Die gebürtige Rohrbacherin Monika und ihr Mann Andreas Stadler führen seit drei Jahren einen kleinen Laden namens “natürlich baby” in der Goethestraße 7, in Linz. Auf rund 100 Quadratmetern verkaufen Sie hier ökofaire Baby- und Kinderbekleidung von Größe 44 bis 116. Aber auch umweltfreundliche Wickel-, Still- und Hygieneprodukte, Tragehilfen, Schnuller, Babyflaschen und Reinigungsmittel findet man im Sortiment.
Grünschnabel: Warum haben Sie dieses Geschäft gegründet?
Monika: Wir haben während meiner Schwangerschaft noch in Wien gelebt und entdeckt, dass es bei Popolini alles gibt, was man braucht, um sein Kind relativ schadstoff-frei einzukleiden. Als wir dann nach Linz übersiedelt sind, haben wir das vermisst.
Nachdem wir vorher schon umweltbewusst gelebt haben und ich mich als Mutter extrem gut eingelesen habe übers Stillen, Tragen und über Windeln und ich wieder arbeiten wollte, haben wir uns entschieden, selber so einen Laden aufzumachen.
Andreas: Ausschlaggebend war, dass unser Sohn Neurodermitis bekam. Schon ein paar Tage nach der Geburt begann seine Haut abzuschuppen. Ab da war klar, dass er extrem empfindlich ist, was die Haut betrifft. Da haben wir uns natürlich darüber informiert, was man tun soll, was man tun darf, welche Möglichkeiten man hat um die Erkrankung zu lindern. Und da spielt die Bekleidung eben eine wichtige Rolle.
Monika: Genau, da versucht man halt alles zu vermeiden, was die Haut stressen könnte. Wobei ich niemals Heilsversprechen mache. Mit einem ökofairen Gewandstück kann ich keine Neurodermitis heilen. Sicher, man kann’s schlimmer machen, vor allem, wenn man Waschmittel verwendet, die Zusatzstoffe beinhalten, die die Haut zusätzlich reizen.
Es gab aber auch noch andere Überlegungen, die uns wichtig waren. Dass unser Kind zum Beispiel in einer schadstoffarmen Welt aufwachsen soll und in keiner vergifteten. Wir wollen auch nicht, dass die Sachen, die unser Sohn trägt, in einem Sweatshop hergestellt werden, sondern in einer fairen Produktion, wo es keine Kinderarbeit gibt.
Grünschnabel: Wie alt war ihr Sohn damals?
Monika: Etwa zweieinhalb Jahre.
Grünschnabel: War das ihre erste Erfahrung mit der Selbstständigkeit?
Monika: Ja für mich schon. Für meinen Mann nicht. Er war ja schon selbstständig.
Grünschnabel: Wie zufrieden sind Sie jetzt nach drei Jahren?
Monika: Sehr. Natürlich war´s am Anfang nicht so wie jetzt, aber wir sind sehr zufrieden. Danke.
Grünschnabel: Und was sagen Ihre Kunden zu Ihrem Geschäft?
Monika: Sie sagen, dass sie zufrieden sind (lächelt).
Wir haben ganz viele Stammkunden, teilweise auch welche, die bereits ihr zweites Baby erwarten und in dieser Schwangerschaft wieder zu uns einkaufen kommen.
Es kommen aber auch viele, die zum ersten Mal schwanger sind und wissen wollen, was man braucht, so wie ich damals bei meiner ersten Schwangerschaft. Manche kommen aber auch einfach um sich Tipps zu holen, wenn´s ums Stillen geht oder zum Ratschen.
Grünschnabel: Gibt es etwas Vergleichbares in Linz oder OÖ?
Monika: Meines Wissens nach nicht. Die nächsten vergleichbaren Läden, die ich kenne, sind in Wien und Salzburg.
Andreas: Natürlich gibt es Bekleidungsgeschäfte, die teilweise auch Biogewand und Kindermode anbieten. Bei uns kann man aber abgesehen von Möbeln alles kaufen, was man für eine ökologische und fair gehandelte Erstausstattung braucht und zwar in Bio UND Fairtrade.
Monika: Ja, dieses Produktsortiment, wie wir es anbieten – von der Tragehilfe über Still-BHs hin zu ökofairer Kinderkleidung – hat keiner.
Grünschnabel: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Produkte beim Einkauf aus?
Monika: Also Grundvoraussetzung dafür ist, dass sie Bio und Fairtrade sein müssen. Außer Milchpumpen. Da gibt´s halt noch nix anderes als Kunststoff.
Dann kaufe ich nix was mir nicht gefällt und hoffe, dass das auch den Geschmack unserer Kunden trifft – aber für gewöhnlich ist das immer der Fall (lacht).
Und drittens kaufe ich nur Dinge, die praktisch sind. Viele Produkte können wir aus eigener Erfahrung weiterempfehlen.
Grünschnabel: Wie viele Produzenten stecken hinter den Produkten, die Sie hier zum Verkauf anbieten?
Andreas: Puh, das ist schwierig. Die Auswahl ist inzwischen schon so riesig. Da muss man nix mehr mit Müh und Not zusammenkratzen um das Geschäft voll zu kriegen. Insgesamt verkaufen wir hier Produkte von etwa 70 Herstellern.
Monika: Ja, aber ich wähle jetzt nicht unbedingt einen Lieferanten aus Australien aus. Auch wenn die Sachen bio und fair sind. Ich muss ja nicht unbedingt Dinge vom anderen Ende der Welt her karren.
Grünschnabel: Das heißt, Sie achten auch auf regionalen Bezug?
Monika: Ja, wenn’s geht – sicher!
Bei Baumwolle zum Beispiel nicht, weil die bei uns schlecht wächst. Dafür bestellen wir unsere Lederpatscherl aus Deutschland. Sie werden gegerbt und gefertigt in Deutschland. Aber auch die Haut die dafür verwendet wird, kommt aus deutschen Schlachthöfen.
Andreas: Tierfreundlichkeit ist übrigens auch ein wichtiges Thema für uns. Wir achten zum Beispiel darauf, dass die Schafwollprodukte aus mulesingfreier Haltung stammen.
Grünschnabel: Wie bitte? Was ist denn das?
Monika: Die meiste Wolle wird in Neuseeland und Australien von Merinoschafen produziert und zwar unter sehr miesen Bedingungen! Sie wurden darauf gezüchtet, faltige Haut zu bekommen, damit ihnen mehr Wolle wächst. Die Falten und der hintere Bereich werden dadurch aber oft von Parasiten befallen. Um das einzudämmen treibt man die Schafe durch Pestizidbäder. Wenn das nicht reicht wird einfach am Gesäß rund um den Schwanz ein Stück Haut ohne Narkose weggeschnitten. Die Wunde infiziert sich oftmals und die Schafe leiden immens darunter. Im schlimmsten Fall gehen sie daran zugrunde.
In Neuseeland und Australien ist dieses Verfahren erlaubt, in Europa aber nicht. Deswegen achte ich immer darauf wo die Wolle herkommt.
Grünschnabel: Gibt es Produkte, die sie besonders mögen?
Monika: Mhm (überlegt)…Die Wickelbodys von Popolini zum Beispiel haben wir geliebt, als unser Sohn noch ein Baby war. (Andreas nickt)
Im Winter lieben wir die Wolle-Seide Sachen, weil die sogar unser Sohn mit seiner Neurodermitis verträgt. Auch mein Sohn liebt seine Wolle-Seide-Unterwäsche im Winter. Und das obwohl sie unspektakulär in Naturfarben ist ohne lustigen Aufdruck.
An Marken lieben wir ansonsten Frugi. Die ist sehr bunt und lustig. Da tu ich mir sehr schwer bei der Auswahl. Am liebsten würde ich jedes Mal den ganzen Katalog bestellen.
Grünschnabel: Wie gut lässt sich ihre selbstständige Arbeit mit ihrem Familienleben organisieren? Haben Sie das Gefühl, dass genug Zeit für Ihren Sohn bleibt?
Andreas: Es war schon ein Spagat am Anfang. Wer sich mit einem Kind selbständig machen will, der soll ganz oben dick und fett sein Kind hinschreiben. Denn wenn man es einmal aus einem guten Grund vernachlässigt, wird man es immer aus einem schlechten Grund tun. Und das wollten wir nicht. (Monika nickt) Nicht zuletzt deswegen werde ich meine aktuelle Arbeit aufgeben und etwas in Teilzeit suchen. Oder ich mache hier im Laden mehr mit.
Grünschnabel: Apropos. Haben Sie auch Mitarbeiter?
Andreas: Ja, mittlerweile haben wir mit Monika insgesamt fünf Angestellte. Die Arbeit verteilt sich auf viele Personen mit wenigen Stunden. Ich finde das funktioniert auch mit Kind ganz gut.
Grünschnabel: Kann man sagen, dass Sie sich hier ihren Traumjob geschaffen haben?
Monika: Ja, auf jeden Fall. Ich wollte immer schon gern einen kleinen Laden haben für mich.
Grünschnabel: Der Name ihres Geschäfts lautet “natürlich baby”. Was bedeutet Natürlichkeit für Sie?
Andreas: Also ich versteh darunter “geerdet sein”, den Kontakt zu seinen Wurzeln nicht vergessen, auch wenn man vielleicht rundherum von Beton umgeben ist.
Sich fragen: “Ist das was ich mache nur für mich gut oder auch für andere? Passt das in das soziale Umfeld rein, das ich mir wünsche?” Und da sind Dinge, die ich mir kaufe, ein wichtiger Bestandteil davon.
Grünschnabel: Was wünschen Sie sich vom Christkind?
Monika (schmunzelt): Das hat etwas mit Zeit zu tun. Ich wünsche mir einen Staubsaugerroboter. Ja, ich weiß, das ist nix Biologisches. Aber wissen Sie, wir haben zwei Katzen mit langen Haaren zu Hause und es muss jeden Tag gesaugt werden. Wenn ich heim komme von der Firma schwinge ich zuerst einmal unseren Staubsauger – und diese Zeit würde ich lieber mit unserem Kind verwenden.
Sabine Blöchl