Eltern von Kindern mit AD/HS brauchen Hilfe. Wertvolle Hintergrundinformationen, praktische Tipps und eine Reihe lebensnaher Fallbeispiele bietet Uta Reimann-Höhn in ihrem Buch “ADS – So stärken Sie Ihr Kind. Was Eltern wissen müssen und wie sie helfen können.”
Ratgeber für Eltern von Kindern mit AD/HS gibt es viele, und sie bieten großteils nützliche Hilfestellungen und Anregungen für das Zusammenleben mit und die Erziehung von betroffenen Kindern. Auch das Buch von Uta Reimann-Höhn enthält viele alltagstaugliche Tipps, geht aber über rein verhaltenspädagogische Hilfestellungen hinaus. Der Autorin gelingt es, die Art, wie Kinder mit AD/HS die Welt wahrnehmen, so plastisch zu erklären, dass alleine schon das Wissen darum die Beziehung zwischen Eltern und Kindern nachhaltig zu entlasten vermag. Sie erklärt, dass das besondere Verhalten von Kindern mit AD/HS als eine Art Selbststimulierung gedeutet werden kann. Sind die vorhandenen äußeren Reize zu schwach, um die Aufmerksamkeit des Kindes zu fesseln, so beginnt es unbewusst, sich selbst zu stimulieren, etwa durch Reden, Singen, Hüpfen, Schaukeln, seltsame Verrenkungen oder das Stören anderer Personen. Ihre subjektive Wahrnehmung der Umgebung ist durch Aufmerksamkeitssprünge und die hochsensible Aufnahme der unterschiedlichsten Reize geprägt. Als einen Aspekt der Erklärung dafür, dass Kinder mit AD/HS häufig “schlecht erzogen” wirken, nennt sie die Tendenz, dass diese Kinder besonders sensibel sind und genau merken, wenn ihr Gegenüber sich nicht durchsetzen kann und unsicher ist.
Unterschiedlichste Fallbeispiele
Der Ratgeber enthält eine Vielzahl von unterschiedlichen Fallbeispielen, die betroffenen Eltern nur allzu bekannt vorkommen werden: Da ist die 7-jährige Claudia, die jedes Telefonat ihrer Mutter mit unnötigen Fragen unterbricht. Kaum hat die Mutter das Telefon in der Hand, bekommt sie Hunger oder hat etwas Dringendes zu berichten. Da gibt es Raphael, der wegen jeder Kleinigkeit einen Wutanfall bekommt und daher keine Freundschaften aufbauen kann. Oder die 9-jährige Sabine, die während ihrer Hausübung ununterbrochen mault und schimpft und jeden mit Schimpfwörtern überhäuft, der ihr helfen möchte.
Uta Reimann-Höhns Ratgeber für Eltern von Kindern mit AD/HS wartet sowohl mit praktischen Tipps für eine entspanntere Gestaltung des Familienalltags als auch mit Vorschlägen für ein gute Zusammenarbeit mit Schule und Lehrkräften auf. Er regt dazu an, den Blick auf das Positive, die Stärken und Potenziale von betroffenen Kindern zu richten, anstatt immer nur die Probleme im Auge zu haben. Außerdem betont die Autorin die Notwendigkeit, dass Eltern sich auch Auszeiten gönnen, bestimmte Aufgabenbereiche delegieren und regelmäßig Energie tanken.
Auch auf das Thema Medikamente gegen AD/HS – Stichwort Ritalin – geht die Autorin ein. Wertneutral und undogmatisch wägt sie Für und Wider ab und betont, dass es sich bei der Gabe von Stimulanzien um eine Einzelfallentscheidung handelt, die niemals vorschnell oder leichtsinnig gefällt werden darf.
Fazit: Ein leicht lesbares, praxisorientiertes und informatives Buch für alle, die mit Kindern mit AD/HS zu tun haben.
Buchtipp:
Uta Reimann-Höhn: ADS – So stärken Sie Ihr Kind. Was Eltern wissen müssen und wie sie helfen können; Herder Verlag, ISBN-10: 3451050951, € 9,99 (D), € 10,30 (A)
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