Wie Loslassen und Entspannen mit Kindern geht, beschreibt Katharina Maderthaner in ihren Erziehungsfragen. 

In Zeiten, in denen es vieles zu bedenken gibt, sich Termine und Ereignisse scheinbar überschlagen und kaum Zeit zum Verschnaufen bleibt, fällt es uns Eltern nicht immer leicht, aus dieser Anspannung wieder „herunterzufahren“. Dann fallen wir zwar vielleicht müde ins Bett, können aber nicht so recht loslassen, um wirklich gut und erholsam zu schlafen. Stattdessen sind da immer wieder Gedanken, Situationen werden nacherlebt, Kommendes geplant. Wenn unsere Kapazitäten so ausgelastet sind, haben wir auch weniger inneren Raum, um mit den Anliegen unserer Kinder gut umzugehen, wir sind nicht wirklich präsent.

Wieder bei uns ankommen
Körperlich spüren wir diese Anspannung wahrscheinlich in Form von angespannter Muskulatur, vor allem rund um Schultern, Nacken und Rücken. Der Atem geht schneller und flacher, wir bekommen einen Tunnelblick, sind auf einen Teilbereich fokussiert. Das lässt sich schon allein in einer kleinen Übung gut erfahren: In lockerem Stand stehen und den Blick möglichst genau auf etwas richten, das etwa zwei Meter vor uns liegt. Und nun: Wie fühlt es sich an, den Blickwinkel zu weiten, das Periphere mit in den Blick zu nehmen? Eine kleine Entspannung wird in der Muskulatur und Atmung spürbar werden.

Kindern geht es ebenso: Viele Reize, hohes Tempo im Alltag. Aufgaben, die im Nacken sitzen. Erlebtes, das sie beschäftigt. Das lässt die innere Anspannung steigen, ebenso die körperliche. Das ist ganz normal und kann sehr hilfreich sein, um Aufgaben konzentriert zu meistern. Doch zum Fokussiert-Sein, zur Aktivität, braucht es auch das Pendant: den Blick weiten, loslassen, zur Ruhe kommen.

Von der Anspannung zur Entspannung
Was uns gut tut, können wir auch unseren Kindern vorleben und mit ihnen üben. Welche gesunden Strategien helfen euch, gut herunterzufahren? Möglicherweise habt ihr Bewegung, Yoga oder ein warmes Bad für euch entdeckt und könnt diese Erfahrungen auch euren Kindern weitergeben. Aus verschiedenen Schulen der Achtsamkeitsarbeit gibt es auch einige hilfreiche, einfache Übungen, die gut mit Kindern und Jugendlichen eingeübt werden können, gemeinsam oder als Angebot, aus dem ältere Kinder wählen können.

Am Anfang steht, dass die äußerliche Aktivität sich beruhigt. Also sich hinlegen oder angenehm hinsetzen, nichts tun. Einige tiefe Atemzüge helfen dabei. Ich kommentiere das bei meinen Kindern beim Schlafengehen beispielsweise so: „So, jetzt hast du dich gemütlich im weichen Bett eingekuschelt und kommst zur Ruhe. Der Tag geht zu Ende und du darfst dich der Ruhe der Nacht anvertrauen und dich erholen. Spür mal, wie du atmest. Wie sich deine Brust und dein Bauch heben und senken. Spür, wo dein Körper auf der Matratze liegt, wo die Decke dich berührt. An den Unterschenkeln, Oberschenkeln etc.? Bei jedem Ausatmen lässt du dich tiefer auf die Matratze sinken. Du gibst immer mehr Gewicht an die Matratze ab. Mit jedem Atemzug kannst du mehr Anspannung loslassen. Die Muskeln rund um deine Augen werden weich, die Augenlider sind sanft geschlossen und du spürst, wie gut das deinen Augen tut. Du lässt deine Kiefer locker und entspannst deinen Nacken. Deine Schultern lässt du sinken, dein Rücken entspannt sich. Alle Muskeln in deinem Körper dürfen loslassen.“

Regelmäßiges Üben über einen längeren Zeitraum hinweg bietet die Gelegenheit, Wege zur Entspannung wirklich zu verinnerlichen. Dann haben die Kinder diese Möglichkeiten auch später in ihrem Leben parat.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!

Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)

katharina.maderthaner@gmx.net