Janine Steeger war Fernseh-Moderatorin bei RTL und – wie sie sagt: eine „Umweltsau“. Doch dann kam die Nuklearkatastrophe in Fukushima und sie wurde schwanger. Auf einmal begann sie umzudenken und fing an, ihr Leben umzukrempeln, um irgendwann „Green Janine“ zu werden.
Aber wie sollte sie nur anfangen? Die erste Frage war: „Wie kann ich mein Leben nachhaltiger gestalten?“ Anfangs war sie mit dem Wandel von der Umweltsau zur Klimaschützerin grenzenlos überfordert. Dann beschloss sie, „kleine Brötchen zu backen“, also step-by-step die Dinge anzugehen. Auch die Frage, wieviel Klimaschutz kann man einem Kind zumuten, beschäftigte sie. Hier waren Kompromisse in der Familie gefragt. Durfte man Traditionen, wie das Weihnachtsgeschenke-Auspacken – mit anschließendem Altpapier-Friedhof – einfach über den Haufen werfen, der Umwelt zuliebe?
Aber nicht nur privat, auch beruflich stellte Steeger ihr Leben um, sie kündigte bei RTL, um sich im Folgenden nur mehr mit Themen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Sie recherchierte unter anderem, warum wir zwar oft sehr viel über Klimaschutz wissen und das auch gut finden, aber trotzdem nicht bereit sind, unser Leben dahingehend auszurichten und umweltbewusst zu leben. Eine Psychologin meinte dazu: „Der Weg führt über die Lust und den Lustgewinn. Biologisch einzukaufen muss „schöner“ sein als konventioneller Konsum. Die Menschen sind in erster Linie egoistisch, erst im zweiten Schritt retten sie die Welt. Mit dem Lustgewinn, der durch Anreize entsteht, flutscht alles gleich viel besser.“
Buy less, choose well, make it last
Thema Green Fashion: Noch immer sei es nicht leicht, sich ökologisch schön und modern einzukleiden. Dabei landen 460 Millionen Kleidungsstücke jährlich völlig ungetragen (!) direkt aus den Läden wieder im Müll. Die Frage ist also auch: Wieviel Kleidung braucht der Mensch wirklich? Die härtesten Brocken, meint Steeger, sind für sie beim fairen Shoppen Unterwäsche, Schuhe und Funktionskleidung. Aber es geht, denn, wie Modeikone Vivienne Westwood einmal sagte: „Buy less, choose well, make it last.“
Auch das Thema Reisen ohne Flugzeug und Auto wird von ihr in persönlichen Erlebnissen geschildert, wie auch natürliche Körperpflege und hier im Besonderen Menstruationsunterwäsche – „der absolut neueste heiße Scheiß“ und sehr empfehlenswert, wie sie meint.
Steeger steht auch bei allem Bemühen zur ihrem eigenen Unperfektionismus, „denn unperfekt zu sein, macht mein Engagement für die Sache nicht schlechter. Dafür macht es mich aber menschlicher… Der Weg zur Klimaschützerin ist eben keine 100 %.-Wende“.
Grün ist ansteckend
Durch simples Vorleben und ohne den berühmten erhobenen Zeigefinger könne man andere Menschen sehr einfach dazu inspirieren, selbst zu handeln. Zum Beispiel beim Umstieg vom Auto zum Lastenrad: „Seit dem ich mit dem Teil durch Köln fahre, starren Menschen mir hinterher und sprechen mich an, sobald sich die Gelegenheit bietet.“ Stilles Vorleben funktioniert also manchmal einwandfrei.
Auf www.future-woman.de stellt Steeger Frauen vor, die mit ihrer Arbeit und ihrem Wissen dazu beitragen, unseren Planeten lebenswert zu gestalten.
- Buchtipp:
Steeger, J.: Going Green. Warum man nicht perfekt sein muss, um das Klima zu schützen. Oekom Verlag, München, 2020.
Daniela Christl