Der kostengünstige Luxusurlaub
Urlaub wie daheim, nur an einem exotischen Strand? Urlaub mit Wohnzimmer, Waschmaschine, Balkon und das in der besten Lage in Paris? Das klingt nach Luxusurlaub für viel Geld – gibt´s aber auch umsonst. Wem das verlockend erscheint, der kann bei einer der zahlreichen Internetplattformen Haustauscher werden.
Das funktioniert so: Man tauscht sein eigenes Haus gegen eines an einem Wunschort. Beide HausbesitzerInnen sind gleichzeitig unterwegs. Man lernt sich vorher über Internet kennen und vereinbart, was einem wichtig ist. Kosten entstehen keine. Damit schafft man eine Vertrauensbasis, die auf Gegenseitigkeit beruht. Beide TauschpartnerInnen können so ihren Urlaub komfortabel und preisgünstig gestalten. Mit der Einstellung „Wir besuchen Euch – ihr besucht uns“ ist Haustausch ein idealer Weg, mit geringem Budget zu reisen und fremde Länder wie ein Insider kennen zu lernen. Viele Vorteile ergeben sich obendrein: Das eigene Haus, Haustiere, Pflanzen sind während der Abwesenheit gut gehütet; man hat mehr Platz und mehr Komfort als in einem Hotelzimmer; und durch den Kontakt mit der Tauschfamilie ist der Zugang zum Land und näherer Umgebung direkter.
Vermittlung von Haustauschferien im Internet
Intervac
Eine europäische Internetplattform für Leute, die ihre Wohnung oder ihr Haus für eine begrenzte Urlaubszeit tauschen wollen. Dabei entstehen den TeilnehmerInnen außer Gebühren für Intervac keine weiteren Kosten.
Die Organisation entstand 1953. Zwei befreundete Lehrer aus der Schweiz und den Niederlanden wollten wirtschaftlich günstig Urlaub machen und tauschten einfach ihr Heim untereinander – dies wurde international ausgedehnt. Sie bemerkten nach einigen Haustauschen, dass sie dadurch internationale Freundschaften schließen konnten. Seitdem wächst die TeilnehmerInnenzahl. Derzeit bietet INTERVAC Angebote rund um die Welt und vermittelt 30.000 TauschpartnerInnen.
Wer im Urlaub gerne den Komfort eines riesigen Hauses direkt am Meer, mit Swimmingpool und garantierter Sonne kostenlos haben möchte, der könnte zum Beispiel mit Teilnehmer AU0147, einer Familie in Brisbane, Australien tauschen. Die bietet neben dem oben genannten Luxus vier Schlafzimmer, zwei Bäder, drei Fahrräder und sogar das eigene Auto an. Oder nach Paris in die kleine Dachwohnung mit Balkon? 30 Länder stehen zur Auswahl. Wenn du über die Suchfunktion eine/n mögliche/n PartnerIn gefunden hast, nimmst du per Mail Kontakt auf und regelst alles weitere persönlich. Jahresgebühr bei intervac: 87 Euro.
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Bei Jimmy Carter wohnen!
Als Jimmy Carter noch nicht Präsident war, konnte man auf seiner Erdnussfarm urlauben. Das berichtet Annemarie Stebel, Obfrau des Vereins. „Wir haben 13.500 Mitglieder in rund 70 Ländern und blicken auf fast 60 Jahre Erfahrung zurück, da ist schon mal der eine oder andere Prominente dabei. Ansonsten sind es aber ganz normale Leute, die unser Angebot nutzen. Besonders die Amerikaner sind ganz fleißige Haustauscher. Sehr gerne kommen sie im Winter zum Skifahren nach Österreich und suchen dann hier eine Destination.“
Einen Charles Lindbergh-Enkel und einen Habsburg-Sprössling vermittelte der internationale Verein Home Link mit Filiale in Wien ebenfalls schon.
Auch ein Tudor-Schlösschen in Niederösterreich stand einmal auf der Tauschliste. Im Wunschland Österreich sind Häuser und Wohnungen in Städten wie Wien und Salzburg gefragt. Unter den 70 Zielländern finden sich exotische Ziele wie z.B. Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Vornehmlich luxuriöse Häuser mit Swimmingpool und Hausangestellten stehen hier auf der Tauschliste. Auf den Fidschis kann man direkt am Strand wohnen und in Vietnams Hauptstadt Hanoi in einem edlen Stadthaus mit viel Platz.
Auf die Frage, warum die TeilnehmerInnen keine Angst davor haben, jemanden Fremden in ihr Haus zu lassen, meint Stebel: „Da es ja zum direkten Tausch der Familien kommt, kann man nach dem Prinzip gehen, wie ich mich selbst verhalte, so wird es wohl mein/e PartnerIn auch tun. Es kann schon mal eine Vase kaputtgehen, das gehört zum kalkulierbaren Risiko. Für größere Schäden kommt die Hausratversicherung auf. Da empfehlen wir, den Tausch der Versicherung anzukündigen. Ansonsten sollte man sich die Wünsche vorher genau ausmachen. Soll der Kühlschrank wieder aufgefüllt werden, darf der PC und das Telefon benutzt werden? Wer als AnfängerIn Bedenk
en hat, sollte sich als erste/n TauschpartnerIn eine/n „Senior“-TauscherIn nehmen, die/der schon viel Erfahrung hat, da kann nichts schiefgehen.“
Jahresgebühr für homelink: 112 Euro.
Mehr Infos über den Verein homelink
Leben wie die Menschen im Land
Grünschnabel-Interview mit Lätititia Gratzer
Sie wohnt mit ihrer Familie in Regau und ist begeisterte Haustauscherin. 1991 probierte sie mit ihrem Mann und drei, damals noch kleinen Kindern einen Haustausch in Berlin aus. Seitdem war sie schon in ganz Europa unterwegs.
Grünschnabel: Was ist für dich der Vorteil dieser Urlaubsform?
Lätitia Gratzer: Der Vorteil ist erstens, dass sie keine Ressourcen verbraucht, und zweitens, dass die Menschen in ihrer ‘echten’ Umgebung zusammengeführt werden und nicht in künstlichen Bettenburgen an der Peripherie. Ein Tauschhaus ist einfach so komfortabel, viel besser als eine Ferienwohnung und viel billiger als ein Hotel.
Grünschnabel: Hat es schon Probleme gegeben?
Lätitia Gratzer: Wir machen Haustausch seit Jahren mit intervac.at und haben noch keine Probleme gehabt. Das Prinzip der Gegenseitigkeit lässt uns da immer beruhigt schlafen. Wenn etwas kaputt geht, wie kürzlich eine Fahrradlampe, dann sorgt man halt für die Reparatur. Man kann die andere Familie ja auch immer erreichen, weil sie im eigenen Haus wohnt.
Grünschnabel: Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Häuser aus?
Lätitia Gratzer: Als unsere Kinder klein waren, haben wir Familien gesucht, deren Kinder im ähnlichen Alter sind. So mussten wir auf Spielzeug, Kinderfahrrad, Hochstuhl, Kinderbett nicht verzichten. In der Zwischenzeit sind wir als Paar unterwegs gewesen und jetzt dann mit den Enkelkindern.
Grünschnabel: Mit wem tauscht ihr?
Lätitia Gratzer: Wir waren in Holland, Belgien, Schweden und zuletzt in der Bretagne. Für unser Haus in Regau gibt es immer genügend Anfragen, da wir nur 15 Kilometer von Traun- und Attersee entfernt wohnen. Einmal hatten wir eine Anfrage aus Hawaii, aber da konnte ich meinen Mann leider nicht zu überreden.