Sportliche Kinder haben einen größeren Hippocampus, dieser Teil des Gehirns ist für die Gedächtnisleistung zuständig. Regelmäßige Bewegung wirkt am besten – und körperliche Aktivität gepaart mit Lerninhalten. Dies schreibt Manuela Macedonia, Professorin an der Universität Linz, in ihrem Buch mit dem Titel “Beweg dich! Wie wir schlauer werden, besser denken und uns vor Demenz schützen”.
„In meinem neuen Buch beschäftige ich mich mit dem Einfluss von Bewegung auf unser Gehirn und in der Folge auf unsere kognitiven Fähigkeiten. Wie ist es möglich, dass Körper und Geist zusammengehören?“, schreibt die Hirnforscherin. Gespickt mit neurowissenschaftlichen Inhalten erläutert die gebürtige Italienerin anhand ihrer persönlichen Erfahrungen, was Bewegung – und hier vor allem das Gehen, Walken bzw. Laufen für das Gehirn bewirken kann – oder eben nicht.
Dabei geht sie auch gezielt auf Kinder und Jugendliche ein. „Dass ein junges Gehirn von Bewegung enorm profitieren kann, sowohl in der Kindheit als auch Jugend, ist den meisten weitgehend unbekannt“, wundert sich die Welserin. Dabei würden viele Studien der letzten zehn Jahre ein klares Bild zeichnen: Physische Aktivität in Kindheit und früher Jugend führt zu körperlicher Fitness UND gleichzeitig zu besseren Schulleistungen.
Wie wirkt sich regelmäßiger Sport nun genau auf das Gehirn von Kindern aus? An der Universität von Illinois fand man 2010 heraus, dass sportliche Kinder einen größeren Hippocampus (= Seepferdchen) hätten als solche, die sich wenig bewegen. Das Seepferdchen ist ein Teil des Gehirns und beeinflusst auch die Gedächtnisleistung.
Bewegen sich Kinder regelmäßig, führt das zu einer längerfristigen Veränderung in der Blutzufuhr des Hippocampus: Die Blutgefäße werden stärker und neue wachsen hinzu.
Dabei meint Macedonia, die persönlich einen Großteil ihrer Freizeit mit Laufen, Mountainbiken, Radfahren, Wandern und Skifahren verbringt, mit Bewegung nicht etwa Treppensteigen oder zum Supermarkt gehen. „Natürlich ist es besser als gar nichts, aber es bewirkt wenig im Gehirn. Es geht mir um Bewegung außerhalb der Komfortzone.“ Früher sei zum Beispiel der Schulweg täglicher Sport der Kinder gewesen. Heute gelte es zu überlegen, wie man diese Kilometer am Tag ersetzen könne.
Dabei gebe es laut Forschung große Unterschiede, wie sich Bewegung im Gehirn auswirke: Bei den einen merkt man sofort einen Effekt auf das Gehirn, die anderen müssten dafür mehr tun.
Bewegung gepaart mit Lerninhalten sei am besten geeignet, um Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen. Macedonia: „Da fragt man sich schon, warum es so schwierig ist, in den Schulen wieder mehr tägliche Bewegung einzuführen. Menschen haben einfach immer noch zu wenig Wissen über das Gehirn und seine Funktionen.“ So läge es an den Eltern sich mit ihrem Nachwuchs genug zu bewegen, um geistig fit zu sein.
Das Übergewicht kommt in ihrem gerade erschienenen Buch ebenfalls zur Sprache, „weil dieses jener Faktor ist, der die meisten Menschen davon abhält, sich zu bewegen – aber auch, weil Übergewicht dem Gehirn schadet und in der Folge auch unseren geistigen Fähigkeiten.“ Aber genau durch Bewegung könne man seinen Dopaminhaushalt (Glückshormone) aufpeppen und so einen Teil der Speisen auslassen – „per aspere ad astra“ (durch das Raue zu den Sternen) sagten schon die alten Römer.
Buchtipp: Macedonia, Manuela: Beweg dich! Und dein Gehirn sagt danke. Wie wir schlauer werden, besser denken und uns vor Demenz schützen. Anti Aging für den Kopf: Tipps und Tricks für besseres Denken von der Neurowissenschafterin. Verlag Brandstätter, 2018.
Daniela Christl