Wenn man an die köstlichen Erdbeeren des Sommers und das vielfältige Angebot in der warmen Zeit denkt, kann es schon manchmal etwas betrüblich sein, was man im Winter an saisonalen Produkten vorfindet. Wer kein Fan von Wurzelgemüse ist und sich mit Kohl auch nicht anfreunden kann, geht oft leer aus – oder mit Gemüse aus Übersee wieder nach Hause. Das muss aber nicht sein.
Als Stammkundin einer Biokiste stehe ich immer wieder vor dem Problem: Da ist was drin, das mir nicht sooo schmeckt. Die Gemüsesorten, mit denen ich mich absolut nicht anfreunden konnte, habe ich zwar auf meine “No-Go-Liste” gegeben, aber hin und wieder landet trotzdem etwas bei mir, das ich zwar esse, das mich aber trotzdem in der Küche vor gewisse Herausforderungen stellt. Roh geht gar nicht, die üblichen Rezepte auch nicht – was bleibt ist viel experimentieren. Mit der Zeit kam die Erkenntnis: Es gibt kein Gemüse, das nicht schmeckt. Man muss nur die richtige Zubereitungsart finden. Es heißt zwar immer, der Weg ist das Ziel, mein Gaumen sagt in diesem Fall jedoch, der Weg ist der Weg und das Ziel ist die hart erarbeitete Belohnung. Lohnen tut es sich auf jeden Fall, denn ohne mein unermüdliches Experimentieren wäre ich nie auf das göttliche Fenchel-Risotto gekommen, das mittlerweile zu meinen Leibspeisen gehört. Und auch beim Wintergemüse konnte ich mich mit meinen Problemkandidaten nun schon gut anfreunden. Jetzt muss ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen, wenn Radieschen, Blaukraut oder schwarzer Rettich in meiner Kiste landen – ich greife einfach ins Gewürzregal.
Gemischtes Wintergemüse mit Za’tar
Zutaten für 2 Personen: 600g Gemüse nach Lust und Laune (in diesem Fall Radieschen, Blaukraut und weiße Rüben), 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, etwas Grün nach Lust und Laune (Radieschenblätter, Rübenblätter, Kohlrabiblätter, Koriander), Rapsöl, Salz, Pfeffer, Zitronensaft, Za’tar
Eine meiner famosesten kulinarischen Entdeckungen ist Za’tar. Die Gewürzmischung kommt aus Nordafrika und dem Nahen Osten und wird traditionell aufs Fladenbrot gestrichen oder zum Würzen von Fleisch verwendet. Nachdem ich mein Fladenbrot aber pur und Fleisch gar nicht esse, wurde es von mir zweckentfremdet. Mittlerweile ist Za’tar mein Allround-Gemüse-Gewürz. Im Grunde brauche ich nur eine Menge Gemüse egal welcher Sorte dünsten oder in Rapsöl anbraten, mit Zitronensaft und Za’tar würzen und ich weiß, es wird fantastisch schmecken. Die einfache Küche – wenn auch ganz exotisch. Erhältlich ist Za’tar im Weltladen.
Und so funktioniert es auch in diesem Fall: Das Gemüse klein schneiden, in Rapsöl anbraten und bei Bedarf etwas Wasser hinzufügen, damit das Gemüse ca. 10 Minuten dünsten kann, bis es etwas weicher ist (aber trotzdem noch knackig). Mit Salz, Pfeffer und Za’tar abschmecken – dabei Salz in Maßen, Pfeffer sparsam und Za’tar reichlich einsetzen. Mit etwas Zitronensaft abschmecken und klein gehacktes Grün darüber streuen.
Je nach Geschmack lässt sich noch vieles anderes hinzufügen. Wem die Mischung pur zu simpel ist, kann vor dem Servieren das Ganze noch mit einem guten Öl beträufeln – Olivenöl, Walnussöl, wer ganz mutig ist Leinöl, oder was auch immer schmeckt. Das Lust und Laune-Rezept pur.
Manuela Hoflehner