Ein Selbstversuch: Die ehemalige begeisterte DKT-Spielerin Maria Zamut hat mit dem neuen „DKT – das klimaneutrale Talent“ ein neues Lieblingsspiel entdeckt. Nach dem Motto: “Das kaufmännische Talent” hat selbst als Spiel ausgedient! Endlich hat Piatnik ein DKT herausgebracht, das der Zeit entspricht und nicht nur Kinder auf eine nachhaltige Zukunft vorbereitet – und dabei ebenso lustig wie anregend ist!

Ich gestehe: Ich war begeisterte DKT-Spielerin in meiner Kindheit. Damals, in den 1980er Jahren, habe ich nicht hinterfragt, ob es nachhaltig ist, Grundstücke zu erwerben und mit größtmöglichem Profit an die Mitspielenden zu verpachten und so Geld zu scheffeln. Klimawandel, Ressourcenknappheit, Treibhausgase – diese Begriffe gab es in meinem kindlichen Wortschatz nicht  – und auch im Vokabularium der meisten Erwachsenen kamen sie damals kaum vor.

DKT mit Bauchweh
Als mein Sohn ins DKT-Alter kam, kramte ich es wieder hervor – schon der Reminiszenz wegen. „Das kaufmännische Talent“-Spielen in den 2020er Jahren hinterließ bei mir jedoch einen fahlen Nachgeschmack und ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das Spiel des Jahres 2020 unterschied sich – rein emotional betrachtet – zu sehr von dem, was ich aus den 1980er Jahren in Erinnerung hatte. Statt Spannung und Spaß zu erzeugen, schickte mich DKT mit meinem Sohn jetzt auf eine gefühlsmäßige Achterbahn. Grundstücke kaufen und Pacht von Mitspielenden verlangen, des größtmöglichen Profits wegen, denn Gewinner war der, der am Schluss das meiste Geld in der Kassa hatte. Nicht rückzahlbare Kredite lehnte mein Sohn aus Pietätsgründen ab.

Wenn ich es schaffte, ein Hotel auf meinem Grundstück zu platzieren und dafür noch mehr Pacht einzukassieren, kam ich regelrecht ins Schwitzen. Warum sollte ich im Spiel meinem Kind etwas vermitteln, das sich in der (wirtschaftlichen) Realität längst als falsch und überholt herausgestellt hatte und uns in die Misere schlittern hatte lassen, aus der wir nunmehr keinen rechten Ausweg zu finden scheinen?

Stirnrunzeln und Grübeln
Zu viel stirnrunzelndes Grübeln und resignierende Gedanken während eines Spieles, das eigentlich lustig und verbindend sein sollte, verdarb uns beiden den Spielspaß, meinem Sohn und mir. Die logische Folge: „DKT – Das kaufmännische Talent“ landete ganz hinten im Spielefach und verstaubt dort seither.

Vor wenigen Wochen entdeckte ich dann die Neuheit von Piatnik: „DKT – das klimaneutrale Talent“. Und der glücklichen Kindertage wegen gab ich voller Hoffnung dem neu adaptierten Spiel eine Chance. Zugegeben, meine Spannung war groß, als mein Sohn und ich uns die Spielregeln durchlasen und versuchten, herauszufinden, was es mit dem Klimamarker auf sich hatte und wie man gemeinschaftlich fossile Kraftwerke in Solar- und Windkraftwerke umwandelt.  

Aus der Spielebeschreibung von Piatnik: „Basierend auf dem vor allem in Österreich seit Generationen bekannten Spieleklassiker „Das kaufmännische Talent“ dürfen hier freie Gebiete gepachtet und dann mit Bäumen (später mit Wäldern) bepflanzt werden, was den Klimamarker positiv beeinflusst. Umweltbewusst wird im Spiel die Bahn benutzt und alle versuchen, ihren Anteil beim Abschalten der fossilen Kraftwerke zu leisten, denn dieses Engagement wird zum Spielende belohnt.“  

Alles klar. Wir spielten munter drauflos: Würfelten, zogen, investierten, kassierten, – und – die Verwunderung war groß: Nach nur 15 Minuten waren wir klima-bankrott! Der Klima-Marker stand im Tiefrot. Peinlich berührt las ich nach in der Spielebeschreibung: „Erreicht ihr mit dem Klima-Marker das letzte rote Feld auf der CO²-Skala, habt ihr das Spiel leider verloren und es gibt keine Gewinner. Oje! Versucht es gleich noch einmal, denn noch ist eine Rettung nicht zu spät!“

In die Falle getappt!
Okay, wir – allen voran ICH – waren also tatsächlich in die Falle getappt, die im Spiel wie auch im richtigen Leben gerade die große Zäsur darstellt: Die Welt der endlichen Ressourcen läuft anders. Im richtigen Leben verspüren wir die „Strafe“ für altes Denken erst mit den Jahren, das Spiel hatte es uns in Windeseile deutlich vor Augen geführt: Du bleibst nur langfristig im Spiel, wenn du umdenkst.

Nicht Besitz, deine volle Kasse, sondern Kooperation sind das Maß der Dinge. Sonst kommen wir im Spiel wie im Leben nicht weiter. Individueller Besitz wird relativ, wenn noch immer fossile Kraftwerke die Luft versauen und du mit jedem Mal den Start passieren gehörig zur Kasse gebeten wirst und dein Klimamarker ins Rot abdriftet.  

Ja, es ist (auch) im Spiel teuer, zunächst die Energieversorgung auf Sonne und Wind umzustellen, doch es zahlt sich aus. Bäume pflanzen ist das A und O beim grünen DKT, da freut sich der Klima-Marker und etwas zeitversetzt auch die Geldbörse! Dieses Spiel vermag also auf wunderbare Weise, im Kleinen, Spielerischen zu demonstrieren, wie es im Großen funktionieren kann!

Begreifen, nicht verstehen! 
Ich kann nur sagen: Ein Spiel, das endlich in der Zeit angekommen ist und beileibe nicht nur unseren Kindern eine Lektion lehrt, die man durchgespielt, mehr noch, emotional durchlebt haben muss. Im Zuge von Gewinnen und Verlieren ermöglicht dieses Spiel nicht nur das Verstehen, sondern mit etwas Glück sogar ein Begreifen dessen was wirtschaftliche Nachhaltigkeit bedeutet.   

Denn wie es so schön in der Spielbeschreibung heißt: „Nur gemeinsam lässt sich das Klima retten, weshalb zusammen gewonnen oder verloren wird. Wer die meisten Bäume und Wälder gepflanzt hat, wird zum Klimahero gekürt.“ Und wer will schließlich kein Held sein, noch dazu ein grüner Held!

Prädikat: Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen empfehlenswert, aufschlussreich und lustig!

Hier die Spieleanleitung als Download

DKT – Das klimaneutrale Talent. Ein nachhaltiges und semi-kooperatives Wirtschaftsspiel. Für Kinder ab 8 Jahre. Piatnik, 2022.

Maria Zamut

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