Wer eine Bank gründet, muss einen langen Atem haben. Mit der Finanzkrise verloren viele ihr Vertrauen in die Banken. Gleichzeitig kam bei manchen der Wunsch auf, aktiv eine nachhaltige Veränderung im Finanzbereich zu schaffen. Das Resultat ist ein ambitioniertes Projekt: eine Bank zu gründen, die Wert auf das Gemeinwohl legt.

Noch immer zeigt die Finanzkrise ihre globalen Auswirkungen. Länder sind massivst verschuldet, die Arbeitslosenzahlen steigen weiter und eine ganze Generation wächst mit dem Gefühl permanenter Verunsicherung auf. Die Kosten und Auswirkungen der Finanzkrise tragen nicht jene, welche sie verschuldet haben. Sie müssen von der Allgemeinheit getragen werden.

Neben einem Gefühl der Ohnmacht wächst in dieser Situation oft auch ein Gedanke: Was kann ich tun, um so ein System nicht weiter zu unterstützen? Welche Alternativen gibt es, um mein Geld bei einer Bank anzulegen, die mir und anderen Menschen dient, statt auf die eigene Gewinnmaximierung zu schauen?

Die Macht des Geldes

Was Banken heutzutage mit dem Geld, das wir dort „deponieren“, tun können, ist beachtlich: Kriege in Afrika werden damit finanziert, Atomprojekte unterstützt, und Nahrungsmittel-Spekulationen rauben den Menschen ihre Lebensgrundlage, mit dem einzigen Zweck, das Geld zu vermehren. Vielen ist nicht bewusst, auf welche Art ihr Geld auf der Bank „für sie arbeitet“. Vor allem in Österreich sind die Möglichkeiten gering, selbst mitzubestimmen, was mit dem Geld auf dem Konto gemacht wird. Manche Ethik-Wertpapiere beinhalten gewisse Ausschlusskriterien – z.B. dass weder Kinderarbeit noch die Rüstungs- oder Atomindustrie durch sie unterstützt werden. Diese bewegen sich jedoch oft auf Minimalstandards und berühren den Kern der Sache nicht einmal. Außerdem umschließen sie meist nur Wertpapiere, keine regulären Bankkonten. Für viele Bankkundinnen ist dies eine sehr unbefriedigende Lösung.

Alternativbanken im Ausland

Im deutschsprachigen Ausland ist man in diesem Bereich schon weiter. In Deutschland und in der Schweiz gibt es bereits Alternativbanken wie Triodos oder GLS, die sich einem anderen Finanzmodell verschrieben haben. Bei diesen stehen transparente Kundenbeziehungen im Vordergrund und sie konzentrieren sich auf Projekte, die zu einer nachhaltigen und regionalen Wertschöpfung beitragen.

Projekt in Österreich

Mit der Finanz- und Bankenkrise von 2008 entstand auch in Österreich eine Initiative, die eine Alternativbank aus die Wiege hieven möchte. Unter der Schirmherrschaft von Christian Felber soll die „Bank für Gemeinwohl“ gegründet werden. Sie möchte sich wieder auf das Kerngeschäft von Banken konzentrieren: Kreditvergabe, Spareinlagen und Zahlungsverkehr. Dabei verwurzelt sie sich in regionalen Projekten und möchte vor allem das Gemeinwohl maximieren – nicht den Gewinn.

Die Vision der neuen Bank wurde 2011 erstmals beschlossen. Seitdem arbeitet ein Team daran, diese Vision zur Wirklichkeit zu machen. Keine einfache Sache, wie die Beteiligten feststellen mussten. Insgesamt müssen 16 Millionen Euro an Eigenkapital lukriert werden, um die Bank gründen zu können.

Kredite werden nach Gemeinwohl-Orientierung vergeben

Die Bank für Gemeinwohl soll als Genossenschaft gegründet werden, in der jede/r GenossenschafterIn eine Stimme hat – unabhängig von der Anzahl der Genossenschaftsanteile. Für Einlagen soll es die marktüblichen Zinsen geben. Zusätzlich soll jedoch die Möglichkeit bestehen, auf Zinsen zu verzichten, um damit gemeinwohl-orientierte Projekte zu fördern. Für sozial benachteiligte Menschen soll es gebührenfreie Konten geben.

Auch bei der Kreditvergabe spielt das Gemeinwohl eine Rolle. Jedes Kreditansuchen wird einer Gemeinwohlprüfung unterzogen. Projekte, die Mindeststandards nicht erfüllen, werden nicht finanziert, während nachhaltige Projekte eine günstigere Finanzierung erhalten. Denn der Basisgedanke der Bank lautet: Wer sich solidarisch, demokratisch und nachhaltig verhält, soll weniger Steuern, Zölle und Zinsen zahlen.

Die Gemeinwohl-Orientierung der Bank selbst wird jährlich in der Gemeinwohl-Bilanz dokumentiert.

Eine Bank mit Bildungsauftrag

Die Bank für Gemeinwohl will sich überparteilich für den Aufbau eines demokratischen, nachhaltigen und gerechten Geldsystems einsetzen. Neben der Bank soll eine Akademie gegründet werden, die Wissen über das Geld- und Bankwesen vermittelt und Konferenzen zum Finanzsystem veranstaltet.

Ausblick auf die Zukunft

Aktuell sind als Ziel 40.000 GenossenschafterInnen gesetzt, welche insgesamt 15 Millionen Euro für die Bank für Gemeinwohl bereitstellen würden. Dadurch wird von Beginn an eine ausreichende Stabilität gewährleistet. Beginnen soll die Bank für Gemeinwohl als Online-Bank mit einer Geschäftsstelle in Wien. Bis dahin muss jedoch noch ein Projektkatalog erstellt werden. Ab März/April 2014 können die ersten GenossenschafterInnen Anteile kaufen und im Herbst 2014 soll es dann in die nächste Phase gehen. Der reguläre Bankbetrieb soll 2015 starten.

Seit Jänner 2013 konzentrieren sich auch zwei Bankexperten im Verein hauptamtlich darauf, die notwendigen Schritte zum Entstehen der Bank voranzutreiben. Sie agieren bis zur Gründung der Bank als Projektkoordinatoren. Auch bei den notwendigen Vorgesprächen mit der Finanzmarktaufsicht zum Erlangen der Banklizenz spielen sie die Hauptrolle.

Weitere Informationen zur Bank für Gemeinwohl:

www.demba.at

Manuela Hoflehner