Kein Thema schafft es besser, sowohl bei Eltern als auch bei ihren Sprösslingen ein beidseitiges Gefühl der größten Peinlichkeit hervorzurufen, als das Thema Aufklärung und Sexualität. Es gibt jedoch Wege abseits des althergebrachten Mutter-Tochter- und Vater-Sohn-Gesprächs, damit die Eltern sich sicher und informiert fühlen und der Nachwuchs weiß, dass es jemanden gibt, mit dem er reden kann.
Schon früh beginnt die Neugierde gegenüber dem anderen Geschlecht, das langsame Sich-Annähern nach der Phase, in der Mädchen nur mit Mädchen und Jungs mit Jungs spielen. Jugendliche machen heutzutage schon viel früher ihre ersten Erfahrungen, oft in Unwissenheit ihrer Eltern. Diese sind dabei durch ihren Informationsmangel von Sorgen geplagt und flüchten sich etwas hilflos in Gespräche, die beide Seiten als peinlich empfinden. Allzu oft ist das Resultat, dass der Nachwuchs sich durch die große Neugier der Eltern zurückzieht, aus Angst, die Eltern könnten mit den eigenen Entscheidungen nicht einverstanden sein. Die Eltern hingegen sind so klug als wie zuvor, und statt einer offenen Gesprächskultur entsteht Distanz.
Was Jugendliche jetzt brauchen
Für Eltern ist es nicht einfach, das richtige Gleichgewicht in dieser Phase zu finden. Sie müssen Informationen mit Fingerspitzengefühl so vermitteln, dass die Sprösslinge sie annehmen. Wichtig ist, die Entscheidungen der eigenen Kinder nicht moralisch zu verurteilen, sondern sie behutsam zu begleiten. Die Kinder und Jugendlichen sollen spüren, dass die Eltern ihre Anliegen ernst nehmen und nicht verbieten oder steuern wollen. Dazu braucht es auch einen respektvollen Abstand. Eltern müssen erkennen, wann sich ihr Kind Austausch wünscht und wann es Zeit und Ruhe für sich braucht. Eltern sollen als Ansprechpersonen da sein und signalisieren, dass sie offen für Fragen sind, aber nicht zu neugierig werden.
Findet ein Gespräch statt, sollte es für beide – für Eltern und für die Jugendlichen – angenehm und ohne Druck sein. Das Gespräch findet am besten an einem neutralen, ungestörten Ort in der Wohnung statt, wie z.B. in der Küche oder im Wohnzimmer.
Wenn die Jugendlichen bestimmte Fragen nicht beantworten möchten, sollte das respektiert werden. Gleiches gilt natürlich auch für die Eltern. Beim Thema Sexualität bewegt man sich in einer leicht verletzlichen Intimsphäre. Da kann es für beide Seiten Bereiche geben, die man für sich behalten möchte. Jeder und jede setzt dabei die eigenen Grenzen fest.
Wenn das Gespräch in die Hose geht
Verläuft das Gespräch nicht wie geplant und herrscht doch die Peinlichkeit vor oder kommen – von beiden Seiten – zu unmittelbare und unerwartete Fragen, ist das kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Eltern können später an das Gespräch anknüpfen und Dinge geraderücken oder Gesagtes anders erklären. Schließlich gibt es mehr als ein Gespräch.
Sollte der Nachwuchs immer wieder bei derartigen Gesprächen abwinken und kein Interesse zeigen, das Thema mit den Eltern zu besprechen, können Eltern trotzdem unterstützend wirken. Sie können den Sprösslingen Informationsbroschüren und Bücher geben. Manche Jugendliche eignen sich das Wissen lieber „für sich“ an. Das ist auch in Ordnung und sollte respektiert werden. Wenn die Eltern offen signalisieren, dass sie nach wie vor immer da sind für Fragen und zum Zuhören, fühlen sich die Jugendlichen trotzdem gut begleitet und sind vielleicht später bereit, mit einem Elternteil zu sprechen.