Auch Männer sind als Väter mit vielen Anforderungen (an sich selbst) konfrontiert: Wollen sie doch ihren Kindern gute, aktive Väter sein, aber auch ihre Rolle als Ernährer und Partner wahrnehmen. Katharina Maderthaner darüber, wie Väter ihr “inneres Team”, wie es der Psychologe Friedemann Schulz von Thun formuliert, in Einklang bringen können.
„Als ich klein war, war es selbstverständlich, dass mein Vater in Ruhe essen und den Abend über Zeitung lesen konnte, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Sicher fragte er auch, was bei uns heute los war. Aber er hatte eigentlich immer eine gewisse Distanz zu unserem Familienleben.“ So hörte ich einen Mann erzählen. Er erzählte weiter, er sei froh, dass er als Vater heute viel stärker teil habe an seiner Familie und nicht nur der „Ernährer“ sei.
Glücklicherweise gibt es in der heutigen Zeit zahlreiche Väter, die ihre Aufgaben weiter stecken, als die Familie finanziell zu erhalten. Es gibt viele Väter, die ihr Vater-Sein sehr positiv sehen und gerne leben. Manchmal hat es den Anschein, als wären die Erwartungen an heutige Väter sehr umfangreich: Da möchten sie einerseits gerne aktiv Zeit mit den Kindern verbringen und eine gute Beziehung zu ihnen aufbauen.
Dann ist klar, dass der Papa nicht nur Gast im gemeinsamen Haushalt ist, sondern seinen Anteil an den Haushaltsaufgaben übernimmt. Im Arbeitsleben ist er wahrscheinlich mit hohen Anforderungen konfrontiert, egal ob er Papa ist und nach der Arbeitszeit noch etwas geben möchte oder nicht. Nicht zuletzt darf er ein offenes Ohr und eine Schulter zum Anlehnen für die Partnerin haben. Und war da nicht mal was mit Hobbys?
Welcher Mann bist du gerade?
Diese etwas überspitzte Aufzählung ist wahrscheinlich gar nicht vollständig. Sie soll die Frage möglich machen, welche Rollen, Erwartungen von außen und Wünsche an sich selbst jeder Papa und Mann in seinem Leben wahrnimmt. Und wie er versucht, eine Verbindung zwischen diesen Teilen zu schaffen, die nicht zu einer Verausgabung führt, sondern zu Zufriedenheit.
Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat 1998 im dritten Teil von „Miteinander reden“ die verschiedenen Persönlichkeitsanteile jedes Menschen als „inneres Team“ beschrieben. Die verschiedenen Anteile und Rollen sind stets im Dialog miteinander. Sie bringen unterschiedliche Sichtweisen ins Denken ein und je nach Situation sind die inneren Teammitglieder unterschiedlich wichtig. So kann im Arbeitsleben der innere Antreiber in den Vordergrund treten: „Das schaffen wir. Los geht’s!“ Bei einer Entscheidung können sich die Teile auch gegenseitig im Weg stehen: Während der kreative Kopf des Teams neue Möglichkeiten sieht, möchte der Vorsichtige vielleicht doch lieber alles beim Alten belassen.
Genauso stellen unterschiedliche Rollen und Erwartungshaltungen an den Mann und Vater solche Lebensanteile dar. Deine Aufgabe ist, deine persönlichen inneren Teammitglieder wahrzunehmen, zwischen ihnen zu vermitteln, zu moderieren. Überlege, welche Persönlichkeitsaspekte oder Rollen zu deinem inneren Team gehören und notiere sie auf Kärtchen.
Betrachte jedes einzelne Teammitglied:
• Was sagt es? Wie lautet sein Motto?
• Was möchte es erreichen?
• Was ist ihm wichtig?
• Was will es vermeiden?
• Welche Teammitglieder/Rollen sind dominanter, welche zurückhaltender?
• Wer gibt den Ton an?
• Was wäre, wenn dieses Mitglied/Rolle schwächer oder stärker wäre?
• Wo braucht ein einzelner Teil deine Unterstützung?
• Für welches Teammitglied bzw. welche Rolle ist die Zeit gekommen, mehr in den Vordergrund zu treten?
Du als Teamleiter achtest darauf, dass alle Mitarbeiter Gehör finden und eine Position, in der sie ihre Stärken am besten einsetzen können, zum Wohle des gesamten Teams. Welche deiner Rollen oder Aufgaben hat jetzt Vorrang?
Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net