Wer mehrere Kinder hat, kennt die Situation sicherlich sehr gut, dass Geschwister sich einerseits sehr lieben und im nächsten Moment spinnefeind sind. Dazu ein paar Gedanken.

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Geschwister suchen sich nicht aus, in welche Familie sie hineingeboren werden. Es gilt da also mit jemandem auszukommen, der vielleicht ein komplett anderes Temperament hat, und den/die ich vielleicht nicht immer unbedingt sympathisch finde. Rivalität unter Geschwistern ist in gewissem Rahmen vorprogrammiert: Es kann schwer sein, die Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung der Eltern oder das Spielzeug zu teilen. Und wenn wir in die Tierwelt schauen, dann sehen wir da ganz deutlich, wie Tierkinder sich aneinander messen und für die „Realität“ trainieren. Das machen auch Menschenkinder. An Geschwistern kann ich mich ganz wunderbar reiben, ausprobieren und schauen, wie mächtig ich denn über andere bin. Dabei kann ich mir ganz sicher sein, dass sie trotzdem da sind – ich kann mich auf die sicheren Familienbande verlassen und in einem solchen geschützten Rahmen meine Kräfte erproben. So lernen Kinder, sich in einer Gruppe zu positionieren, zu kooperieren, Konflikte zu lösen und auch, auf die Gefühle und Wünsche anderer zu achten.

 

Aus dem Buch „Hilfe meine Kinder streiten. Ratschläge für erschöpfte Eltern.“ von Faber und Mazlish (1994) möchte ich mir gerne einen Vergleich ausborgen. Lehne dich kurz innerlich zurück und fühle dich in das Beispiel ein:

„Stellen Sie sich vor, Ihr Mann nimmt Sie in den Arm und sagt: ‚Schatz, ich liebe dich so sehr, und du bist so wunderbar, dass ich mich entschlossen habe, mir noch so eine Frau zu nehmen wie dich.‘

Als die neue Frau dann schließlich in Ihr Leben tritt, stellen Sie fest, dass sie sehr jung ist und durchaus einen gewissen Charme hat. Wenn Sie zu dritt ausgehen, begrüßen die Leute Sie zwar sehr höflich, aber ihre Begeisterung gilt der Neuen. ‚Ist sie nicht bezaubernd? Sie ist einfach toll!‘ Dann wenden sie sich an Sie und fragen: ‚Wie gefällt Ihnen die neue Frau?‘

Die neue Frau braucht etwas zum Anziehen. Ihr Mann geht an Ihren Schrank, nimmt ein paar von Ihren Pullovern und Hosen und gibt sie ihr. Als Sie protestieren, erklärt er Ihnen, Sie hätten etwas zugenommen, die Sachen wären Ihnen sowieso zu eng und ihr würden sie genau passen.“

Wie geht es dir damit? Wie würdest du auf die neue Situation, auf die „neue Frau“ oder den neuen Mann reagieren? Zugegeben, es mag ein bisschen überspitzt klingen. Dennoch verlangt es einen großen Schritt in Richtung Reife für ein Kind, wenn ein Geschwisterchen in die Familie kommt.

Eifersüchteleien zwischen Geschwistern und Kindern generell treten immer wieder auf. Besonders eifersüchtig reagieren Kinder oft im Alter von 18 Monaten bis dreieinhalb Jahren. In dieser Zeit möchten sie die Aufmerksamkeit der Eltern ganz für sich haben. Insbesondere wenn weitere Geschwister geboren werden, wird das Thema Eifersucht aktuell. Das ältere Kind wird sich auffällig verhalten, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht möchte es das jüngere Kind sogar verletzen, oder es benimmt sich selbst wieder wie ein Baby um versorgt zu werden.

Eifersucht können wir nicht abschaffen, aber wir können helfen, damit die Eifersucht weniger intensiv ist. Hier einige Vorschläge:

  • Wenn ein Baby geboren wird, dann bereite dein älteres Kind schon im Vorfeld darauf vor. Erzähle ihm von dem Baby und sprich mit ihm darüber, wie die Situation nach der Geburt sein wird.
  • Beziehe das ältere Kind bei der Pflege des Neugeborenen aktiv mit ein. Lass es beispielsweise beim Füttern oder beim Wickeln helfen oder lass ihm dem Baby etwas vorsingen.
  • Hilf deinem älteren Kind, seine Gefühle auszudrücken und einzuordnen. Z.B.: „Du ärgerst dich, weil Papa alleine mit dem Baby spazieren gegangen ist und nicht mit dir gespielt hat.“
  • Verbringe gezielt Zeit alleine mit dem älteren Kind, zeige ihm, dass es geliebt wird und besonders ist.
  • Ermutige das ältere Kind häufig.
  • Wenn das ältere Kind das Baby verletzen möchte, achte darauf, die beiden nicht alleine zu lassen. Setze eine Grenze: Mach deutlich, dass du es nicht zulassen wirst, dass das ältere Kind das Baby verletzt.

 

Für ältere Kinder könntest du den Geschwister-Alltag mit den folgenden Tipps entspannen:

  • Grundsätzlich gilt es, Ablehnungs-Gefühle eines Kindes gegen sein Geschwisterchen an- und ernst zu nehmen, anstatt sie dem Kind auszureden. Die Gefühle des Kindes haben eine Daseins-Berechtigung.
  • Hilf deinem Kind, seine Wut auszudrücken, ohne das andere Kind zu verletzen oder zu beleidigen, z.B. indem es auf einen Polster schlagen kann.
  • Vermeide Vergleiche. Sag dem Kind direkt, was dich an seinem Verhalten stört oder was du gut findest.
  • Liebe jedes Kind individuell und behandele es nach seinen Bedürfnissen und seiner Eigenart, anstatt zu versuchen, alle Kinder gleichzumachen.
  • Gestehe jedem Kind Zeit und Zuwendung allein mit den Eltern zu.
  • Abgrenzungsmöglichkeiten, ein Rückzugsort und eigene Besitztümer sind wichtig.

 

Für weniger Stress und mehr Freude in der Erziehung!

Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)

www.elternwerkstatt.at