollte Astronaut werden. Das hat sich zwar nicht ergeben, aber die Liebe zu den Sternen blieb, und stattdessen kam ich zur Linzer Astronomischen Gesellschaft. Hier kann ich meine Faszination für den Sternenhimmel weitergeben. Ich kann nur sagen, wen die Sterne nicht interessieren, der hat den Sternenhimmel noch nie wirklich gesehen.“
Was weckt bei Kindern die Faszination am „Sterndlgucken“?
Martello: „Wir haben in der Sternwarte einige Planetenmodelle, um die Dimensionen und Maße zu veranschaulichen. Eine Medizinball-große Kugel mit 25 Kilogramm stellt den Saturn dar. Daneben ist die Erde nur eine leichte Murmel. Das beeindruckt die Kinder, wenn unser Sonnensystem so greifbar wird.
Die Sternwarten-Besucher sind auch immer vom Planetenlehrpfad angetan, der bei der Sternwarte startet und den Froschberg hinaufgeht. Das ist ein maßstabsgetreues Modell des Sonnensystems. Man geht eine Stunde spazieren, dann hat man alle Planeten erreicht. So bekommen die Kinder ein Gefühl für die Distanzen. Zurück zur Sternwarte geht man dann sozusagen mit fünffacher Überlichtgeschwindigkeit.”
Und wenn die Kinder direkt durch das Teleskop schauen?
Martello: „Wenn wir z.B. ein 12-jähriges Kind haben, suchen wir uns einen Stern, der vor zwölf Jahren entstanden ist. Das Kind weiß dann, das Licht entstand zum selben Zeitpunkt, als es selbst geboren wurde. Das bleibt in Erinnerung.
In der Sternwarte haben wir auch ein Zeitraster, auf dem die Entstehung des Sonnensystems visualisiert ist. Die Zeitspanne, in der es die Menschheit gibt, ist darauf nur ein kleiner Strich, während der Rest mehrere Meter umfasst. Das stellt in Relation, wie wichtig man selbst wirklich ist.“
Wann kommen Besucher zu euch?
Martello: „Jeden Freitag gibt es bei Schönwetter eine öffentliche Sternenführung. Jede Führung hat ein Schwerpunktthema, das wir auf der Website ankündigen. Einmal im Monat veranstalten wir eine öffentlich zugängliche Versammlung im Wissensturm, bei der zu einem Thema referiert wird.“
Kann man euch auch individuell besuchen?
Martello: „Gruppen können auch eine eigene Führung buchen – entweder am Abend, oder vormittags eine Sonnenführung, bei der man die Sonnenflecken und die Venus sieht. Das kostet 70 Euro und wird gerne als Geschenkgutschein für Weihnachten oder Geburtstage verwendet.“
Wie geht es euch mit der Lichtverschmutzung?
Martello: „In Linz wird es nie richtig finster, deshalb sieht man hier immer nur die helleren Objekte. Wir haben einen Außenposten auf der Hohen Dirn – aber es gibt nicht viele, die extra dorthin fahren, um die Sterne zu beobachten. Daher war uns die Volkssternwarte in Linz wichtig, damit auch die Menschen in der Stadt durch das große Teleskop schauen können.“
Hat sich in der Zeit, seit du bei der LAG bist, etwas an der Sternenbeobachtung geändert?
Martello: „Heutzutage sind viele Lehrer und Lehrerinnen engagierter als früher. Einige interessieren sich für die Astronomie und ermöglichen es den Schülern, bei einer Exkursion die Sternwarte zu erkunden. Auch die Art der Beobachtung hat sich natürlich stark verbessert.“
Welche Projekte sind bei euch in Planung?
Martello: „Wir möchten stärker auf barrierefreie Sternenbeobachtung gehen. Dazu planen wir einen Erweiterungsbau, damit auch Menschen im Rollstuhl durch das Teleskop schauen können. Aktuell ist das Teleskop nur durch eine Wendeltreppe erreichbar – da haben wir Rollstuhlfahrer bisher hochgetragen.
Die Astronomie ist generell immer barrierefreier geworden. Es gibt blinde Astronomen und Astronomen im Rollstuhl, das war früher nicht möglich. Wenn du nicht gehen konntest, konntest du auch nicht fernbeobachten.“
Die „Linzer Astronomische Gemeinschaft“ wurde 1947 gegründet, mit dem Ziel, eine Sternwarte in Linz zu errichten. 33 Jahre dauerte es, bis das Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde. Der Verein pachtete am Froschberg einen Grund von der Stadt Linz und baute aus Mitgliedsgeldern die Sternwarte.