Weil Kinder nun einmal keinen „Aus-Knopf“ haben – auch wenn die Eltern gerade dringend eine kleine „Auszeit“ brauchen könnten – ist es für Mama und Papa manchmal sehr verführerisch, die Kleinen vor dem Bildschirm „ruhigzustellen“. Verständlich, doch sollte man diesem Impuls, gerade bei Kleinkindern bis zu drei Jahren, auf keinen Fall nachgeben. Wir stellen einige bessere Alternativen vor, damit die Großen zum Durchschnaufen kommen – und das ohne schlechtes Gewissen und ohne digitale Medien. Dabei gilt: Planung ist die halbe Miete!
– Wäre andere Betreuungspersonen wie eine Freundin, der Nachbar, die Omi… vielleicht gerne bereit, einmal eine Stunde auf mein Kind aufzupassen?
– Was macht mein Kind gerne? Womit kann es sich – in meiner Anwesenheit – sinnvoll (!) eine Zeitlang selbst beschäftigen, damit ich etwas zur Ruhe komme.
– Es ist wichtig, meinem Kind von klein an beizubringen, dass auch Mama und Papa einmal eine kurze Erholung brauchen. Dies wird dann vom Kind akzeptiert werden, wenn man sich ansonsten ausreichend Zeit für das Kind nimmt. Als Erkennungszeichen dafür kann man zum Beispiel ein oder mehrere sanfte Musikstücke abspielen. Oder ich lasse mir ein kleines Ritual, einen Spruch einfallen, damit das Kind Anfang und Ende der Auszeit erkennt und akzeptiert. Ich bleibe aber als Erwachsener physisch anwesend und für das Kind greifbar.
– Auch hier gilt übrigens wieder die Vorbildfunktion. Deshalb sollte man auch für sich selbst Ideen parat halten, wie man sich – ohne Handy & Co – entspannen kann.
– Ein besonderes Buch, ein besonderes Spielzeug, eine besondere Puppe, spezielle Bauklötze, … diese Dinge werden eben nur in diesen kurzen Aus-Zeiten hervor- und dann wieder weggeräumt. So bleiben sie interessant und das Kind freut sich darauf. Es sollten Gegenstände sein, die das Kind einige Zeit beschäftigen, mit denen es etwas „anfangen, gestalten, verändern“ können. So wird ihm nicht so schnell langweilig. Diese Dinge sollten altersgerecht ausgesucht sein, damit keine Unfälle passieren – das Kind sollte sich nicht damit verletzen können, aber auch nicht kreativ die Wände ver(un)zieren.
– Legt eine „Auszeit-Schatzkiste“ an, die nach einiger Zeit wieder neu bestückt wird.
– Am besten überfordert man sein Kind nicht, indem man ihm unzählige Sachen zum Spielen anbietet. Lieber nur eines, dafür so ausgewählt, dass es damit Verschiedenstes anfangen kann. So wird auch seine Kreativität angeregt.
Einige Ideen für interessante Auszeit-Beschäftigungen:
Bauklötze – hier gibt es für jedes Alter Passendes
Bücher – zum Schauen, Tasten, Quietschen, Musik abspielen…
Wasserlösliche Stifte und genügend Papier, evtl. eine kleine Staffelei, buntes Papier, Bio-Kleber, Kinderschere,… Sammle Materialien, die dein Kind verarbeiten kann, in deiner „Auszeit-Schatzkiste“: Zeitungen, Magazine, Werbefolder,…
Ausmalbücher – du kannst auch selbst Blätter gestalten mit Figuren, Zahlen, Zeichnungen, die dein Kind nachspurt oder ausmalt, ergänzt. Zum Beispiel Fotografien von Wolken, aus denen es Fantasiegestalten macht.
Ein gemeinsam gestaltetes „Auszeit-Notizbuch“, welches das Kind gestalten kann, wie es mag. Ihr könnt euch anschließend gemeinsam anschauen, was das Kind Tolles gemacht hat.
Musikstücke abspielen mit altersgerechten Märchen, Geschichten, schönen Liedern
Vielleicht gibt es einen bequemen Couchsessel, der zum „Auszeit-Thron“ auserkoren wird. Jeder, der sich dorthin setzt, zeigt damit an, dass er eine kleine Auszeit braucht. Das kann jedes Familienmitglied sein: „Ich bin jetzt mal der/die „Auszeit-Kaiser/in!“
Je jünger Kinder sind, desto weniger lange halten sie solche Auszeiten natürlich durch. Auch kommt es immer auf den Charakter des Kindes an. Vielleicht öfter mal am Tag, dafür kürzer. Da reichen manchmal schon fünf Minuten.
Falls sich Geschwister gut miteinander beschäftigen können, super!
Falls nicht, evtl. für jedes Kind einen besonderen, voneinander getrennten Auszeit-Platz bestimmen mit eigenen Spielsachen, die nur ihm gehören.
Aber wie viel Quality-Time, also hochwertige gemeinsame Zeit, braucht denn mein Kind nun eigentlich mit mir?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Eine feste Empfehlung zur Mindestdauer der Quality Time gibt es auch von ExpertInnen nicht. Denn es hängt vom Alter des Kindes und seinem Bedürfnis nach Nähe und Bindung zu den Eltern ab, welches Mindestmaß an individueller Zuwendung es braucht. Hochwertig ist übrigens jede Zeit und Situation, in der ein Kind sich gesehen und anerkannt fühlt. Grundsätzlich kann man aber natürlich sagen: Je länger Eltern und Kind täglich etwas gemeinsam machen, desto besser.
Weitere Ideen:
Tipps zum altersgerechten Spielen bzw. für altersgerechte Spielsachen, ohne die Kinder vor einen Bildschirm zu setzen:
– www.bildschirmfrei-bis-3.de/tipps-und-tricks
– Spielzeug und Spielideen für das Kleinkindalter (1 bis 3 Jahre): www.kindergesundheit-info.de/themen/spielen/alltagstipps/1-3-jahre/spiele-spielzeug/
– Spiele und Spielzeug im Alter von 3 bis 6 Jahren:
www.kindergesundheit-info.de/themen/spielen/alltagstipps/3-6-jahre/spiele-spielzeug/
Daniela Christl