Ein feuriges Plädoyer, gerade auch die kleinen Erfolge des Alltags bewusst zu erleben und zu feiern setzt Katharina Maderthaner in ihren Erziehungsfragen ab.
Eine liebe Freundin hatte eine Erkrankung, nach der sie einige Kontrolluntersuchungen hatte. So auch vor Kurzem wieder und das Ergebnis war, dass alles in Ordnung ist. Sie war erleichtert, verließ die Ordination und ging im Kopf ihre anstehende To-Do-Liste durch. Erst am Abend wurde ihr klar, dass sie sich eigentlich gar keinen richtigen Moment der Freude über diese gute Nachricht gegönnt hatte.
Mit einer Tasse Kaffee im Garten sitzen
Nach unserem Gespräch habe ich gemerkt, da klingt etwas in mir nach. Ist das nicht auch im Familienalltag immer wieder so, dass etwas gut läuft und ich nehme das recht selbstverständlich? Oder ich wälze nur die Situationen in Gedanken durch, die nicht so gut gelaufen sind? Allzu schnell geht das Leben weiter, ruft mich die nächste Aufgabe, bin ich im Kopf ganz wo anders.
In mir taucht da das Bild des Gartelns auf: Im Herbst ist man mit Vorbereitungen für den Winter und den kommenden Frühling beschäftigt, im Frühling und Sommer ist viel zu tun, Unkraut wird gejätet, der Rasen gemäht und gewerkt. Der Zwetschkenbaum trägt heuer so gut, was werde ich denn mit all den Früchten machen? Zwischen allen Planungen und Arbeiten darf ich mich in Ruhe mit einer Tasse Kaffee in den Garten setzen und bestaunen, was da alles wächst und blüht, und mich daran freuen.
Die kleinen Erfolge feiern
Übertragen auf meine Aufgaben als Mama, kann das zum Beispiel so aussehen:
Vor einiger Zeit gab es eine herausfordernde Phase. Ich hatte seit Tagen ein Schlafdefizit, mein kleines Babymäuschen und mein älterer Sohn brauchte viele meiner Ressourcen. Es liegt in der Natur der Sache, dass an einer Grenze Reibungen entstehen. Und nun kamen wir an meine Grenzen und erlebten zahlreiche Reibungen. An einem Tag gipfelte das und die Konflikte zwischen meinem Sohn und mir waren einige Male sehr unschön.
Ich lag abends im Bett und dachte mir: „Na, das habe ich ja wirklich nicht gut geschafft.“ Dann fiel mir aber ein: „Doch, am Nachmittag haben wir das gut hinbekommen. Und beim Mittagessen auch!“ Und so zählte ich insgesamt acht Konfliktsituationen, von denen nur drei eskaliert waren. Fünf hatten wir gut gemeistert! Fast wären allerdings nur die weniger gut gelösten Fälle hängen geblieben und ich hätte ein deutlich dramatischeres Bild unserer Situation gehabt als es tatsächlich gewesen war. Das war ein erleichterndes Aha-Erlebnis und ich klopfte mir gedanklich vor dem Einschlafen noch auf die Schulter.
Sicher finden sich an jedem Tag Fortschritte, kleinere und größere Erfolge, eine wohltuende Begegnung oder eine unerwartete Freude. Nehmen wir uns Zeit, das wahrzunehmen und geben dem Raum, dass die Freude daran sich wirklich entfalten kann. Wir dürfen die kleinen Erfolge des Alltags feiern!
Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net