Jede/r hat so seine eigenen Vorstellungen vom Ablauf des Fests der Feste. Und so ist zwar der aufwendige Festbraten an Heiligabend eine wunderbare Tradition. Die rasch gekochten Würstel als Festmahl können jedoch der Garant dafür sein, dass es ein gemütliches Fest im Kreise der Familie wird. Ein Beitrag von Katharina Maderthaner.
„Weihnachten soll so sein wie immer“, so könnte ein unausgesprochener Glaubenssatz in vielen von uns lauten. Klappt die Umsetzung nicht so, wie wir es als Ideal im Kopf hatten, stellt sich Enttäuschung ein. Denn irgendetwas stört dieses Idyll immer: Weil beim Kochen etwas misslingt, streitende und aufgeregte Kinder oder ein zu knapp bemessener Zeitplan.
Abschied vom Ideal
Aber wir möchten es doch schön haben zu Weihnachten. Und dieses oder jenes Ritual oder Festessen haben es damals so schön gemacht. Ja, wir haben einige wundervolle Erinnerungen an gelungene Weihnachtsfeste. Diese müssen wir nicht völlig über Bord werfen – jedoch einer Neubewertung unterziehen. Das Wesen von Erinnerungen ist nämlich nicht immer die genaue Abbildung der Realität, sondern es überlagern sich Bilder und Stimmungen, bereinigt von Störungen. Wie war das also wirklich bei unseren Weihnachtsfesten, gab es da nicht auch Pannen oder Unstimmigkeiten? Das perfekte Bild gilt es loszulassen. Gelebtes Leben ist nicht stolperfrei.
Erwartungen werden zu Wünschen
In unseren idealen Vorstellungen stecken Erwartungen darüber, wie unsere Feiertage sein sollen. Es lohnt sich, dahinter zu schauen: Was genau ist es eigentlich, das mich daran so anspricht? Was macht ein gelungenes Fest für mich aus? Worum geht es mir im Kern? Besonderes Augenmerk können wir auch auf Erwartungen von außen legen: Welche Erwartungen spüren wir z.B. aus der Verwandtschaft hinsichtlich Weihnachtsbesuchen? Wie passt das für mich, für uns? Welche Treffen sind uns wichtig, was können wir auf einen anderen Zeitpunkt verlegen?
Im Paar unterhalten wir uns darüber, was uns an vergangenen Weihnachtsfesten besonders Freude gemacht hat und was für jeden von uns wichtig ist, das nun in unsere eigene Familie mitzunehmen. Jede/r überlegt für sich: Was ist es konkret, das ich mir für die Weihnachtszeit wünsche? Gemeinsam können wir schauen, welche Elemente wir übernehmen wollen für unser nächstes Weihnachtsfest. Wie können wir das in die Praxis umsetzen? Wo braucht etwas vielleicht eine veränderte Form, um gut Platz zu haben? Wir entwerfen einen Ablauf, überlegen wann sich was wirklich gut ausgeht. Dabei beziehen wir unsere Ressourcen mit ein.
Würstel statt Drei-Gang-Menü?
In der Herkunftsfamilie meines Mannes und in meiner eigenen wurde beispielsweise das Weihnachtsessen sehr unterschiedlich gestaltet. Während bei meiner Familie alle Kinder und Mama am Vormittag zusammenhalfen, um ein etwas aufwändigeres Menü auf die Beine zu stellen, gab es in der Familie meines Mannes ein ganz spezielles Festessen: verschiedene Sorten Würstel, frisches Gebäck und Kren, dazu unterschiedliche Senfarten. Die Kinder genossen das und für die Eltern war es somit gut möglich, einen stress- und reibungsarmen Weihnachtsabend zu gestalten.
Als wir unser erstes Weihnachtsfest als Paar feierten, überlegten wir zusammen, wie wir die Feiertage gestalten wollten. Schnell waren wir uns einig, den Heiligabend nur zu zweit zu verbringen, damit wir unser eigenes Weihnachtsfest besser entdecken konnten. Doch eben bei der Gestaltung des Essens kamen wir nicht so rasch auf einen Nenner: „Ein Weihnachtsfest nur mit Würsteln geht doch nicht!“
Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für ein mehrgängiges Menü, was uns am Weihnachtsabend unerwartet viel Arbeit einbrachte. Es war nicht unbedingt zufriedenstellend. Als wir dann später mit unseren Kindern feierten, lernte ich den Wert eines Würstel-Festessens, das sich quasi von alleine nebenbei kocht, doch zu schätzen. So dürfen unsere Weihnachtsrituale mit uns als eigener Familie neue Form annehmen und mit uns und unseren Bedürfnissen mitwachsen.
Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net