Zeit ihres Lebens lebten die Kinder von Erwin Thoma in einem Holzhaus im Wald – bis zur Einschulung. Der Umzug ins städtische Einfamilienhaus hatte zur Folge, dass die Kinder asthmatische Anfälle bekamen. Diese Erfahrung führte dazu, dass Erwin Thoma heute Häuser baut, die zu 100 Prozent aus Holz bestehen – und die Kinder Asthma-frei sind.
Erwin Thoma wollte für seine Kinder ein gesundes Haus bauen. Am liebsten wäre er nicht weggezogen aus dem Wald, den er als Förster pflegte. Als er sich entscheiden musste, die Kinder ins Internat zu geben oder mit ihnen umzuziehen, fiel ihm die Entscheidung dennoch leicht. So übersiedelte die Familie nach St. Johann im Pongau. Kurz darauf entwickelten die Kinder eine Allergie gegen den Holzleim in den Spanplatten des Einfamilienhauses. Thoma reagierte prompt: Während seine Frau mit den Kinder im Sommer auf die Alm ging, riss er mit Hilfe seines Vaters die Bretter heraus und ersetzte sie durch Massivholz. Die Kinder wurden wieder gesund.
Es war eine einschneidende Erfahrung im Leben des heute 56-Jährigen – eine, der er seiner Liebe zu Holz und zum Wald verdankt. Er stellte seinen eigenen Holzverarbeitungsbetrieb auf eine Holzschutzmittel-freie Produktion um und verwendet keine giftigen Leime mehr. Gleichzeitig begann er, sich die verschiedenen Qualitätsstandards von Vollholz näher anzusehen.
Mittlerweile baut Erwin Thoma seit über 15 Jahren Vollholzhäuser – ohne Chemie, ohne Metallteile, nur mit mechanischen Holzverbindungen. Von rustikalen Blockhütten sind diese weit entfernt. In Moskau steht ein hölzernes Universitätsgebäude von ihm, in Hamburg ein fünfstöckiger Wohnblock, in Japan eine Kirche und auf der Seiseralm das größte Holzhotel der Alpen.
Zudem bestehen die Gebäude nicht einfach aus Holz – jeder Baum wird nach dem Mondkalender gefällt. Was für die einen nach Esoterik klingt, hat der ehemalige Förster wissenschaftlich erforschen lassen, u.a. an der ETH Zürich. Denn beim Bauen mit reinem Massivholz war Thoma mit Sicherheitsfragen konfrontiert. Holzhäuser – da denkt man sofort an das Risiko im Brandfall. Und bevor er in Japan bauen konnte, musste er die Erdbebensicherheit der Häuser garantieren.
Ernst Zürcher, früherer Forstwissenschaftler an der ETH Zürich, wies nach, dass Mondholz weniger pilzanfällig und witterungsbeständiger ist als konventionell geerntetes Holz. Das Holz-Wasser-Verhältnis verändere sich mit den verschiedenen Mondphasen. Auch den Praxistests hielt das Mondholz stand. Als Thoma seine Holzwände auf ihre Feuerfestigkeit testete, behielt das Holz nach zwei Stunden Beflammung mit 900 Grad noch immer seine Tragfähigkeit. Damit übertraf es jede Brandschutz-Norm und hat eine bessere Brandsicherheit als Stahlbeton, Ziegeldecken und Ständerbauten. Genauso erfolgreich verlief der Test auf Erdbebensicherheit.
Neben den äußeren Stürmen hilft das Leben mit Holz aber auch gegen die inneren Unruhen. Die Medizinische Fakultät der Universität Graz wies nach, dass das Leben in Holzräumen nicht nur unser Immunsystem, sondern auch das Herz stärkt. Eine Erkenntnis, die ein Herzmensch wie Thoma selbst nicht wissenschaftlich erwiesen brauchte – in der Diskussion mit Kopfmenschen jedoch hilfreich ist. Für Thoma selbst sind seine eigenen Kinder der beste Beweis dafür, wie gut das natürliche Umfeld uns tut – denn sie können wieder tief durchatmen.