Kochen bringt die Leute zusammen. Über Essen können wir oft stundenlang reden – und so kommt es auch im Studentenwohnheim oft zu Begegnungen, die über mehrere Kontinente hinaus gehen.
Cornelia Stöbich ist Pädaogin im Linzer Schüler- und Studentenwohnheim Junges Wohnen. Wenn sie zum Kochabend ausruft, kommt stets eine beeindruckende Mischung zusammen. Denn in dem Haus leben nicht nur die klassischen StudentInnen, sondern unter anderem auch UMF (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) und eine subsidär schutzberechtigte Familie.
Beim gemeinsamen Pizza-Backen kann es dann schon vorkommen, dass sechs Kulturen auf einem Fleck sind. Während ein Jugendlicher aus Losenstein dann gemeinsam mit einem afghanischen UMF eine Pizza zubereitet, kommt eine Wiener Ballett-Schülerin herein, um in einer kurzen Lernpause etwas Energie zu tanken. Ein syrischer Pizzabäcker zeigt der Gruppe, wie er in seiner Heimat Fladen macht. Und als alles schon im Aufbruch wirkt, schneit noch eine Englisch-Lehrerin aus Ohio in die Küche und verteilt Zuckerstangen, die beim Weihnachtsurlaub in den Staaten mitgekommen sind.
Kochen, um sich zu begegnen
„Wir setzen immer wieder Gemeinschaftsaktionen, damit die Leute zusammenkommen und sich begegnen“, erzählt Cornelia Stöbich. Die Kochabende werden jedoch bei weitem am besten angenommen. Sie sind ungezwungen und zeitlich nicht fix begrenzt. So können die Jugendlichen in einer Lernpause schnell vorbeischauen, auch wenn sie eigentlich wenig Zeit haben.
So geht es auch Mujtaba (rechts in Bild). Zwei Schularbeiten stehen für den afghanischen UMF in der kommenden Woche an. Trotzdem gönnt er sich eine kurze Pause – denn das Gehirn braucht Energienachschub. „Ich mache eine große Pizza. Ich habe einen Riesenhunger“, verkündet er. Und stellt voller Eifer die erste Pizza seines Lebens her. Aus seiner Heimat kennt er nur Fladen.
Ganz nebenbei entstehen schon weitere Kochpläne – im Vorjahr zeigte ein niederösterreichischer Student, wie man Waldviertler Feuerflecken macht. Nun will der Pizzabäcker mit syrischen Süßspeisen den Gaumen der Gruppe kitzeln. Denn viele Köche verderben hier nicht den Brei, sondern bringen die richtige Würze ins Leben.
Manuela Hoflehner