„Das wichtigste Ziel ist, dass unsere Kinder in ihrem täglichen Leben Spaß und Staunen erfahren, dass sie, während sie aufwachsen, ihre eigenen Naturerfahrungen machen können und die Grenzen ihrer Welterkundung erweitern“, sagt Richard Louv, einer der bekanntesten Umweltaktivisten der USA.
In seinem Buch „Das letzte Kind im Wald?“ gibt er zahlreiche praktische Tipps, um dieses Ziel zu erreichen. Hier eine kleine Auswahl:
Praktische Tipps:
• Eine Wagenladung Erde, also Aushub, kaufen sowie Küberl und Schauferl dazu
• Ein Vogelbad aufstellen. Den Rasen teilweise durch einheimische Pflanzen ersetzen, Nistkasten für Fledermäuse bauen
• Den eigenen Kindern von den Naturplätzen der eigenen Kindheit erzählen und ihnen helfen, ihre eigenen Lieblingsplätze zu finden. „Sit spot“ nennt das die Wilderness Awareness School in Washington und rät: „Das soll der Ort sein, wo Sie lernen, still zu sitzen – alleine, häufig und
schweigend … Es wird der Ort sein, wo Sie engen Kontakt zur Natur haben.“
• Ein Brett auf den Erdboden legen, ein paar Tage später nachschauen, welche Tiere (Insekten etc.) sich darunter befinden. Mit Naturführer identifizieren. Einmal im Monat nachschauen.
• Alte Traditionen erwecken: eine Blättersammlung anlegen, Bilder von Tieren ausschneiden und in ein Heft kleben, hübsch beschriften. Ein Terrarium oder Aquarium halten.
• Die Großeltern um Unterstützung bitten. Diese wissen oft noch alte, sehr einfache Spiele für draußen.
• Die Kinder ermuntern, im Garten zu zelten. Ein Zelt kaufen, mithelfen, ein Tipi aus Zeltstoff zu bauen, den ganzen Sommer über stehenlassen.
• Wolken beobachten, eine Wetterstation hinter dem Haus errichten. Ein Kind braucht nur einen freien Blick auf den Himmel (zur Not reicht dazu ein Fenster)und ein Handbuch. Schleierwolken, Gewitterwolken oder Lenticularis (Wolken, die wie fliegende Untertassen aussehen) beobachten.
• Eine neue Familientradition erfinden: die “grüne Stunde”. Die National Wildlife Federaton (NWF) empfiehlt täglich eine Stunde unstrukturierten Spiels in der Natur bzw. Interaktion mit der Natur. „Stellen Sie sich eine Landkarte mit Ihrem Zuhause im Zentrum vor. Zeichnen Sie immer größere Kreise darum herum, wobei die Zwischenräume den immer größeren Erfahrungshorizont ihres sukzessive älter werdenden Kindes darstellen“, schlägt die NWF vor. „Wann immer möglich, ermutigen Sie Ihr Kind zu neuen und unabhängigen Erkundungen, während es neue Fähigkeiten und größeres Selbstvertrauen erwirbt.“
• Die „Sonnentag-Regel“ einführen: Sobald es ein schöner Tag ist, gibt es keine Entschuldigung dafür, auf dem Sofa Wurzeln zu schlagen. Raus mit euch, geht und baut irgendetwas!
• Eine Wanderung machen: Die Kinder an der Planung von Ausflügen beteiligen, körperlich auf Wanderungen vorbereiten und sich nicht überfordern.
• Ein eigenes Naturspiel erfinden, z.B. die Kinder auf längeren Wanderungen mit dem Spiel „Finde zehn kleine Tiere“ motivieren.
• Einen Familienspaziergang bei Vollmond machen. Und schauen Sie die Sterne an.
• Zuhause eine „Wunderschale“ aufstellen. Diese wird von den Kindern/Erwachsenen immer wieder neu gefüllt mit den natürlichen „Wundern“ aus ihren Taschen – Eicheln, Steinen, Pilzen. Manche haben als Erwachsene noch immer eine Wunderschale in ihrem Büro.
• Natur- und Tierfotografie ausprobieren
• Die Kinder ermutigen, ein Baumhaus, ein Fort oder eine Hütte zu bauen. Erwachsene besorgen das Baumaterial, Stöcke, Bretter, Decken, Kisten, Seile und Nägel, aber am besten sind die Kinder die Architekten und Erbauer. (Buchtipp: Claudia Lorenz-Ladener: „Lauben und Hütten. Einfache Paradiese selbst gebaut“, Ökobuchverlag, 2013. Wie man stabile Bauten errichtet, von einfachen Plattformen bis zu mehrstöckigen Baumhäusern, die mit Seilhängebrücken verbunden sind.)
• Einen Baum adoptieren. Wählen Sie einen schon vorhandenen Baum oder pflanzen Sie einen besonderen Baum, der an ein besonderes Familienereignis erinnert.
• Machen Sie mal was richtig Ekliges: Bauen Sie etwas mit z.B. schleimigem Tang, das so eklig ist, dass man es nur mit einem Stock aufgabeln und weit von sich halten muss.
• Ein Naturtagebuch führen. Gute Anleitungen und Anregungen für Kinder unter http://www.naturtagebuch.de/bwb/downloads/tippsheft_klein.pdf
• Eine „Mottenwanderung“ machen. Mischen Sie überreife Früchte und ein abgestandenes Getränk (Bier, Wein, Fruchtsaft) mit Honig, Zucker oder Sirup in einem Mixer. Gehen Sie am späten Nachmittag oder frühen Abend nach draußen und verteilen Sie den Sud an einem halben Dutzend Baumstämmen, Ästen oder auf unbehandeltem Holz. Wenn es dunkel ist, kehren Sie mit einer Taschenlampe zurück und sehen Sie nach, wen Sie alles angelockt haben. Je nach Jahreszeit werden Sie Motten, Ameisen, Ohrenschlürfer und andere Insekten finden.
Daniela Christl