Giftige Pflanzen stehen – oft ohne, dass jemand es weiß – in vielen Wohnungen, in Gärten und öffentlichen Parks. Für Kinder sind sie häufig leicht zugänglich. Die bunten Früchte und Blüten wecken die Neugier und oft ist die Versuchung groß, bunte Pflanzenteile in den Mund zu nehmen. Das macht die Gefahr einer Vergiftung groß.
Kleinkinder stecken vieles in den Mund, gerade wenn sie in einer Entwicklungsstufe sind, in der sie die Welt mit dem Mund entdecken. Gleichzeitig ist ihr Geschmackssinn noch nicht so ausgeprägt wie bei Erwachsenen, so dass sie bitteres und giftiges oft nicht sofort schmecken und das Gekaute nicht einfach ausspucken. In der warmen Jahreszeit erhöht sich so das Risiko, dass sie giftige Pflanzenteile schlucken und Eltern schnell intervenieren müssen, um Schlimmeres zu verhindern.
Der Umgang mit Giftpflanzen muss gelernt werden. Zwar kann man alle giftigen Pflanzen aus der Wohnung entfernen, aber in der Natur kommen die Kinder damit trotzdem in Kontakt. Kleine Kinder sollen daher lernen, dass unbekannte Früchte oder andere Pflanzenteile nicht einfach probiert werden dürfen, eben weil giftige Stoffe darin enthalten
sein können. Gleichzeitig kann man den Kindern ein botanisches Wissen mitgeben und ihnen so beibringen, welche Pflanzen gesund und welche giftig sind.
Wie man im Notfall handelt
Schluckt ein Kind eine Pflanze, kann alles passieren – sie kann ungiftig sein, nur leicht giftig, so dass die Beschwerden schnell vorübergehen, oder stark giftig, so dass es schnelles Handeln erfordert. Wenn du nicht sicher bist, dass es sich um eine völlig ungiftige und unschädliche Pflanze handelt, rufe sofort in der Vergiftungszentrale an (01 406 43 43). Am besten ist es, wenn du die Pflanze identifizieren kannst. Wenn du selbst nicht weißt, welche Pflanze es ist, nimm wenn möglich die verdächtige Giftpflanze oder Teile davon mit, damit der Notarzt oder das Personal im Krankenhaus sie ansehen kann.
Manche Kinder erbrechen nach Aufnahme von giftigen Pflanzenteilen von allein. Wenn du nachhelfen willst, nimm zwei Gläser lauwarmen Himbeersaft oder lauwarmes Wasser. Gib dem Kind niemals Salzwasser oder Milch. Das kann für kleine Kinder lebensgefährlich sein; die Aufnahme fettlöslicher Gifte wird durch Milch gefördert.
Giftige Pflanzen
Eberesche/Vogelbeere: Die frischen Früchte sind schwach giftig. Bei Verschlucken kommt es zu Erbrechen und Durchfall.
Mahonie: Die frischen Früchte sind schwach giftig. Bei Verschlucken kommt es zu Erbrechen und Durchfall.
Eibe: Die Nadeln und zerbissene Samen sind giftig, die roten Fruchthülle nicht. Wenn die Samen beim Verzehr der Beeren nicht zerkaut werden, sind keine Vergiftungen zu befürchten. Nach dem Herunterschlucken von Nadeln bzw. zerkauten Samen kann es schon nach etwa einer Stunde zu Übelkeit, Erbrechen und Leibschmerzen kommen, später auch zu Durchfall, weiten Pupillen und auffallend roten Lippen, in schweren Fällen auch zu Bewusstlosigkeit und Herzrasen, Todesfolge möglich
Rote und schwarze Heckenkirsche: Die Früchte sind schwach giftig.
Schneebeere: Die Früchte sind schwach giftig, Nach dem Verzehr von 3–4 Beeren entstehen im Allgemeinen keine Beschwerden. Bei Verzehr größerer Mengen kann es zu Leibschmerzen und Erbrechen kommen.
Schwach giftig sind auch die Stechpalme, Lorbeerkirsche und der gemeine sowie wollige Schneeball.
Rosskastanie: Die Kastanien sind leicht giftig, besonders die unreifen, grünen Früchte.
Efeu: Die Blätter und schwarze Früchte sind giftig. Häufiges Anfassen der Efeublätter oder -wurzeln kann zu Hautentzündungen führen. Nach dem Essen von Beeren kann es zu Brennen im Rachen, Erbrechen und/oder Durchfall kommen.
Blumen und Gartengewächse
Maiglöckchen: Nach dem Verzehr können Erbrechen und Durchfall auftreten. Da die herzwirksamen Wirkstoffe schlecht aus dem Darm aufgenommen werden, kommt es nur selten zu Herzrhythmusstörungen.
Garten- und Feuerbohne: Die rohe Bohnen sind giftig und gehören gekocht, bevor sie gegessen werden. Zwei bis drei Stunden nach dem Verzehr roher Bohnen kann es zu manchmal schwer stillbarem, blutigem Erbrechen, Bauchschmerzen, blutigem Durchfall, Herzrasen, Kreislaufkollaps und Krampfanfällen kommen
Tollkirsche: Die Beeren sind stark giftig. Nach dem Verzehr kann es zu Trockenheit der Schleimhäute, Rötung des Gesichts, starkem Durst, beschleunigtemPuls und weiten Pupillen kommen, in schweren Fällen auch zu Gleichgewichtsstörungen, Übererregbarkeit, Sehstörungen, Krampfanfällen; Todesfolge möglich.
Kartoffel: Alle oberirdischen Teile einschließlich der grünen Beeren und der Kartoffelkeime sind giftig. Die Kartoffelknolle ist nur dann giftig, wenn sie bei zu viel Licht gelagert wurde und sich grün färbt. Nach dem Verzehr kann es ähnlich wie bei den anderen Nachtschattengewächsen zu Halsschmerzen, Erbrechen, Leibschmerzen und Durchfall kommen, in schweren Fällen auch zu optischen Täuschungen, Angst und Krampfanfällen.
Stechapfel: Rötungen des Gesichts und beschleunigter Puls können fehlen, Halluzinationen in den Vordergrund treten.
Wasserschierling: Alle Pflanzenteile sind stark giftig, vor allem die an Sellerie erinnernden Wurzeln. Nach dem Kauen schon kleiner Wurzelstückchen kann es nach einer halben bis einer Stunde zu heftigem Brennen im Mund und Erbrechen kommen, in schweren Fällen auch zu Krampfanfällen; Todesfolge möglich.
Gefleckter Schierling: Alle Pflanzenteile sind stark giftig. Nach dem Verzehr kann es zu heftigem Erbrechen, Herzrasen, weiten Pupillen kommen, in schweren Fällen auch zu Lähmungen, die von den Beinen her aufsteigen; Todesfolge möglich.
Roter Fingerhut: Nach dem Verzehr kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Leibschmerzen kommen. Wenn nicht erbrochen wird, auch Herzrhythmusstörungen, Sehstörungen und Halluzinationen möglich.
Blauer und gelber Eisenhut: Schon 10–20 Minuten nach dem Verzehr kann zu Brennen und Kribbeln im Munde und in den Fingern und Zehen kommen sowie zu völliger Empfindungslosigkeit der Haut mit Gefühl der Kälte, weiterhin zu heftigem Erbrechen und kolikartigen Durchfällen. In sehr schweren Fällen können auch starke Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen und Lähmungen auftreten; Tod durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen möglich.
Herbstzeitlose: Zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr kann es zu Brennen im Mund, Schluckbeschwerden, Erbrechen und Durchfall kommen, in schweren Fällen auch zu Herzrasen, Krampfanfällen und aufsteigenden Lähmungen; Todesfolge durch Atemlähmung möglich.
Riesen-Bärenklau: Der Stängelsaft ist giftig. Vor allem beim Abschlagen der Stängel, wenn der austretende Saft auf die Haut tropft und die Sonne anschließend auf diese Stelle scheint, können Hautrötungen mit Blasen entstehen wie bei Verbrennungen 1. und 2. Grades.
Topfpflanzen und Wohnungspflanzen
Dieffenbachie: Beim Verzehr frischer Pflanzenteile können innerhalb von 30 Minuten Rötung, Schwellung, starke Schmerzen im Mund sowie Schluckbeschwerden auftreten. Die schnell einsetzenden Beschwerden im Mund halten meist vom Verzehr größerer Mengen ab, andernfalls sind schwere Schäden der Magenschleimhaut zu erwarten. Pflanzensaftspritzer ins Auge können schmerzhafte Entzündungen an Hornhaut und Bindehaut verursachen.
Weihnachtsstern: Der Milchsaft ist schwach giftig. Nach dem Verzehr können Erbrechen und Durchfall auftreten.
Ungiftige Pflanzen für Wohnung und Garten
Japanische Apfelrose
Blut-Johannisbeere
Hohe Deutzie
Roter Fächer-Ahorn
Kanadische Felsenbirne
Fingerstrauch
Flieder
Forsythie
Kolkwitzie
Kornelkirsche
Pfeifenstrauch (Falscher Jasmin)
Purpur-Hartriegel
Ranunkelstrauch
Rosen-Eibisch
Japanische Scheinquitte
Schmetterlingsstrauch
Silber-Eschenahorn
Spierstrauch
Tamariske
Japanische Zierkirsche
Manuela Hoflehner