Karin Pöchtrager (42), Kräuterkundige aus Gramastetten und Mutter von zwei Kindern, gibt in Kursen Einblick in die Welt der Wildkräuter, von denen viele in naturnahen Gärten ganz von selbst aufgehen. Sie verrät einige Rezepte, wie man aus den wertvollen – und oft ungeliebten, weil als Unkraut bezeichneten – Geschenken der Natur, Schmackhaftes zaubern kann. Dabei gilt, nie etwas essen, was man nicht wirklich identifizieren kann. Pöchtrager plädiert dafür, mit seinen Sinnen zu arbeiten: „Pflücken, reiben, riechen – stinkt’s, weg damit.”

Mit der Zungenspitze testen – brennt’s, weg damit. Die meisten Giftpflanzen stinken, schmecken scharf oder eklig. Alles, was einen dicklichen Saft innen hat, ist eher giftig. Also nicht übermütig werden und eine Pflanze nach der anderen in kleinen Mengen in den täglichen Speiseplan einführen.

  • Aus Himbeer-, Brombeer- und Erdbeerblättern (möglichst wild aufgegangen) kann man getrocknet einen herrlichen Tee zubereiten. Die Blätter einfach auf ein Tuch in die Sonne legen und in Gläser abfüllen.
  • Als „Wasser mit Geschmack“ bezeichnet Pöchtrager folgendes: Abends durch den Garten gehen, Blätter von Beerensträuchern, Giersch, Rosenblätter und eventuell auch Beeren sammeln. In einen großen Glasbehälter mit Wasser und etwas Zitrone geben, über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag abseihen, in kleinere Flaschen abfüllen und in den Kühlschrank stellen. Über den Tag trinken. Eventuell mit Apfelsaft aufspritzen. Herrlich erfrischend im Sommer!
  • Kräuter-Dudler: Giersch (dreikantiger Stiel, dreigeteiltes oberstes Blatt), Gundelrebe, Minze, Melisse und Zitrone in Wasser über Nacht ansetzen. Am nächsten Tag abseihen. Mit Sekt oder Mineral aufspritzen.
  • Die Brennessel ist ein „Rund-Um-Ding“ fürs ganze Jahr. Sie gilt als Einschleuser in den Organismus von Eisen (vor allem für Frauen oft wichtig!). Frisch kann man die ganze, kleine Brennnessel verwenden – als Spinat zubereitet, als Tee getrocknet. Später kann man die Samen ernten und aufs Butterbrot oder in den Salat geben (getrocknet in kleinen Gläschen aufbewahren). Geerntet wird mit Handschuhen (Kräuterkundige können’s auch ohne). Die Blätter mit dem Nudelwalker bearbeiten oder heißes Wasser darüber schütten, dann brennt’s nicht mehr.
  • Mit einer kleinen italienischen Espresso-Maschine kann man aus gesammelten Kräutern einen starken Tee-Auszug bereiten. Diesen kann man nicht nur trinken, sondern auch ins Badewasser geben.
  • Vogelmiere (wächst zum Beispiel oft aus Blumentöpfen, die draußen stehen) schmeckt wie Maiskölbchen. Sie ist sehr gesund, man kann sie wie Petersilie verwenden. Wenn man sie abbricht, sieht man einen langen Faden im Stängel.
  • Die Schafgarbe, auch Augenbraue der Venus oder Mausleiter genannt, weil ihre aufgefiederten Blätter ähnlich ausschauen, kann man wie Petersilie verwenden. Vogelmiere, Schafgarbe und Petersilie mischen und in Eiswürferl portionsgerecht einfrieren.
  • Sanddorn-Früchte kann man mit Äpfeln und Orangensaft zu einer überaus gesunden Marmelade verkochen. Gerne mischt man Äpfel mit Wildfrüchten, damit eine natürliche Süße dazukommt.
  • Spitzwegerich (auch Breitwegerich) im Mund zerkauen, auf Insektenstiche geben, eventuell ein Pflaster drüber. Wirkt sehr gut!
  • Das Gänseblümchen ist nicht nur hübsch zum Essen. Die Blüten helfen (vor allem auch Kindern) bei Hautproblemen. Man kann einen Auszug ins Badewasser geben.
  • Die heimische Hauswurz kann man wie die Aloe bei Verbrennungen aber auch Insektenstichen verwenden.

Buchtipp:

  • Hirsch, Siegrid und Grünberger, Felix: Die Kräuter in meinem Garten, Verlag freya.
  • Messner, Gertrude: Kräuterhandbuch für Mutter und Kind. Natürliche Kräfte wohltuend nutzen. Verlag loewenzahn.
  • Beiser, Rudi: Essbare Wildkräuter und Wildbeeren für unterwegs, Verlag Kosmos, Stuttgart, 2012.
  • karins-gruene-oase.jimdo.com

Daniela Christl