„Oh, Karola krabbelt schon, sollte mein Kind nicht auch schon krabbeln?“ „Die Eltern von Elias erlauben den Ausflug, sollte ich nicht doch auch Ja sagen?“ „Lea hatte als einzige ein ‘Genügend’ beim Test, bemüht sie sich nicht genug?“ Immer wieder schweift unser Blick auf die Menschen in unserem Umfeld. Was leisten sie? Wie lösen sie das und jenes Problem? Wo stehe ich im Vergleich dazu?

Vergleichen ist ganz alltäglich und menschlich. Vielleicht ist der Mensch als soziales Wesen auf den Abgleich mit seiner Gruppe ausgelegt. Die Orientierung aneinander hatte evolutionstheoretisch sicher viele Vorteile und kann auch heute, in größeren Dimensionen betrachtet, für ein reibungsloseres Miteinander gut sein.
Ist anders gleich besser?

Und doch hinterlässt das Vergleichen mit anderen im Einzelnen oft ein Gefühl des Zweifelns, des Nicht-gut-genug-Seins. Es können Ängste genährt werden, nicht zu entsprechen. Das kann Druck machen. Der Blick auf die anderen rückt automatisch den Blick weg von sich selbst, von dem, was tatsächlich da ist. Das bringt dich aus der Fühlung mit dir selbst und deinem Kind. Statt Vertrauen zu entwickeln darin, dass eure Situation für euch stimmig ist und du dein Möglichstes als Elternteil tust, geschieht ein Werten. Da kann es sein, dass eine Unzufriedenheit entsteht.
Genauso kann der Vergleich mit anderen dir auch zeigen: „Ja, ich bin auf einem guten Weg mit meinem Kind.“ Oder er kann dir wertvolle Anregungen bieten, wie du dein Handlungsrepertoire als Mama oder Papa erweitern könntest. Er kann Wege zeigen, an die du alleine noch gar nicht gedacht hättest und so ein Ansporn sein.

Um eine gute innere Balance im Umgang mit dem Vergleichen zu finden, hier ein paar Gedanken:

•    Hinter dem Vergleichen kann die Frage stehen: „Was ist das Beste für mein Kind?“ Hier kann ein Schritt zurück ratsam sein, um Abstand zu gewinnen und dir bewusst zu machen, dass es nicht DAS Beste für ein Kind gibt. Vielmehr gilt es, verschiedene fruchtbare Möglichkeiten für dieses spezielle, individuelle Kind abzuwiegen. Was passt am besten zu diesem Kind? Was der beste Weg ist, zeigt sich oft erst rückblickend. Das darf entlasten und dich ermuntern, auf dein Gespür zu vertrauen.

•    Lerne dein Kind immer besser kennen, beobachte es genau: Was liegt ihm, was tut es gerne? Wo liegen seine Sehnsüchte und Stärken, was macht ihm Freude? Und wo braucht es noch Orientierung und Unterstützung? Lenke den Blick darauf, was tatsächlich da ist. Ohne Hintergedanken an „sollte, müsste, könnte doch“.

•    Wertvoll dafür ist ausreichend Zeit, in der du mit deinem Kind in Verbindung kommen kannst und es deine Aufmerksamkeit spürt. In der du zuhören kannst und ihr beide wirklich von Herz zu Herz im Kontakt seid.

•    Frag dich: „Welche Einflüsse und Herausforderungen erlebt mein Kind gerade? Was braucht es von mir?“ Habe den Mut, auf dein Gefühl zu vertrauen, auf das Gespür für genau dieses dein Kind mit seinem einzigartigen Wesen.

•    Findet euren Weg und steht dazu. Was für andere Eltern oder Kinder passt, muss nicht auch für euch der beste Weg sein.

•    „Leben wächst von innen“, sagte Josef Kentenich, Priester und Pädagoge. Du kannst durch Formen, Ziehen oder Druck von außen nur geringfügig etwas erreichen im Umgang mit Kindern. Eine Erkenntnis, eine Entscheidung und jedes Wachstum muss letztlich aus dem Kind selbst entstehen. Dafür braucht es einfühlsame Begleitung und die Gewissheit, dass es genau dieses Kind nur einmal gibt und es seinen individuellen Weg meistern wird.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net