Zwei eindringliche Zukunftsszenarien als Romangeschichte, in der der Klimawandel das Leben der Weltbevölkerung bestimmt und manche Teile der Menschheit zu ewigen, unerwünschten Flüchtlingen verdammt. Zwei Romane, die keine leichte Lektüre sind, deren Inhalte aber gar nicht so weit hergeholt sind. Die Autorinnen erzählen von einer zukünftigen Welt, in der es keine Bienen, keine Insekten mehr gibt, und den Auswirkungen auf unser Leben bzw. den Folgen von starker Erhitzung der Erde und der damit verbundenen Unbewohnbarkeit von Teilen der Welt. Eindringlich erzählt anhand von verschiedenen Schicksalen, die sehr, sehr betroffen machen.
In „Davor und Danach. Überleben ist nicht genug“ erzählt Nicky Singer die Geschichte des 14-jährigen Mädchens Mhairi auf der Flucht zur ihrer Großmutter nach Schottland. Doch ohne gültige Papiere, die sie berechtigen, in den Teil der Welt zu gelangen, der noch gut bewohnbar ist und genügend Nahrung und Wasser bietet, ist sie nur eine Nummer, die jederzeit von den Soldaten aufgegriffen, in Auffanglagern festgehalten bzw. abgeschoben werden kann. Dieses Mädchen ist hart, beinhart, es hat schon sehr viel erlebt, sehr viel getan, um bis hierher zu kommen. Ihr einziges Ziel ist, am Leben zu bleiben. Sie ist völlig abgebrüht – doch dann begegnet sie einem kleinen, hilflosen Jungen, dem sie sich nicht mehr verschließen kann. Doch der Junge ist dunkelhäutig, kommt aus einem Teil der Welt, der durch den Klimawandel unbewohnbar geworden ist, und niemand will solche Menschen. Sie sind auf ewig Flüchtende in einer Welt, in der es nicht mehr genug für alle gibt. In Rückblenden wird die tragische Geschichte des Mädchens sichtbar, spürbar. Man kann sich den Worten der Autorin schwer entziehen, und obwohl es einem beim Lesen oft den Hals abschnürt, versteht sie es, einen mit ihrer Geschichte und auch mit ihrer spröden Sprache zu packen und nicht mehr loszulassen. Gleichzeitig hofft man inständig, dass es niemals zu so einer Welt kommen möge. Am Ende erreicht sie ihr Ziel, doch was wird mit dem Jungen, den keiner will? Muss sie als Bestrafung für dessen Einschmuggeln dem System ihre Lebensjahre opfern?
In „Die Geschichte der Bienen“ verwebt Autorin Maja Lunde vier Handlungsstränge parallel zu einem spannenden Roman, die am Ende zueinanderfinden. Da ist der englische Biologe William, der im Jahr 1852 die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock hat. Der amerikanische Imker George, der im Jahr 2007 Honig produziert und mit seinen Bienen durchs Land fährt, um Felder zu bestäuben. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden – weltweit. Es ist das Jahr 2098, die chinesische Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es schon längst nicht mehr. Nach einem mysteriösen Unfall ihres kleinen Sohnes Wei-Wen bricht ihre Welt zusammen, ihr Sohn wird ihr genommen, sie und ihr Mann erfahren nichts. Das Gebiet, in dem der Unfall passierte, wird großräumig abgesperrt und militärisch bewacht. Was ist geschehen? Und vor allem, lebt ihr Sohn noch und wo ist er? Tao macht sich auf die Suche nach ihm und sieht eine Welt, die längst tot ist, mit Menschen, die mehr tot als lebendig sind. Aber vielleicht gibt es doch noch Hoffnung.
Daniela Christl
Buchtipp 1:
Singer, N.: Davor und Danach. Überleben ist nicht genug. Verlag Dressler, Hamburg, 2019.
Buchtipp 2:
Lunde, M.: Die Geschichte der Bienen. Verlag btb, München, 2018.